Zärtlicher Sturm
Schwiegervater zu Mittag ißt.«
»Ich wollte nur ganz sicher sein. Ich will nicht, daß er uns hören kann.«
»Ich habe keine Geheimnisse mehr vor Vater, Steph.«
»Du hast ihm doch nicht erzählt, welche Rolle ich gespielt habe, als du …«
Sharisse beruhigte sie schnell. »Nein, nein. Sei ganz unbesorgt. Aber ich habe nichts vor ihm zu verbergen, wenn es nur mich betrifft.«
»Nicht einmal, daß Lucas Holt in New York ist?«
Stephanie glaubte, ihr monumentale Neuigkeiten zu überbringen, und sie machte ein langes Gesicht, als Sharisse sagte: »Wir wissen es beide.«
»Ihr wißt es? Gütiger Himmel, und warum hat mir niemand ein Wort davon erzählt? Ich mußte es heute von Trudi hören. Sie hat es von Barbara Stewart gehört, und du weißt ja, wie Barbara …«
»Mir ist klar, was hier los ist, Steph«, schnitt ihr Sharisse trocken das Wort ab. »Ich nehme an, daß Sheila diejenige ist, die dafür sorgt, daß es jeder erfährt. Sie hat ihn nämlich kennengelernt. Bei den Stewarts.«
»Und?«
»Was ist?«
Stephanie fuchtelte ungeduldig mit den Händen in der Luft herum. »Was tut er hier?«
»Ich weiß es nicht.«
Stephanie stand kurz vor dem Siedepunkt. »Du willst es mir wohl nicht sagen. Oder was ist hier los?«
»Ich habe keine Geheimnisse vor dir, Steph. Ich weiß wirklich nicht, warum Lucas hier ist. Ich habe ihn nicht gesehen.«
Sharisse wollte nicht zugeben, wie sehr es an ihr nagte,
daß Lucas sie nicht aufgesucht hatte. Was wollte er mit diesem Versteckspiel erreichen, das er mit ihr trieb?
»Ich dachte mir doch, daß ich meine Töchter höre«, rief Marcus aus, als er das Zimmer betrat.
Sharisse war überrascht, ihn zu sehen. »Hast du denn nicht mit Edward gegessen?«
»Mir ist etwas dazwischengekommen. Und was führt dich hierher, meine Liebe?« fragte er Stephanie. Er gab ihr einen Kuß.
»Ich mußte Luft schnappen. Diese ganze Putzerei in unserem Haus, du weißt schon. Ich mußte einfach mal raus. Kommst du heute Abend zu meiner Party, Vater?«
»Um Himmels willen, nein. Das ist etwas für euch junge Leute. Ich werde den Abend im Club verbringen.«
»Ich sollte jetzt wirklich wieder nach Hause gehen und nachsehen, wie die Dinge vorankommen«, sagte Stephanie, die hur ungern wieder gehen wollte.
»Wenn du dich beeilst, erwischst du meine Kutsche noch vor dem Haus. Der Kutscher kann dich nach Hause bringen, Stephanie.«
Sharisse stöhnte. »Du bist genauso schlimm wie sie, Vater. Sie wohnt nur eine Kreuzung von hier. Sie braucht die Bewegung.«
»Unsinn, Rissy«, sagte Stephanie fröhlich, als sie sich mühsam hochzog, um zu gehen. »Es schadet nie, wenn man sich vorsieht.«
Als sie wieder allein waren, schalt Sharisse ihren Vater aus. »Du solltest sie nicht auch noch darin bestärken.«
»Ich weiß. Aber gerade im Moment erinnert sie mich so sehr an eure Mutter. Das kann man von dir beim besten Willen nicht behaupten. Du hast dich bis zum Schluß benommen, als sei nichts Besonderes.«
»Ich hatte Glück. Jemand hat es mir gezeigt … ach, schon gut. Was ist dir bei deinem Mittagessen dazwischengekommen?«
»Das hier wurde im Restaurant abgegeben.« Er ließ einen Aktenordner auf den Tisch fallen. »Darauf warte ich schon seit zwei Tagen. Es ist ein Bericht über deinen Mann.«
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst!«
»Doch, natürlich. Er wohnt im Fifth Avenue Hotel und ist schon seit gut einem Monat dort.«
»So lange? Aber das ist ein Luxushotel! Woher hat er das Geld? Ich frage mich, ob er seine Ranch verkauft hat?«
»Seine Ranch ist verkauft worden, das schon, aber nicht durch ihn. Ein Billy Wolf hat sie im letzten Jahr verkauft. Lucas Holt hat die Gegend schon lange vor diesem Verkauf verlassen.«
Sharisse starrte ihren Vater mit weit aufgerissenen Augen an. »Woher weißt du all das?«
»Ich habe letztes Jahr jemanden nach Arizona geschickt. Es war doch naheliegend, daß ich Nachforschungen über ihn anstelle.«
»Du hast diese Dinge während der gesamten Zeit gewußt und mir nie ein Wort davon erzählt?«
»Es wäre sinnlos gewesen, darüber zu sprechen, und außerdem wollte ich dich nicht unnötig aus der Fassung bringen. Ganz abgesehen davon: Holt war spurlos verschwunden, und ich habe mich gezwungen gesehen, die Suche abzubrechen.«
»Verschwunden?«
»Ein alter Mann, der für ihn gearbeitet hat, hat gesagt, daß er seine Ranch noch an demselben Tag verlassen hat, an dem du von dort fortgegangen bist«, erwiderte Marcus. »Danach hat ihn kein Mensch
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