Zärtlichkeit des Lebens
brannte auf sie hernieder und hob die helleren Nuancen ihres Haars hervor, bis sie fast weiß schimmerten.
Er beobachtete sie gern so, wenn sie ganz in sich selbst versunken seiner nicht gewahr wurde. Die schlichte, uneitle Anmut ihres Körpers erweckte in ihm eine unerwartete Zärtlichkeit.
Mit gestrecktem Fuß hob Sarah das Bein an, dann drehte sie es aus der Hüfte zur Seite, ehe sie es langsam nach hinten führte.
Er dachte, daß ihre Gelenke aus Wachs sein mußten, damit sie ihr solche Freiheiten gestatteten. Ihren Rücken hielt sie gerade, ihr Blick war verträumt. Sie winkelte das Knie in der Attitüde-Position an, hielt es so, streckte es dann und führte es wieder zur Seite, dann nach vorne, ehe sie schließlich in der ersten Position verharrte. All diese Bewegungen vollzog sie mit völliger Selbstbeherrschung. Erst als sie sich umdrehte, damit das andre Bein an die Reihe käme, entdeckte sie Byron im Türrahmen.
Sie lächelte. Er trug lediglich Shorts, und obwohl sie mittlerweile seinen Körper sehr gut kannte, erregte sein Anblick sie noch immer. Doch jetzt fesselten seine Augen ihren Blick.
Anders als in seiner Haltung lag nichts Beiläufiges darin. Einen Augenblick lang spürte sie ihre Macht über ihn, die schnell und heiß in ihr aufstieg und sich in ihrem Blick zeigte. Sie wartete auf ihn.
Er kam auf sie zu und langte ihr mit beiden Händen ins Haar, als sie das Gesicht zu ihm empor hob. Sie erkannte den Kampf in seinem Mienenspiel, sein Widerstreben, legte ihm die Hände auf die Hüften und streichelte ihm langsam über Bauch und Brust bis zu den Schultern. Dabei spürte sie, wie seine Muskeln zitterten, und kostete ihre Macht über ihn aus, dann erst küßte sie ihn auf den Mund.
Sofort zog er sie an sich. Sie meinte eine Spur von Zorn, von Verzweiflung bei ihm zu spüren. Fast unwillig wandte er sein Gesicht ab. Mit verständnisvoller Gelassenheit schaute sie zu ihm hoch. Er wollte sich abwenden, weggehen, sich selbst beweisen, daß er dazu fähig war. Da schmiegte sie sich wieder an ihn, und sein Verlangen nach ihr stieg ins Unermeßliche. Er küßte sie wild und stürmisch wieder und wieder, wollte mehr und immer noch mehr. Durch die dünne Seide ihres Morgenmantels konnte er jede ihrer Körperkonturen wahrnehmen. Es genügte nicht. Er riß ihr den Morgenmantel herunter, strich ihr dann mit den Händen über die bloße Haut, spürte ihre Rückenlinie, ihre schmalen Hüften. Er wußte, sie zog ihn in sich hinein und fesselte ihn gefühlsmäßig, wie sie es körperlich tat, wenn sie beieinander lagen. »Sarah.« Seine Zähne fanden die empfindliche Stelle an ihrer Halsbeuge. Er spürte, wie sie an seinen Shorts zerrte, ehe sie ihn in ihre schlanken Finger nahm. Er erschauderte einmal, ehe er ihr Gesicht mit Küssen bedeckte. »Himmel, werde ich denn nie genug von dir bekommen?«
Es schwang etwas Verzweifeltes, etwas Wildes in seinen Worten mit, ehe er sie packte und ins Haus trug.
Es war schon Nachmittag, als sich Sarah im Bett aufsetzte.
»Weißt du, was ich jetzt mache?« fragte sie und warf sich das Haar über die Schulter. »Mmm?« Byron lag auf dem Rücken und starrte die Decke an.
»Ich koche heute das Abendessen.« Er schaute sie stirnrunzelnd an. »Ach ja?«
»Du mußt gar nicht so skeptisch dreinschauen«, meinte sie ungerührt, drehte sich unbekümmert zu ihm hin und setzte sich rittlings auf ihn, dann sah sie ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Heute gelingt es mir bestimmt besser als die überbackenen Käsebrötchen, die ich neulich habe anbrennen lassen. Du bist nämlich nicht der einzige, der ein anständiges Essen zustande bringt.«
»Bist du dir bewußt, daß du stark zum Konkurrenzdenken neigst?«
»Ja. Ich koche Hühnerfrikassee und backe einen Zitronencremekuchen. Gibt es hier ein Kochbuch?«
»Wahrscheinlich schon.«
»Gut. Dann darfst du in die Stadt fahren und Eier, Milch und noch eine Packung Erdnußbutterkekse besorgen.« Sie beugte sich hinunter und gab ihm einen langen Kuß. Ihr Haar umhüllte sie beide, als sie ihre Wange an die seine drückte.
»Noch etwas?« fragte er und streichelte ihre Brüste.
»Ich denke noch einmal darüber nach… nachdem ich dich verrückt gemacht habe.«
Tatsächlich entdeckte Sarah ein Rezept für Hühnerfrikassee und machte sich an die Arbeit, nachdem Byron in die Stadt aufgebrochen war. Sie kochte unverdrossen und zufrieden, während sie sich durch den Küchenlautsprecher mit Beethoven berieseln ließ.
Vorher hatte
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