Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
dass ich dich nicht anhören wollte.«
    Ah! Vielleicht jagte nicht der Brief ihm Ehrfurcht ein, sondern die Anstifterin Verdruss. Hannah sah sich genötigt, ihre Worte sorgsam zu wählen, weil er ihr mit seiner Weigerung durchaus eine Entschuldigung für ihr eigenmächtiges Handeln gegeben hatte und sie tatsächlich wütend gewesen war, als sie den Brief an die Königin verfasst hatte.
»Rache
ist ein zu großes Wort. Allerdings gebe ich zu, dass es mich nicht gekümmert hat, ob du verstimmt sein würdest. Aber dass du gleich so anmaßend reagierst, wäre mir nicht im Traum eingefallen.
    »Anmaßend?«, röhrte er so laut, dass sie zusammenfuhr.
    Sie musste sich erst erholen, bevor sie angelegentlich ihren Rock glatt streichen und ihn argwöhnisch anblicken konnte. »Meine Güte, Dougald! Es gibt keinen Grund, so heftig zu reagieren! Du hast das Antwortschreiben bekommen, und damit ist ja alles gut. jetzt haben wir etwas, das wir den Tanten zeigen können. Sie werden natürlich enttäuscht sein aber einen an sie adressierten Brief der Königin in Händen zu halten sollte den Schmerz über die Absage lindern.«
    Dougald hob den Kopf und starrte sie an.
    Hannah rief ungeduldig. »Dougald, ich weiß wirklich nicht, weshalb du dich so aufführst. Sie hat die Einladung schließlich nicht angenommen!«
    »Doch, das hat sie!«
    Unmöglich.
Hannah machte den Mund auf, um sich entsprechend zu äußern, heraus kam aber nichts.
    »Ja, genau!«, sagte er, als hätte Hannah tatsächlich etwas gesagt. Er faltete den Bogen auf und las vor: »Ihre Allergnädigste Majestät Queen Victoria nimmt hiermit Ihre liebenswürdige Einladung an, Sie …«
    Immer noch benommen, schüttelte Hannah stumm den Kopf.
    »Sie hat zugesagt, Hannah,
zugesagt.
In zwei Wochen ist sie da!« Er versetzte ihr einen Klaps mit dem Briefbogen. »Weißt du überhaupt, was es bedeutete, dieses Schloss in einen bewohnbaren Zustand zu versetzen. Und nun ganz zu schweigen davon, es für einen königlichen Besuch herzurichten?«
    Sie nickte.
    »Ich werde allein um meine laufenden Projekte fertig stellen zu können jeden kräftigen Mann im ganzen Umland anheuern müssen.« Seine Stimme wurde lauter. »Um die Holzvertäfelungen auszubessern, die Malerarbeiten in den Gängen und der großen Halle zu beenden und in der Bibliothek die Regale einzubauen. Dann muss die neue Eingangshalle fertig werden und die Treppe – denn Queen Victoria sollte vielleicht nicht durch die Küche das Haus betreten müssen!«
    »Das wäre wirklich nicht beeindruckend«, murmelte sie.
    »Die königliche Gesellschaft bleibt über Nacht. Die Königin. Der Prinzgemahl. Die königlichen Kinder. Sie brauchen Schlafgemächer, Salons und Kinderzimmer, die nicht mit Staub bedeckt sind und morsche Böden haben.«
    »Oh!«
    »Oh«, machte er sie bösartig nach. »Sollen wir zur Abwechslung über die vielen Bediensteten sprechen, die mit ihnen reisen werden? Und darüber, wo wir
die
unterbringen?«
    »Nein.«
    »Wie sollen wir sie überhaupt vom Bahnhof hierher schaffen? Wir haben nur wenige Wagen, keiner jünger als fünfzig Jahre!«
    »In Alfreds Karren vielleicht?«, piepste sie und verstummte kleinlaut, als der Scherz aus Dougalds finsterer Miene ein wütendes Zähnefletschen machte.
    »Was hast du dir nur dabei gedacht?« Er polterte in der winzigen Schlafkammer auf und ab. »Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Dass Ihre Majestät nicht kommen würde, vielleicht?«
    Seine Nasenflügel blähten sich wie die Nüstern eines Hengsts, der eine Herausforderung witterte. »Hannah, dieses Nähdingens ist eher verflucht als wundervoll.«
    Hannah war entgeistert. »Du hast es noch nicht gesehen?«
    »Nein! Was kümmert es mich, womit alte Frauen ihre Zeit verplempern?«
    »Du bist doch wirklich die Kröte aller Kröten, Dougald! Ich dachte, du hättest den Teppich gesehen und wolltest ihn dir zu Nutzen machen, Ihre Majestät hierher zu locken. Zu deinem eigenen Ruhm.«
    »Die Tanten benutzen, um meinen eigenen Ruhm zu mehren? Idiotischer Gedanke!«
    Hannahs Befriedigung wollte gar kein Ende nehmen. »Vielleicht – aber ich habe dich ja nicht fragen können, weil du mir nie gestattest, dich unter vier Augen zu sprechen«, setzte sie noch darauf.
    Er blieb böse funkelnd stehen. »Sag mir, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Sag mir, dass dieser Wandteppich großartig ist!«
    Hannah dachte an den Gobelin. Den wunderschönen, riesigen, farbenprächtigen Wandteppich, an dem die vier Damen vierundzwanzig

Weitere Kostenlose Bücher