Zärtlichkeit des Lebens
den Glastischen und der Toulouse-Lautrec über dem gemauerten Kamin auf. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und fühlte sich zu Hause.
»Es ist so kühl«, meinte sie. »Du läßt doch während deiner Abwesenheit bestimmt nicht die Klimaanlage laufen?«
»Ich habe uns heute morgen telefonisch angekündigt«, erklärte er. Als sie ihm nachging, landete Sarah in der Küche.
Hier waren die Jalousien hochgezogen und ließen das Sonnenlicht hereinfluten. Vom Fenster aus konnte Sarah die Terrasse und die Pflanzenpracht darauf vor der Kulisse von Wüste und Tafelbergen sehen.
»Wie bringst du es nur fertig, von hier wieder fortzufahren?«
murmelte sie und wandte sich ihm zu, während er die frischen Lebensmittel im Kühlschrank verstaute. »Du mußt mir sagen, wo alles hinkommt.« Sie schaute sich die Eichenschränke an, dann spähte sie in eine Tüte und nahm ein Pfund Kaffee heraus.
»Soll ich uns Kaffee kochen?«
»Später.« Als er die Kühlschranktür zuwarf, sah er sie angesichts des Kaffees und eines Laib Brots die Stirn runzeln.
Er stellte beides auf die Theke. »Später«, meinte er noch einmal, als sie den Blick zu ihm hob. »Ich zeige dir erst einmal das Haus.«
»O ja.«
Das zweite Stockwerk beherbergte ein kleines Gästezimmer, ein Bad und das, was Sarah die Bibliothek genannt hätte. Hier waren die Wände vollgestellt mit Büchern. Eingerichtet war dieser Raum mit zwei Sesseln, einem Schreibtisch und einem Sofa. In diesem Zimmer arbeitete Byron. Ab und zu verließ er zwar Phoenix, aber nur äußerst selten vergaß er deswegen Haladay. Durch die weite Fensterfront hinter dem Schreibtisch konnte man auf die Terrasse schauen.
Über ein offenes Treppenhaus gelangten sie zur dritten Ebene, und hier befand sich das Wohnzimmer mit einer Bar, einer Stereoanlage und einem Schachbrett mit Teakholzfiguren. Es war dunkel getäfelt, die Deckenbalken unverputzt, und die Sessel tief und bequem.
»Kommt auch Max hierher?« wollte Sarah plötzlich wissen.
»Ich kann mir euch zwei gut vorstellen, wie ihr hier an diesem Tisch Schach spielt.«
»Ja, und dann spielen wir auch Schach.« Als er ihr die Hand hinstreckte, legte sie die ihre hinein. Sie gingen über einen schmalen Flur ins Schlafzimmer.
Die Jalousien waren nicht ganz heruntergelassen, so daß das Sonnenlicht in schmalen Streifen einfallen konnte. Es war ein großes Zimmer mit einer antiken Kommode und einem Messingbett, das im gedämpften Licht matt schimmerte. Die hohen Türen aus gefärbtem Glas führten bestimmt auf die Terrasse hinaus. Jetzt waren sie geschlossen, und die Sonne warf bunte Flecken auf den Fußboden. Neben dem Bett standen eine Tiffany-Lampe und Kerzen in rustikalen Keramikleuchtern.
Byron ließ sie herumspazieren und beobachtete sie, wie sie alles anfaßte und aufmerksam musterte. Er hatte sich gewünscht, sie hier zu erleben, hatte wissen wollen, wie er sich dabei fühlen würde, sie inmitten seiner Dinge, seiner privaten Umgebung zu erleben.
»Es ist hübsch, Byron, ein wunderschönes Haus.« Sie warf einen Blick auf die Buntglastür. »Ich würde gern hinausgehen.
Von der Terrasse hier oben muß man einen unglaublichen Blick haben.«
Schweigend ging Byron auf sie zu. Er nahm ihr den Hut ab und legte ihn auf einen Stuhl mit Lederlehne. Dann fuhr er ihr mit den Fingern zärtlich durchs Haar, ohne den Blick von ihren Augen zu wenden. Er löste den Brautstrauß von ihrer Schärpe und legte ihn auf den Nachttisch, ehe er die Schleife aufknotete.
Raschelnd glitt die Seide zu Boden. Sarah begann das Herz bis zum Hals zu schlagen. Byron zog an dem Reißverschluß auf ihrem Rücken und streifte ihr das Kleid über die Schultern, so daß es zu Boden fiel.
Sie trug nur einen weißen Seidenbody, und er wußte, daß er ihn ihr mit einem Ruck vom Leib reißen konnte. Er sah ihr in die Augen, als er die Seide berührte.
»Du zitterst ja«, flüsterte er.
»Ich weiß.« Sarah schluckte, weil sie nur ein Hauchen herausbrachte. »Ich weiß, es ist albern, aber ich…« Er erstickte ihre Worte mit einem langen, schwelgerischen, leidenschaftlichen Kuß, hörte ihr leises Stöhnen und spürte, wie sie sogleich und heftig reagierte. Sollte er sie gleich jetzt an Ort und Stelle nehmen? Sein Blut geriet in Wallung bei der Erinnerung daran, wie es war, sie zu besitzen, wie weich sie sich anfühlte, wie gut sie duftete. Ein wenig schob er sie von sich und schaute ihr ins Gesicht. Ihre halb geschlossenen Augen waren schon verschleiert, den Kopf neigte
Weitere Kostenlose Bücher