Zärtlichkeit des Lebens
Schlüssel in der Hand.
»Ich glaube nicht, daß ich dich hereingebeten habe«, meinte sie. »Wir haben uns auf privater Ebene nichts zu sagen. Und die Bürozeiten beginnen am Montag um neun.«
Byron ließ sie los und fing an, ziellos im Zimmer auf und ab zu gehen. Irgend etwas an seiner Art, sich zu bewegen, versetzte Sarah in Alarmzustand. Da war wieder diese Verwegenheit.
»Pack ein paar Sachen«, befahl er beiläufig, während er eine delfterblaue Schale hochhob und musterte. »Nimm genug Sachen für zwei Wochen mit.«
Wütend riß ihm Sarah die Schale aus der Hand. »Was hast du vor? Mich nach Alaska zu verschiffen, damit ich dort Iglus entwerfe?«
Byron musterte ihr zorniges Gesicht. »Nein«, gab er ungerührt zurück. »Ich heirate dich.«
Sarah entglitt die Schale. Sie zerbarst auf dem Fußboden zwischen ihnen. »Du bist wohl übergeschnappt.«
Er runzelte die Stirn. »Wo ist dein Schlafzimmer?«
Sarah schüttelte wieder den Kopf.
Byrons Augen verengten sich. Wortlos ging er in den Flur und in ihr Schlafzimmer. Sarah folgte ihm und sah, wie er in ihrem Kleiderschrank herumstöberte.
»Was machst du da?« wollte sie wissen, lief zu ihm hin und zerrte ihn am Arm. »Was zum Teufel treibst du da?«
»Hier.« Byron zog ein elfenbeinfarbenes langärmeliges Kleid, das hochgeschlossen und am Ausschnitt mit Spitzen verziert war, aus dem Schrank. »Das müßte gehen.«
»Gehen – wozu?«
»Als Hochzeitskleid. Ich nehme doch an, daß du eines tragen möchtest.«
»Um Himmels willen, Byron, wovon redest du überhaupt?«
»Zieh es an.« Er warf das Kleid aufs Bett. Dann ging er wieder an den Schrank und suchte noch mehr Kleider heraus.
»Byron… du liebe Güte.« Ihr dröhnte der Schädel. Beide Hände an die Schläfen gepreßt, schaute sie zu, wie er Kleider aus ihrem Schrank nahm. »Hör auf. Hör auf damit!«
»Wenn nötig, ziehe ich dich an, Sarah, aber wahrscheinlich machst du das besser selbst.« Noch immer mit dem Rücken zu ihr, packt er sich Kleider über den Arm.
»Byron, du kannst doch nicht… du kannst doch nicht einfach jemand zwingen, dich zu heiraten. Das ist doch absurd.«
»Und ob ich das kann.« Er warf die Kleider auf einen Stuhl.
»Warum?«
Mit einem Schritt hatte Byron sie an sich gerissen. Er schaute sie durchdringend an. »Ich will dich, und ich werde dich um alles in der Welt auch kriegen. Kein anderer Mann faßt dich mehr an.« Er ließ sie so unvermittelt los, daß sie ins Taumeln geriet. »Zieh dich um«, befahl er, während er eine Schublade aufzog.
»Nein.«
Er wirbelte herum, doch statt zurückzuweichen, ging sie auf ihn zu.
»Ich nehme außerhalb von Haladay keine Befehle von dir entgegen.«
»Jetzt schon.« Er schleuderte ihre Unterwäsche aufs Bett.
»Entweder ziehst du dich um, oder du gehst so, wie du bist.«
»Du bist doch nicht dumm, Byron«, sagte sie ruhig, obwohl ihr die Knie zu zittern begannen. Sie hatte seine Launen schon früher erlebt, aber diesmal sah er aus, als könnte er einen Mord begehen. »Du weißt sehr wohl, daß ich mich nicht umziehe, bloß weil du einen Koller hast.«
»Sarah…« Er packte sie an beiden Armen, merkte aber, daß er in seinem Zorn und Gefühlsaufruhr kein Wort über die Lippen bringen würde.
»Was willst du jetzt machen, mich schlagen? Ist das dein letztes Mittel, wenn Gebrüll und Einschüchterungen nicht wirken?« Sie stemmte ihm beide Hände auf die Brust und stieß ihn weg. Jetzt war sie genauso wütend wie er. In ihr baute sich etwas auf, das sie sich nicht eingestehen wollte. »Heute früh benimmst du dich so mies, daß ich mir schäbig vorkomme. Und jetzt erwartest du, daß ich in ein Kleid schlüpfe, losrenne und dich heirate. Nein, Byron, du bist nicht dumm. Du bist schlicht und einfach verrückt.«
»Ich sagte«, seine Stimme klang eiskalt vor Beherrschung, »daß ich dich heiraten werde.«
»Warum?«
»Zieh dich um, Sarah.« Er mußte die Hände zu Fäusten ballen, um nicht Hand an sie zu legen.
»Ich habe dich nach dem Grund gefragt.«
»Weil ich dich will.«
»Das reicht nicht.« Ihr Ärger verrauchte zum Teil. Statt dessen wuchs in ihr Furcht – nicht Furcht vor ihm, sondern vor dem, was sich in ihr abspielte. »Du hast mich letzte Nacht gehabt«, fuhr sie fort. »Heute morgen schienst du nicht sehr erbaut darüber.«
Byron drehte sich um. Er bemühte sich verzweifelt um Selbstbeherrschung. »Dränge mich nicht, Sarah!«
»Dich
drängen?« schleuderte sie ihm entgegen. Diesmal ging sie zu ihm
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