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Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Titel: Zärtliches Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Moment zum Stehen zu bringen, da Charlie hinaussprang.
    Am Straßenrand fiel sie auf die Knie und erbrach die letzte Dosis Laudanum, die man ihr eingeflößt hatte. Diesmal störte ihre Übelkeit sie nicht mehr. Als man sie das erste Mal gezwungen hatte, die Arznei hinunterzuschlucken, hatte sie das in der festen Absicht getan, sich den Finger in den Hals zu stecken und die
    Droge wieder herauszuwürgen. Doch das war gar nicht nötig gewesen.
    Die Kutsche hatte sich kaum in Bewegung gesetzt, da begann Charlies Magen erneut zu rebellieren. Gerade lag die erste Wegbiegung hinter ihnen, als sie merkte, dass ihr das Laudanum in die Kehle stieg. Genau wie bei der Tinktur, die Beth ihr auf dem Weg nach London eingegeben hatte, weigerte sich jetzt ihr Magen, die Arznei bei sich zu behalten. Seitdem hatte sich Charlie in regelmäßigen Abständen übergeben müssen, und die Kutsche war - sehr zum Missfallen ihrer Besatzung - immer wieder zu einem Halt gezwungen gewesen.
    Zu schade aber auch, dass Bessie nicht Recht behalten hatte und dass Radcliffe sie nicht verfolgte. Dann würden sich wenigstens diese ekelhaften Brechanfälle als nützlich erwiesen und es dem Lord ermöglicht haben, sie einzuholen. Allerdings konnte er gar nicht wissen, dass sie entführt worden war, und wohin man sie brachte ...
     
    „Es ist nicht mehr weit."
    „Ja, doch werden wir noch rechtzeitig ankommen?" Müde strich sich Radcliffe übers Gesicht.
    Gegenwärtig fuhr Tomas wieder. Stokes schlief hinten im Wagen bei Beth und den Hartshairs. Die Männer lösten sich ständig ab. Einer schlief, einer lenkte die Pferde, und einer leistete dem jeweiligen Kutscher Gesellschaft. Auf diese Weise hatten sie während der vergangenen vierzig Stunden alle sechs Stunden die Rollen getauscht und waren jetzt nicht einmal länger als eine Stunde von ihrem Ziel entfernt.
    Radcliffe wäre erleichtert gewesen, diese Zweitagereise hinter sich zu haben, hätte er nicht so sehr gefürchtet, dass Charlie möglicherweise gerade in dieser Minute gezwungen wurde, Carland zu ehelichen. Diese Sorge ließ die letzte Stunde der Fahrt vergehen, als dauerte sie einen ganzen Tag. Als sie endlich eintrafen, war Radcliffe so nervös, dass er vom Kutschbock sprang, noch ehe der Wagen zum Stillstand gekommen war.
    Unverzüglich begab er sich zu den Stallungen, fand dort den Zuständigen und erfuhr schließlich von diesem, dass niemand, auf den Charlies und Bessies Beschreibung gepasst hätte, hier angekommen sei.
    Er eilte wieder hinaus. „Sie haben hier nicht angehalten. Wir müssen weiter herumfragen."
     
    „M'lady?" wiederholte Bessie immer wieder leise und beugte sich zu ihr hinunter.
    Beide lagen wieder auf dem Boden der Kutsche. Genauer gesagt, war der Kutschenboden der Platz, an dem Charlie die vorherige Nacht und den Tag verbracht hatte. Nach ihrem letzten Brechanfall hatten die Männer sie hier abgelegt, und weil es ihr viel zu schlecht ging, um sich irgendwie zu bewegen, war sie einfach liegen geblieben. Bessie hatte sich zu ihr gesellt und sich bemüht, es ihr ein wenig bequemer zu machen. Charlie war fest davon überzeugt, dass niemand in England eine bessere Zofe hatte, als Bessie es war.
    „M'lady? Ich glaube, wir sind bald da."
    Charlie hob den Kopf und spähte aus dem Fenster. In der Nähe sah sie einen kleinen Fichtenhain. Sie hatte genug gehört, um zu wissen, dass dies der Orientierungspunkt war, nach dem sie ausschauen mussten. „Ja, wir sind angekommen."
    „Und was machen wir jetzt?"
    Im abendlichen Zwielicht blickte Charlie Bessie an. Sie setzte sich mühsam auf, zog sich hoch auf die Sitzbank und fühlte die frische Luft durch das offene Fenster hereinwehen.
    „Wir werden eine passende Gelegenheit abwarten - und dann entfliehen", erklärte Charlie tapferer, als sie sich fühlte. Angesichts ihrer Schwäche wäre allerdings eine wirklich günstige Gelegenheit nötig, wenn ihnen eine Flucht gelingen sollte ...
    Entweder Bessie setzte mehr Vertrauen in sie, als sie verdiente, oder Bessie war zu höflich, um ihre Zweifel zu zeigen. Das Mädchen schwieg nur und zog sich auf die gegenüberliegende Sitzbank zurück.
     
    „Gibt es etwas Neues?" erkundigte sich Beth, als die drei Männer zurückkehrten.
    „Nein", musste Radcliffe zugeben. „Wir ..." Er sprach nicht weiter, weil eine Kutsche rasch vorbeirollte und das Hufgeklapper zu laut war.
    Umgeben von den drei Männern spähte Beth durch eine fingerbreite Lücke zwischen Radcliffe und Tom zu der fremden

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