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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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die Dienstboten verärgerte, indem er in ihren Herrschaftsbereich eindrang. Das war so typisch für ihn. Sie fand ihn allein in der Küche vor, und vor ihm auf dem Küchentisch sah sie ein kaltes Huhn und einen Laib Brot. Ganz allein war er doch nicht. In der Ecke lag Clarissa, die crèmefarbene Katze, die Sharisse nach ihrer Heimkehr nach einer wochenlangen Suche gefunden hatte. Clarissa säugte ihre drei Kätzchen. Und Charley, der sich nie allzuweit von seiner kleinen Familie entfernte, strich um Marcus' Füße. Sharisse hörte erstaunt, wie ihr Vater sagte: »Verfluchter Kater. Ich vermute, du willst mitessen?«
    »Also so was, läßt du dich doch wirklich erweichen!«
    Marcus zuckte zusammen, drehte sich um und funkelte sie böse an. »Ich bin zu alt, um mich derart erschrecken zu lassen.«
    »Es tut mir leid.« Sie setzte sich an den Tisch und nahm ein Stück Huhn.
    Er sah sie neugierig an. »Du bist früh zurückgekommen. Bist du dahintergekommen, wer dein heimlicher Bewunderer ist?«
    »Nein – vielleicht doch. Am besten erzähle ich es dir gleich genauso, wie es sich abgespielt hat, und dann sehen wir mal, welchen Reim du dir darauf machst. Sheila war im Theater, und sie hat mir erzählt, daß sie Lucas gestern abend bei den Stewarts kennengelernt hat.«
    »Lucas? Du meinst … Lucas?«
    »Ja.«
    »Also, wenn das nicht hochinteressant ist.«
    »Ich finde es eher erschreckend. Könnte es nicht sein, daß jemand anderes sich als Lucas ausgibt?« fragte Sharisse hoffnungsvoll. Aber sie wußte selbst, daß es nicht so sein konnte, nicht nach der glühenden Bewunderung, mit der Sheila ihn geschildert hatte.
    »Was hast du ihr gesagt?« fragte ihr Vater.
    »Ich konnte ihr ja nicht gut sagen, ich wüßte nicht, daß er hier ist. Wie hätte das denn ausgesehen? Sie fand ihn; einfach fantastisch«, fügte sie gehässig hinzu.
    »Beschreibt man so einen Mann?« fragte Marcus.
    »Ja, Sheila schon. Sie fand ihn äußerst attraktiv«, sagte sie hämisch.
    »Wenn ich mich recht erinnere, hast du das genauso gesehen. Aber gut. Gehen wir davon aus, daß dieser Mann dein Ehemann ist. Er ist hier. Und was tust du jetzt?«
    »Ich tue gar nichts. Ich werde Lucas jedenfalls ganz bestimmt nicht treffen.«
    »Vielleicht mußt du ihn sehen. Ich kann ihm nicht gut den Zutritt zu meinem Haus verweigern, wenn er dich sehen will. Er ist immer noch dein Mann. Vielleicht war er sich über diesen Umstand nicht im klaren, als er hier angekommen ist, aber offensichtlich weiß er es inzwischen. Und er hat sich abgesichert, damit du dir über seine Rechte als Ehemann im klaren bist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat deine Einkäufe bezahlt. Ich behaupte, daß er dir damit etwas zu verstehen geben wollte.«
    »Mit anderen Worten heißt das, er will mir zu verstehen geben, daß er die Möglichkeit hat, die Rolle meines Mannes zu spielen, wenn er es so wünscht?« »Genau.«
    »Ich weiß nicht recht, Vater. Lucas neigt mehr zur Direktheit. Er würde eher hier ins Haus platzen und …« »Warum hat er es dann nicht getan?« »Woher soll ich denn wissen, was er sich denkt?« »Ich bin sicher, daß du es selbst weißt. Er wird herausfinden wollen, warum du noch mit ihm verheiratet bist, Rissy. Wirst du es ihm sagen?«
    »Nein«, erwiderte sie heftig. »Ganz bestimmt nicht.« »Dann solltest du dir auf der Stelle etwas einfallen lassen; denn ich glaube nicht, daß es noch lange dauert, bis du Lucas Holt wiedersiehst.«

39

    Sharisse hatte gerade zu Mittag gegessen, als ihre Schwester mit schnelleren Schritten in das Eßzimmer kam, als sie es seit langem an ihr beobachtet hatte. Dennoch bewegte sie sich, an normalen Maßstäben gemessen, langsam. Bei Stephanie, die im fünften Monat schwanger war, war zwar noch so gut wie nichts zu sehen, doch von dem Moment an, in dem sie erfahren hatte, daß sie in anderen Umständen war, hatte sie sich in demselben Maß geschont, wie sie es schon bei ihrer Mutter beobachtet hatte. Ganz gleich, wie oft Sharisse ihr auch zu erklären versucht hatte, daß es gesünder war, wenn sie sich selbst nicht wie einen Invaliden behandelte – ihre jüngere Schwester wollte einfach nicht auf sie hören.
    Heute war Stephanie geradezu lebhaft. Sie sah sich flüchtig im Zimmer um, um sich zu vergewissern, daß sie auch wirklich mit Sharisse allein war.
    Stephanie setzte sich äußerst umständlich hin. »Vater ist doch nicht zu Hause, oder?«
    »An einem Samstag? Du weißt doch, daß er samstags immer mit deinem

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