Zärtlicher Sturm
rübertragen muß?«
»Wenn du baden willst.«
»Aber gestern …«
» … hatte ich Mitleid mit dir, weil du erschöpft von deiner langen Reise warst. Aber du kannst nicht von mir erwarten, daß ich auf Dauer Wasser für dich trage. Das ist Frauenarbeit.«
Sie ließ niedergeschlagen die Schultern hängen. »Ich verstehe.«
»Vielleicht möchtest du die Wanne hier aufstellen?« schlug er vor. »Das wäre näher.«
»Ich finde, ein Bad ist doch keine ganz so reizvolle Vorstellung mehr«, sagte sie mit kläglicher Stimme.
Lucas konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Sie wirkte so hilflos, daß er sich ihrer fast wieder erbarmt hätte, aber wenn er sie verhätschelte, selbst wenn ihm selbst danach zumute war, dann stand das im Widerspruch zu allem, was er anstrebte.
»Weißt du was, Sharisse? Etwa vier Meilen von hier gibt es in den Bergen einen Teich. Das Wasser sollte jetzt noch angenehm warm sein. Wir haben Vollmond. Hast du Lust auf einen Ausritt bei Mondschein?«
Wie wunderbar das klang! Aber es war eine Grausamkeit von ihm, ihr das vorzuschlagen.
»Ich habe dir doch schon gesagt, daß ich nicht reiten kann«, sagte sie. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie auf einem Pferd gesessen.«
»Es war ja nur eine Überlegung. Schließlich ist es noch früh. Aber du wirst es lernen müssen. Ohne ein Pferd kann man diese Ranch nicht verlassen.«
»Du könntest einen Einspänner kaufen.«
Der hoffnungsvolle Klang ihrer Stimme war herzerweichend. Doch er blieb fest. »Ich bin dafür bekannt, kein Geld aus dem Fenster zu werfen, und das wäre die reinste Verschwendung, wenn ich gleichzeitig ein halbes Dutzend Stuten hier stehen habe, die alle sanft genug sind, um sich von dir reiten zu lassen.«
»Ich werde es mir überlegen.«
Sie stand steif auf und ging auf ihre Zimmertür zu.
»Gute Nacht, Lucas.«
»Ist das alles?« Er zog eine Augenbraue hoch. »Du hast doch nicht etwa Einwände gegen einen Gutenachtkuß?« Grinsend fügte er hinzu: »Es wäre besser, du gewöhnst dich gleich daran. Ich küsse nämlich gern.«
»Das habe ich auch schon gemerkt«, erwiderte sie trocken. Dann seufzte sie resigniert. »Also gut, meinetwegen.«
Sie beugte sich vor und wollte ihm einen Kuß von der Sorte geben, wie sie ihn ihrem Vater gegeben hätte. Doch in dem Moment, in dem ihre Lippen seinen Mund berührten, schlang er seine Arme um sie, und sie konnte sich nicht mehr losreißen.
Er küßte sie mit unglaublicher Zärtlichkeit, und seine Lippen, die sich sachte über ihren Mund bewegten, ließen ihre Glieder ganz köstlich ermatten. Sie fühlte sich lachhaft schwach. Das Seltsamste war, daß sie sich gar nicht mehr losreißen wollte. Sie genoß das süße Forschen seiner Lippen. Selbst der beißende Whiskygeschmack seines Atems war verlockend.
Seine Hände bewegten sich über ihren Rücken und ließen Schauer über ihr Rückgrat laufen. Dann koste er plötzlich ihren Nacken. Die Hand bewegte sich langsam nach unten. Ihr Herz schlug heftig. Sie wußte, was er vorhatte, aber sie brachte den Willen nicht auf, ihn davon abzuhalten. Als seine Hand schließlich kühn auf ihrer Brust lag, glaubte sie, ohnmächtig zu werden, denn bei aller Verruchtheit genoß sie es.
Es war Wahnsinn. Sie wußte, daß sie nicht zulassen durfte, was hier geschah, doch sie ließ sich absolut von den süßen Empfindungen mitreißen, die er in ihr wachrief. Als seine Lippen über ihre Wange auf ihren Hals glitten, fand sie endlich ihre Stimme wieder.
»Lucas.«
Es klang wie eine Liebkosung, obwohl sie es als Zurechtweisung gedacht hatte. Ihre Hände hatten nicht die Kraft, ihn von sich zu stoßen. Seine Lippen lagen jetzt auf ihrem Ohr, und die Empfindungen verstärkten sich, bis sie nicht mehr wußte, wie sie sie ertragen sollte.
Seine Zunge glitt in ihr Ohr, und sie glaubte, das Bewußtsein zu verlieren.
»Ich will dich, Shari, das weißt du doch, oder? Laß mich dich lieben.« Seine Stimme wurde noch rauchiger. »Wenn wir jetzt verheiratet wären, dann wäre es doch genau das, was wir für den Rest des Abends täten. Es wird Stunden dauern, dich angemessen zu lieben, und ich will dich angemessen lieben. Shari.«
Seine Worte berauschten sie. Sie mußte sich gegen ihn zur Wehr setzen. Schon allein die Art, auf die er ihren Namen flüsterte, ließ sie genüßlich erschaudern. Er sprach ihn aus wie das französische chérie.
»Du kannst nicht … wir sind nicht … Lucas! Bitte!« Sie flehte ihn um Hilfe an, weil sie nicht mehr
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