Zärtlicher Sturm
steif.
»Das auch. Aber es ist nun mal eine Tatsache, daß ich darauf hätte bestehen können, dich gleich am ersten Tag zu heiraten.«
Ihr war unbehaglich zumute, aber sie wollte sich den Mund nicht stopfen lassen. »Es ist ohnehin gut, daß du das nicht getan hast.«
Er zog die Brauen zusammen. »So, findest du?«
»Ja, weil ich … weil ich es mir anders überlegt habe, was die Heirat angeht. Ich muß dich bitten, mich wieder nach Hause zu schicken.«
»Wenn du schmollst, dann schreckst du wirklich vor nichts zurück, oder?«
»Darum geht es nicht.«
»Worum geht es denn?«
»Es ist reine Geschmackssache«, sagte sie. »Du bist mir viel zu gewalttätig.«
Er schnitt ihr mit einem Lachen das Wort ab. »Schätzchen, wenn ich wirklich so gewalttätig wäre, dann hättest du letzte Nacht in meinem Bett geschlafen und nicht in deinem. Ist dir das denn nicht klar?«
Sie erhob sich nervös und trat an das offene Fenster. Sie kehrte ihm den Rücken zu, während sie mit ihm sprach. »Ich bin es nicht gewohnt, derartige Themen zu diskutieren.« Er konnte sie kaum verstehen. »Ich weiß nicht, was für eine Art von Frauen du gewohnt bist, Lucas, aber ich bin nicht hergekommen, um deine Mätresse zu werden. Es ist unbillig, das von mir zu verlangen. Ich kann ganz einfach keinen Tag länger hierbleiben, nicht, wenn dasselbe noch einmal passieren könnte.«
Er sagte nichts. Ihre Nervosität wuchs mit jeder Sekunde, die sich die Stille in die Länge zog. Schließlich riskierte sie es, einen Blick auf ihn zu werfen. Er hatte die Augen niedergeschlagen und starrte den Tisch an. Warum sagte er denn nichts?
»Du verstehst das doch, oder, Lucas?« fragte sie vorsichtig.
In den Augen, die er ihr zuwandte, konnte sie nichts lesen. »Du kannst nicht fortgehen, Sharisse«, sagte er ganz schlicht.
»Ich kann nicht?« echote sie. »Was willst du damit sagen?«
»Ich kann dich im Moment nicht nach New York zurückschicken.«
»Warum nicht?« Die Nervosität und die Angst ließen sie lauter werden.
»Es kostet eine Stange Geld, quer durch das Land zu reisen, Sharisse. Alles, was ich an Geld habe, ist in dieser Ranch fest angelegt. Es hat mich mein gesamtes Bargeld gekostet, dich hierher kommen zu lassen. Ich habe kein Geld mehr übrig, um dich zurückzuschicken.«
Sie war zu benommen, um auch nur irgend etwas zu sagen.
Er beherrschte das Lügen allmählich recht gut, dachte Lucas angewidert. Aber, verdammt nochmal, daß sie ihm so kommen würde – damit hatte er nicht gerechnet. Und er konnte jetzt nicht noch einmal von vorn anfangen. Die Leute wußten schon von ihr. Es war zu spät, um ein anderes Mädchen ins Spiel zu bringen.
Sie starrte aus dem Fenster, und ihr Rücken war stocksteif. »Weißt du, ich glaube, wir sollten deinen übereilten Entschluß einfach vergessen und noch einmal von vorn anfangen«, schlug Lucas vor. »Ich bin gestern abend vielleicht etwas zu heftig gewesen, aber ich wollte dich unbedingt haben, und du kannst einem Mann keine Vorwürfe machen, wenn er versucht, das zu bekommen, was er haben will. Ich habe dir Angst eingejagt. Es tut mir leid. Aber ich habe dir schließlich nichts Böses angetan, stimmt's?«
Sharisse holte tief Luft. »Nein, wohl nicht. Aber ich kann das nicht noch einmal durchmachen, Lucas.«
»Wenn es dich so sehr aus der Fassung bringt, daß ich dich begehre, dann werde ich diese Wünsche eben für mich behalten.«
»Aber könntest du nicht einfach … könntest du mich nicht einfach gar nicht wollen?« wagte sie sich schüchtern vor. Dies schien ihr eine besonders gute Idee zu sein.
Die Frage überraschte ihn. »Wie lange warst du eigentlich verheiratet?«
»Warum?«
»Weil du so verflucht wenig über Männer weißt.«
»Ich war wirklich nicht allzu lange verheiratet.« Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, aber er führte es darauf zurück, daß sie verlegen war.
»Hat dir dein Mann denn nie erklärt, daß ein Mann seinen Körper manchmal nicht unter Kontrolle hat? Er kann beim Anblick einer schönen Frau entflammt werden, und dann gibt es nicht das geringste, was er dagegen tun kann, daß sein Körper auf diese Frau reagiert.«
»Nein, das wußte ich nicht«, gestand sie. »Ist es das, was letzte Nacht passiert ist?«
»Ich fürchte, ja. Aber du hast keinen Moment lang in Gefahr geschwebt, vergewaltigt zu werden, meine Süße. Ich habe nie einer Frau ein Leid angetan oder eine Frau genommen, die es nicht wollte. Ich würde dich zu nichts zwingen, Sharisse. Du
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