Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
die Kraft hatte, sich ihm zu widersetzen.
    Er lehnte sich zurück, um ihr in die Augen sehen zu können, doch seine Arme drückten sie weiterhin dicht an sich. In seinen Augen stand eine sengende Glut, die sich bis in ihre Seele bohrte.
    »Du bist doch nicht mehr unschuldig. Warum weigerst du dich? Du weißt selbst, daß es gut sein wird. Ob jetzt oder später, das spielt doch keine Rolle. Und selbst, wenn wir nicht heiraten, macht es keinen Unterschied. Wehr dich nicht dagegen, Shari.«
    Er hatte etwas Falsches gesagt. Er wußte es noch im selben Augenblick, als er in ihren Amethystaugen die Funken sah, die sie tief violett werden ließen.
    »Nur ein Mann kann behaupten, daß das keinen Unterschied macht. Dir bedeutet es offensichtlich nicht mehr als ein Vergnügen für den Moment. Aber für eine Frau muß es mehr sein.«
    »Du redest wie eine Jungfrau«, sagte er vorwurfsvoll. »Wem tut es weh, wenn wir beide uns jetzt lieben?«
    Sharisse stockte der Atem. Wie hätte sie antworten können, wenn alle Antworten, die sie hatte, die einer Jungfrau waren? War einer Witwe die Promiskuität gestattet? Woher sollte sie das wissen?
    »Ich weiß nicht, warum ich überhaupt mit dir darüber rede«, sagte sie abwehrend. »Vor der Eheschließung gibt es keine ehelichen Rechte.«
    »Willst du mich zwingen, den Pfarrer zu holen, wenn es nur darum geht, meine Qualen zu lindern?«
    Ihre Bauchmuskeln spannten sich. »Welche Qualen?«
    Er runzelte die Stirn. »Spiel nicht mit mir, Sharisse. Du kannst nicht verheiratet gewesen sein und so wenig über Männer wissen. Du spürst es doch selbst.« Er preßte ihre Hüften fest an sein Becken, und sie schnappte nach Luft.
    »Glaubst du etwa, das sei nicht schmerzhaft, wenn ich nichts dagegen tun kann?«
    »Ich … ich …« Ihr Gesicht war flammend rot, und sie bemühte sich mit aller Kraft, sich von ihm loszureißen. »Es tut mir leid, ich …«
    »Schon gut.« Er schnitt ihr heftig das Wort ab und ließ sie los. Dann verfluchte er sich, als er die Furcht in ihren Augen sah. »Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muß, Sharisse. Ich dränge dich zu sehr, und es tut mir leid. Aber du bist so verflucht begehrenswert …«
    »Du … du holst doch nicht den Geistlichen?« fragte sie zögernd.
    Hatte er sie damit erschreckt? »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Verdammt noch mal, du frustrierst mich, Frau.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Haus. Was sollte sie bloß tun? Noch einmal würde sie es nicht durchhalten. Was auf Erden sollte sie bloß tun?

9

    Lucas band sein Pferd vor dem Saloon an und schlenderte durch die Tür. Nur wenige Männer blickten auf, doch diese wenigen sahen neugierig zu, als er an die Bar trat und Whisky bestellte. Es kam nicht oft vor, daß man Lucas in der Stadt sah, und abends war das noch seltener.
    Lucas trank ein Glas Whisky, und als Ben ihm nachschenken wollte, griff er wortlos nach der Flasche und setzte sich an einen leeren Tisch. Langsam sah er sich im Raum um, aber es waren nur die Leute da, die sonst auch in Whiskers Bar rumhingen – bis auf Leon Waggoner, der an einem Kartentisch saß. Lucas behielt den Vorarbeiter der Newcomb-Ranch im Auge und trank dabei aus seiner Flasche.
    Er hatte Leon noch nie leiden können. Dieser Mann ging ihm einfach gegen den Strich. In der Stadt, die er gegründet hatte, war Newcomb ein König, und daher wurde jeder, der für Newcomb arbeitete, auf nahezu ehrfürchtige Weise behandelt; und das war Leon von Anfang an zu Kopf gestiegen. Er war vom Typ her ein Schläger, und er besaß auch die entsprechende Statur und das Gewicht. Niemand legte sich mit Leon an. Zu schade, daß es ihm immer gelang, sich rar zu machen, wenn Slade in die Stadt kam, dachte Lucas zynisch.
    Leon bemerkte die kalten grünen Augen nicht, die sich in seinen Rücken bohrten. Er hatte gerade eine Gewinnsträhne, und die drei Spieler, mit denen er zusammensaß, nahmen das nicht allzu erfreut auf; doch keiner von ihnen wagte es, Einwände zu erheben. Sie kannten ihn und hatten wahrhaft keine Lust, ihn zu provozieren. Er war gut aufgelegt, doch das hätte sich in dem Moment ändern können, in dem auch nur einer der Spieler versuchte, den Tisch zu verlassen. Es wäre nicht das erste Mal. Will Days hatte sich mit dieser und keiner anderen Geste eine gebrochene Nase eingehandelt.
    Henry Foster, der Leon gegenübersaß, packte die Verzweiflung. Er hatte schon mehr Geld verloren, als er sich leisten konnte. Spätestens beim

Weitere Kostenlose Bücher