Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
stilvollen Einrichtung konnte sie leicht akzeptieren, aber ein Zuhause in der Wüste, fernab von der Großstadt, war schon schwierig vorstellbar. Andererseits hatte sie selber oft gedacht, wie viele verschiedene Facetten Byron Lloyd aufzuweisen hatte. Sie fuhr mit dem Daumen über ihren Ehering und seufzte.
    »Müde?« fragte Byron und schaute kurz von der Landstraße zu ihr hinüber.
    Lächelnd drehte sich Sarah auf ihrem Sitz zu ihm herum.
    »Nein.« Er hatte Jackett und Krawatte abgelegt und sich die Ärmel bis zum Ellbogen hochgekrempelt. Sie konnte beim Lenken das Muskelspiel an seinen Unterarmen beobachten. »Es erscheint mir so unwirklich.« Sie hob den Maiglöckchenstrauß und atmete seinen Duft ein, dann lächelte sie wieder. »Die Blumen sind allerdings echt.«
    »Sie passen zu dir.« Byron schaute wieder zu ihr hinüber und beobachtete, wie sie das Gesicht in den kleinen Blüten vergrub.
    Er erinnerte sich an ihren gleichermaßen erstaunten wie erfreuten Gesichtsausdruck, als er ihr den Strauß überreicht hatte.
    Er würde sich immer so an sie erinnern können – an ihre warmen, lebendigen Augen zwischen dem Maiglöckchengesteck und ihrem schulmädchenhaften Strohhut. »Ich habe mich noch gar nicht für den Ring bedankt.« Sie legte sich die Blumen auf den Schoß. »Ich war ganz verdutzt, als ich hinunterschaute und ihn an meinem Finger entdeckte. Er ist wunderschön.« Sie schaute ihn mit gespreizten Fingern wieder an. »Wie du nur die richtige Größe herausgefunden hast?«
    »Ich kenne deine Hände ziemlich gut.«
    Neugierig hob sie eine Augenbraue, als sie ihm das Gesicht zuwandte. »Wirklich?«
    »Sie sind schmal, sehr zartgliedrig, und unter der Haut schimmern ganz leicht die Adern durch. Du hast lange, sehr schlanke Finger mit kurzgeschnittenen, rund gefeilten, unlackierten Nägeln. Die Hände einer Nonne oder einer Malerin.«
    Stirnrunzelnd musterte Sarah ihre Hände. »Wie seltsam«, murmelte sie, ehe sie ihn wieder anschaute. »Ich hätte nie gedacht, daß du so etwas wahrnimmst.«
    »Ich habe alles an dir wahrgenommen.«
    Sarah schaute ihn noch ein wenig länger aufmerksam an, ehe sie sich zurücklehnte. »Weißt du, Byron, das alles erscheint mir so unwirklich. Vor vierundzwanzig Stunden hatte bestimmt keiner von uns eine Ahnung, was wir heute machen würden.
    Dallas hat es umgehauen, als ich ihr es erzählt habe. Ich glaube, allen anderen wird es genauso gehen.«
    »Das sollte dich nicht weiter stören«, kommentierte Byron trocken.
    »Nein, ich verblüffe die Leute gern. Was wohl Max dazu meint?« Sie drehte den Kopf wieder zu Byron hin. »Ob er es wohl gutheißt, was meinst du?«
    »Warum sollte er denn nicht?«
    »Du bedeutest ihm sehr viel«, erwiderte sie. »Vielleicht ist er verstimmt, daß du nicht mit ihm darüber geredet hast.«
    »Ich bespreche nicht alles mit Max.«
    »Nein, wohl nicht. Trotzdem, glaube ich, wird er etwas dazu zu sagen haben, daß wir durchgebrannt sind. So wird es jedenfalls in den Zeitungen stehen, wenn die Presse erst einmal Wind davon bekommt. ›Haladay-Vizevorstandsvorsitzender brennt mit Architektin durch.‹« Sarah lachte. »Das kommt davon, wenn man eine so wichtige Persönlichkeit ist.«
    »Und wenn man eine heiratet?«
    »Ich bin noch nicht bedeutend«, stritt Sarah ungerührt ab.
    »Erst nächstes Jahr. Ach, Byron, schau mal, diese Farbenpracht!«
    Im Osten ragte eine Felsenkulisse empor, doch davor erstreckte sich die Wüste in einem beeindruckenden Farbenspiel. Rot dominierte, aber es mischten sich auch Schattierungen von Rosa, Purpur, Grau, Weiß und Braun mit hinein. Dank der völlig klaren Luft konnte man kilometerweit sehen. In einiger Entfernung entdeckte Sarah eine Ansammlung von Häusern.
    »Du solltest das mal im Frühling anschauen«, meinte Byron und lenkte so ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.
    »Was?«
    »Die Wüste im Frühling«, erklärte er. »Dann wachsen unglaublich schöne Blumen. Mohnblumen wuchern um hohe Kakteen, Wüstenringelblumen, Kakteenblüten aller Art. Ich habe weiße Primeln so üppig auf Sanddünen wachsen sehen, als hätte sie jemand irrtümlich fallen lassen.«
    »Kaum zu glauben«, murmelte Sarah. »Kommst du oft hierher.«
    »Alle paar Monate.«
    Nicht oft genug, ging es Sarah auf einmal durch den Kopf.
    Nein, nicht oft genug. Irgend etwas hier tut ihm gut, aber er vergißt es dann wieder für lange Zeit.
    Die Ansammlung von Häusern entpuppte sich als ein in Sarahs Augen idyllisches Städtchen. Es gab einen

Weitere Kostenlose Bücher