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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Fenster und zog die Jalousie hoch. Die Sonne knallte herein. Er konnte einen noch immer eigensinnig blühenden Kaktus sehen. Ehe er weiter sprach, drehte er sich wieder um.
    »Wir sind heute morgen nach Las Vegas geflogen. Ich möchte ein paar Wochen mit ihr hier verbringen. Nur wir zwei.«
    Haladays Stimme klang ruhig. Aber diesen Ton, das wußte Byron, benutzte er, wenn er seine Gedanken für sich behalten wollte. »Du hast mir nie von deinen Heiratsplänen erzählt.«
    »Nein.« Byron starrte auf das Schachbrett. »Bis heute früh hatte ich auch nicht die Absicht.« Er blies einen Rauchfaden aus, enttäuscht und verärgert über den unwiderstehlichen Drang, sich zu verteidigen. »Und selbst wenn, wäre es Sarahs und meine Sache gewesen. Wir sind keine Kinder, Max.«
    »Und warum zum Teufel brennt ihr dann wie zwei Teenager durch?« wollte Max wissen.
    Byron nahm einen letzten Zug und drückte dann die Zigarette aus. »Wir haben uns schnell entschlossen und in aller Stille geheiratet.«
    »Ich glaube, wir haben eine Menge zu besprechen.«
    »Ja, wenn ich zurückkomme.«
    »Ich möchte mit Sarah reden.«
    »Wenn wir zurück sind.«
    Er hörte den alten Mann ungeduldig in den Hörer seufzen.
    »Wir reden noch miteinander.«
    »In zwei Wochen«, sagte Byron, ehe er auflegte. Die Schlafzimmertür öffnete sich.
    »Byron?«
    Sarah trat auf den Flur. Während sie sich umschaute, strich sie sich ihr zerzaustes Haar zurück. Der Schlaf hatte ihr die Wangen gerötet und machte ihre Bewegungen träge. Sie blinzelte gegen die Sonne an und entdeckte ihn endlich. Lächelnd streckte sie ihm die Hand entgegen.
    Er ging zu ihr hin.

26
    Die sonnigen Tage mit ihren klaren, kühlen Nächten verstrichen langsam. Sarah lebte ganz in der Gegenwart, legte all ihre Energien in jede einzelne Sekunde, ohne an morgen zu denken. Sie lernte mehr über die körperlichen Seiten der Liebe, als sie für möglich gehalten hätte. Wahre Leidenschaft forderte unendlich mehr, als sie sich je hätte träumen lassen, und Byrons Verlangen nach ihr schien unersättlich.
    Sie aßen, sie schliefen, sie liebten sich. Es gab keine Störungen von außen, so daß sie völlig abgeschieden für sich lebten. Wein tranken sie in der Badewanne, sonnten sich nackt auf der Terrasse und liebten sich im gleißenden Sonnenschein.
    Sie unterhielten sich über nichts von Bedeutung. Obwohl Sarah wußte, daß diese Idylle mit ihrem Alltag nichts zu tun hatte, genoß sie diese Zeit. Vielleicht weil sie wußte, daß dem Idyll nur eine kurze Dauer beschert sein würde – wie den Blumen, die in der Wüste im Frühling geradezu explosionsartig aufbrachen.
    Die Zeit würde kommen, wo sie nach Phoenix und dem Alltag des Berufs zurückkehren mußten. So verging eine Woche, und das Leben draußen schien weit weg.
    Sarah erwachte, die Jalousien waren noch geschlossen. Sie räkelte sich und berührte das leere Kopfkissen neben sich mit den Fingerspitzen. Byron stand fast immer lange vor ihr auf.
    Nur gelegentlich weckte er sie oder blieb neben ihr liegen, bis sie sich rührte. Nach einem letzten genüßlichen Strecken stand sie auf und nahm einen kurzen weißen Bademantel von einem Stuhl. Sie knotete ihn locker zusammen, stieß die Terrassentür auf und trat hinaus. Sogleich stieg ihr der Blumenduft als Gruß in die Nase.
    Sie pflückte ein paar Stiefmütterchen vom Terrassenrand und staunte über den neuen Kurs, den ihr Leben eingeschlagen hatte.
    Ich bin eine Ehefrau, sann sie nach und fragte sich, wie wohl das wirkliche Leben als Ehefrau aussehen mochte. Jetzt fühlte sie sich nur als Geliebte. Sie steckte sich die Blumen hinters Ohr und war für den Augenblick zufrieden. Zu früh, um über das ganze Leben, zu spät, um über das Morgen nachzudenken. Es gab nur das Jetzt. Sie benutzte das Geländer als Übungsstange und fing mit ihrem Morgentraining an, das seit zwanzig Jahren fester Bestandteil ihres Lebens war.
    Byron blieb im Türrahmen stehen, um ihr zuzuschauen. Jede kleine Bewegung führte sie langsam und anmutig aus. Mit einem leisen Summen gab sie sich den Rhythmus ihrer Übungen vor, doch er konnte an ihren Augen ablesen, daß sie sich in Gedanken weit von ihrem Körper entfernt hatte. Um ihren Mund spielte die Spur eines Lächelns, während ihre Muskeln mühelos jedem Befehl gehorchten. Tief ging sie in die Knie, wobei sich ihr Morgenmantel hob und wieder senkte. Vorne stand er ein wenig offen, so daß ein schmaler Streifen Haut zwischen dem Revers herauslugte. Die Sonne

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