Zärtlicher Hinterhalt
werden. Ich brauche einen Erben, wie du weißt. Und du – du wünschst dir eine Familie. Ein Baby würde ganz dir gehören, und unser Sohn würde dich lieben.
«
Sie hasste ihn, wenn er ihren Wunsch nach einer Familie als Waffe gegen sie einsetzte.
Er lächelte und dachte augenscheinlich, der Gedanke, ein Kind zu bekommen, werde sie zum Schmelzen bringen. »Sind deine Monatsbeschwerden vielleicht schon ausgeblieben?«
»Nein.« Gott sei Dank, nein! Die Vorstellung war entsetzlich, in einem Hause, wo sie an der Seite eines gleichgültigen Ehemannes ein Nichts war, ein Kind großziehen zu müssen.
»Falls ich heute früher fertig werden sollte, können wir ja etwas tun für die Vermehrung.«
Sie schüttelte den
Kopf.
»Du hast heute Abend eine geschäftliche Besprechung.
«
»Richtig.« Mit gerunzelter Stirn zog er seinen Kalender zu Rate. »Dann eben morgen Abend.«
So konnte Hannah nicht weitermachen. Umhätschelt und an der kurzen Leine wie ein Schoßhund. »Wenn ich schon mein Modehaus nicht bekomme, dann lass mich wenigstens den Haushalt führen. Charles hat das übernommen, während ich deine Großmutter pflegte; und nun will er die Verantwortung nicht wieder abgeben!«
Dougald wühlte sich durch die Papiere. Er hatte Jegliches Interesse an Hannahs Ansinnen verloren. »Die meisten Frauen wären froh, wenn ihnen die Pflichten der
Haushaltsführung erspart blieben.«
Bin ich etwa wie ›die meisten Frauen‹? Vielleicht hättest du jemand anderen heiraten sollen.
Sie hatte ihm das alles schon unzählige Male gesagt. Er hörte nicht zu, nahm nicht einmal ihre Worte wahr. Dougald war nur unendlich nachsichtig und tätschelte seinem Püppchen den
Kopf
Hannah sagte noch einmal matt: »Ich habe nichts zu tun und mag so nicht leben. Sei gewarnt, Dougald! Wenn sich das nicht bald ändert, wird unsere Ehe scheitern.«
Es gelang ihr immerhin, seine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Sein Kopf schoss hoch, sein Gesicht rötete sich, die Augen waren nur noch Schlitze. »Willst du mir drohen?«
»Ich versuche, mit dir zu reden.«
»Mit mir zu reden?«, schrie er. »Du nörgelst schon wieder herum!« Er riss sich sichtbar zusammen. »Gar nichts muss sich ändern, wir sind verheiratet, bis dass der Tod uns scheidet. Mach das Beste daraus!«
Das hatte sie auch. Allerdings nicht auf die Art, die ihm vorschwebte. Bevor er sie noch schwängerte und sie auf ewig gefangen war, hatte sie ihn verlassen. Sie hatte das Geld genommen, mit dem er sie förmlich überschüttete, um den Mangel an Zuneigung und Vertrauen zu kompensieren, und war fortgelaufen.
Jetzt saß sie wieder in derselben Falle. Sie schaute zum Kopfende des Tischs. Ruhig, entrückt und unnahbar saß Dougald auf seinem Stuhl. Sie redeten nicht miteinander. Er hatte ihr genauso wenig Verständnis oder Güte zu bieten wie damals, und einmal mehr hatte sich gezeigt, dass Koitus und Liebe nicht dasselbe waren. Doch inzwischen begriff sie, was so viele enttäuschte Frauen fängst wussten – es bedurfte keiner Liebe. Wenn zwei Menschen es miteinander trieben, saß die Frau am Ende höchstens mit einem Kind da.
Sie musste jetzt klug agieren und ihn fortschicken, wenn er zu ihr in die Schlafkammer kam. Und es gut finden, falls er nicht kam.
Sie jedenfalls würde nicht mehr zu ihm gehen.
»Die Matratze ist lumpig.« Dougald rutschte herum, versuchte, den Rosshaarklumpen zu verteilen, der ihm ins Kreuz drückte, und fragte sich, warum, in aller Welt, er das Bett nicht erneuert hatte. Wenn Hannah ihn auch weiterhin in seinem Gemach aufsuchte, dann würde er hier einiges verbessern müssen.
»Du hast gesagt, dich störe das nicht.« Hannah kuschelte sich an seine nackte Brust. »Ohnehin könntest du nicht schlafen …«
»Kann ich auch nicht. Aber ich liege im Bett, und es ist unbequem.«
»Nun ja, wir könnten anderswo hingehen.«
»Dein
Bett ist auch lumpig und verflucht schmal dazu.«
»Ich hatte auch nicht an mein Zimmer gedacht. Ich meinte hier … sie hob den Kopf, betrachtete die grässlichen Möbel und sank wieder zurück. »Vergiss es«, seufzte sie. »Alles hier drin ist schlimm.«
Dougald schaute sich um. Hannah hatte Recht. Alles hier war schrecklich, aber selbst wenn er es gewollt hätte, hätte er nichts daran ändern können. Er hatte Handwerker engagiert, die das Schloss in alter Schönheit erstehen lassen sollten. Die Leute schufteten sowieso schon vom Morgengrauen bis spät in die Nacht. jetzt sein eigenes Schlafgemach renovieren zu lassen
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