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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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sicher ist. Im Augenblick steht
Madame …«
    »Sie kann warten.« Dougald wischte die Schreibfeder ab und steckte sie in den Löschsand. »Kommen Sie her. Setzen Sie sich. Und sagen Sie mir, ob mein Verdacht zutrifft.«
    Unglücklich schaute Charles zur Tür. »Aber
Madame
wartet auf einen Bescheid. Ich sollte ihr vielleicht …«
    »Miss Setterington
ist lediglich eine Angestellte. Sie wird so lange warten, wie es mir gefällt. Setzen Sie sich, und berichten Sie mir von Ihren Nachforschungen!«
    »Wie Sie wünschen, Mylord.« Vor zehn Jahren wäre Charles Dougalds Tonfall wegen beleidigt gewesen und hätte seinem Herrn das auch zu verstehen gegeben. Doch jetzt gehorchte er eilfertig, wohl wissend, ewiglich auf Bewährung zu sein. Er setzte sich auf den Stuhl mit der geraden Lehne und sah Dougald über den Schreibtisch hinweg in die Augen – ein ältlicher Herr aus Frankreich, der sein Leben dem Wohlergehen der Pippards gewidmet hatte. Mit im Schoß gefalteten Händen begann er: »Als ich vor fünf Jahren zum ersten Mal auf Ihre Anweisung hin nach Raeburn Castle gereist bin, um nach
Madames …
Miss Setteringtons Familie zu suchen, hat man hier in der Gegend über den Tod der beiden jungen Herrn getuschelt. Wobei es sich aber zwingend um einen Unfall gehandelt haben muss, es sei denn, der Mörder hätte die Fähigkeiten besessen, auf See einen Sturm zu verursachen.«
    Dougald nickte. Er hatte genug darüber gehört, um mit dieser Erklärung leben zu können.
    »Mir kam zu Ohren, dass der alte Lord im Sterben lag was wiederum nicht auf menschliches Betreiben zurückzuführen war, sondern auf natürlich fortschreitendes Alter –, und ich wusste selbstverständlich von Ihrer Verbindung zu dem Titel …«
    »Ich selber wusste damals praktisch nichts davon. Warum dann Sie?«
    »Ihr Vater …«
    »Aha. Mein Vater.« Charles brauchte nichts weiter zu sagen. Dougald erinnerte sich durchaus, wie gierig sein Vater dem Reichtum und einem Adelstitel hinterhergejagt war. Alles im Namen der Familie Pippard! Alles nur, um den Ruhm der Linie zu mehren. Und er tat es seinem Vater gleich.
    Dougald schloss einen Moment lang die Augen und dachte an Hannah, die draußen vor der Tür saß, vielleicht auch auf und ab ging oder ihn verfluchte. Sie würde die Mutter seines Kindes werden und den Ruhm der Pippards in die nächste Generation tragen. Er konnte nur hoffen, dass sie die Ehre zu schätzen wusste, denn mehr würde sie nicht erhalten – dafür war er gewillt zu sorgen.
    Charles sagte: »Ich bin dann gelegentlich wieder hergekommen …«
    »Weshalb?«
    »Die Gegend hatte es mir angetan, und Sie waren seinerzeit so großzügig, mir Urlaubstage zu gewähren; also bin ich nochmals in diese Gegend gefahren.«
    Der Lord starrte ihn an. Das stimmte natürlich nicht. Charles wäre niemals grundlos verreist. Er war nach Lancashire zurückgekehrt, um Erkundigungen den Titel betreffend anzustellen, und hatte gegen jede Vernunft gehofft, das Schicksal möge es gut meinen mit seinem Herrn. Was es auch tat.
    Charles wich Dougalds Blick aus und setzte eiligst hinzu: »Wenn das, was ich herausgefunden habe, stimmt, dann muss ich annehmen, dass die letzten beiden Lords gezielt ums Leben gebracht wurden.«
    »Die Treppe hinuntergestoßen und über die Klippen …« Hätte Dougald es nicht besser gewusst, hätte er hinter diesen Verbrechen Charles vermutet. Charles betrachtete es als Lebensinhalt, der Familie Pippard in jeder erdenklichen Weise zu Diensten zu sein; vielleicht glaubte er auch, dass der Titel Dougalds Zorn auf ihn besänftigen würde. Aber niemals hätte Charles eine Gefahr für Dougald geduldet, und wenn auch nur deshalb, weil sein eigenes Schicksal auf Gedeih und Verderb von Dougalds abhing.
    Dougald betrachtete seine Finger. Das Daumengelenk war immer noch geschwollen und schmerzte, wenn er es bewegte. Gebrochen, mutmaßte er, oder geprellt. Der Kratzer von der Wange zur Stirn verblasste langsam, aber sein Bein legte er immer noch gerne hoch. Er war nie zuvor so schlimm zusammengeschlagen worden und wäre ohne die Erfahrung seiner Straßenkämpfe wohl nicht entkommen. So hatte er immerhin zwei bewusstlose Männer zurückgelassen und dem dritten den Arm gebrochen. Dann war er schnellstmöglich nach Raeburn zurückgeeilt und hatte gehofft, jemanden aufzutreiben, den er an die Stelle zurückschicken konnte. Aber außer dem verrückten Alfred war keiner wach gewesen, und der hatte sich geweigert, Dougald ins Schloss zu lassen. Der

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