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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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dafür bezahlen müssen. Die Zahlungsweise bestimmte er.
    Er merkte, dass Seaton sich anschickte, sich rechts neben ihn zu setzen, aber er beachtete ihn nicht. Sollte Onslow doch als Erster hören lassen, was er zu sagen hatte.
    Immerhin, räsonierte Dougald bei sich, hatte Seaton mindestens zwei Earls of Raeburn umgebracht und versuchte sich gerade an dem nächsten.
    Dougald hatte sie in der Falle. Schon wieder. Gänzlich. Und in jeder erdenklichen Hinsicht.
    Hannah stand am Fenster des riesigen, sonnigen Handarbeitszimmers im Turm des Westflügels und blickte zu dem Turm hinüber, der sich überm Ostflügel erhob. Eine andere der Raeburn-Ladys war dort drüben gefangen gewesen und hatte sich mit einem selbstmörderischen Sprung befreit.
    Nicht dass Dougald sie jemals wirklich einsperren würde oder Hannah je in den Tod springen würde – aber Dougald hatte sie so fest in der Falle sitzen, als hätte er einen Schlüssel umgedreht. Ihr Magen rumorte. So wie jetzt hatte sie sich noch nie gefühlt, nicht einmal, als er gedroht hatte, ihr den Hals umzudrehen. Es war eine vage Drohung gewesen, die sie nur hatte einschüchtern sollen. Und sie hatte sich wieder gefasst, weil sie ihn eines Mordes nicht für fähig hielt. Er war doch immerhin ihr Geliebter gewesen. Ihrer beider Körper waren ineinander verschlungen gewesen, ihre Leidenschaft war eins gewesen, und sie waren sich so nahe gewesen, wie zwei Menschen sich nur nahe sein konnten.
    Zumindest … hatte sie das geglaubt. Vielleicht war auch diese Nähe nichts anderes als eine Illusion gewesen, die ihrer Jugendlichen Fantasie entsprungen war und dem Wunsch, wenigstens einen Menschen zu haben, der sie liebte. Schließlich stand Dougald jetzt inmitten des bunten Netzes ihrer Begierde und schickte sich an, sie in eben jenem Netz zu fesseln und niederzuhalten.
    Tante Ethels Stimme unterbrach ihren Trübsinn. »Nun mach schon, Spring, frag sie.«
    Hannah krümmte sich bei der Vorstellung, welche Umstände die Damen möglicherweise geklärt haben wollten.
    Hoch über den restlichen Bauten des Schlosses drang in das Turmzimmer Morgen- und Abendsonne und alles Licht dazwischen. Die Tanten saßen über eine lange Platte gebeugt, die schwer beladen Zeugnis von all ihren Interessen ablegte. Eine von Tante Ethels preisgekrönten Rosen stand in einem Blumentopf vor Minnies Zeichenbrett. Und vor Tante Springs Platz lagen hübsch aufgereiht eine ganze Kollektion polierter Steine, silberne Fassungen und GoldschmiedeWerkzeug. Tante Isabels Teleskop wies durchs Fenster hinaus zum Himmel. Näharbeiten und Teile eines Gobelins lagen über den ganzen Tisch verstreut. Das Zimmer schien erfüllt von leuchtenden Garnen in Königsblau und Purpur, Karmesinrot und hellem Pfirsich. Am größten der Fenster standen einander vier Webstühle gegenüber.
    Webstühle. Was hatten ältliche Damen mit Webstühlen zu schaffen?
    »Frag sie, Spring. Wir müssen wissen, ob sie es ist.«
    Hannah blickte zwar auf die grünen, wogenden Hügel hinaus, Tante Isabels Trompetenstimme hörte sie dennoch klar heraus. Genau genommen hörte sie alle vier, denn die anderen drei taten ihr Bestes, Tante Isabels Schwerhörigkeit wettzumachen. Dass in diesem Raum kein Geheimnis Bestand hatte, war klar.
    Hannah stellte sich auf das Schlimmste ein, als Tante Spring auf sie zugetrippelt kam. »Liebe Miss Setterington, ist es denn wahr?«
    »Das hängt davon ab, was Sie wissen möchten«, argwöhnte Hannah.
    »Uns interessiert nur eines.« Tante Spring blinzelte Hannah kurzsichtig an. »Stimmt es, dass Sie unsere gute Königin Victoria persönlich kennen?«
    Hannah schaute in Tante Springs arglose Augen. Das war nicht die Frage, die sie erwartet hatte. Nach der Szene beim Frühstück summte das ganze Schloss doch förmlich vor Neugier, was ihre Beziehung zu Dougald anging. Inzwischen musste schon eine ganze Phalanx von Gerüchten zirkulieren, über sie und den Hausherrn, ihren familiären Hintergrund und ihre Herkunft.
    »Sie wollen wissen, ob ich die Bekanntschaft der Königin machen durfte?«, erwiderte Hannah verblüfft.
    »Ja. Ganz genau das.«
    Was bedeutete Tante Spring das? Und was sollte Hannah jetzt antworten?
    Hannah kannte Queen Victoria. Sie fragte sich nicht lange, wie Tante Spring davon erfahren hatte. Das lag auf der Hand; Dougald hatte Hannah ausspioniert und dabei nicht den kleinsten Winkel ausgelassen – speziell diese Information beschloss er an seine Tanten weiterzugeben. »Ich bin von Ihrer Majestät

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