Zärtlichkeit des Lebens
Sarahs Finger und fand die Hände, wie auch ihr Sohn, wunderschön.
»Max hängt jetzt geschäftlich völlig von Byron ab und vermutlich auch persönlich«, fuhr Sarah fort. »Byron leistet hervorragende Arbeit, sowohl als Manager wie auch als Ingenieur. Obwohl ich ihm das nie sagen würde.« Sie grinste.
Der Kaffee war durchgelaufen. Sarah brachte die Kanne.
»Wie trinken Sie ihn?«
»Schwarz.« Catherine wartete, bis Sarah einen Milchkarton aus dem Kühlschrank geholt und etwas Milch in ihren eigenen Kaffee gegossen hatte. »Ich habe nie ernsthaft damit gerechnet, daß Byron heiraten würde.«
Sarah setzte sich auf den Hocker ihr gegenüber und schaute ihr offen in die Augen. »Nein?«
»Er hat seinen Vater nie gekannt, denn der hat mich verlassen, als Byron noch nicht einmal ein Jahr alt war. Byrons Vater haßte es, arm zu sein.« Sie hob ihre Tasse und trank. »Byron ebenfalls.
Es war schwierig für ihn, ohne Vater aufzuwachsen, ein Halbblut zu sein und arm. Es fiel ihm vielleicht noch schwerer, weil er sehr aufgeweckt, sehr gescheit war. Er verstand zu vieles zu früh.« Sie schaute Sarah wieder in die Augen. »Er war furchtbar launisch. Manchmal gab es deshalb in der Schule Probleme. Raufereien, blaue Augen, blutig geschlagene Nasen, zerfetzte Klamotten.«
»Byron?« murmelte Sarah erstaunt.
»O ja. Ich konnte ihn leichter verstehen, als er aufbegehrte, als er wütend war. Verloren habe ich ihn, als er seinen Ehrgeiz entdeckte. Natürlich mußte das so kommen.« Sie hob wieder die Tasse und schenkte Sarah ein ernstes Lächeln. »Er lernte es, seine Energie, seine Gefühle, seine Launen zu zügeln. Ich habe mir oft gewünscht, daß ihm das weniger gut gelingen würde.«
»Hier, in diesem Haus, kommt er mir offener vor.« Sarah schaute sich um und gestikulierte mit beiden Händen. »Er braucht diesen Teil seines Lebens so sehr, wie er Haladay braucht.«
»Seit jeher«, murmelte Catherine. »Und was ist mit Ihnen?«
Wieder trafen sich ihre Blicke. »Was brauchen Sie?«
»Byron«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. Dann schüttelte sie lächelnd den Kopf. »Es ist natürlich nicht so einfach. Ich brauche ihn, brauche das, was wir meiner Meinung nach gemeinsam haben.« Sie hielt mit beiden Händen die Tasse fest und schaute Catherine über den Rand hinweg an. »Und ich brauche Haladay. Wir sind beide ehrgeizig. Ich weiß nicht, ob das unser Leben einfacher oder komplizierter gestaltet.«
Schweigend schaute Catherine sie eine Weile an. »Soll ich Ihnen verraten, daß ich Sie mir ganz anderes vorgestellt habe, als ich von Byrons Heirat erfuhr? O ja, ich habe eine schöne Frau erwartet. Und eine intelligente. Aber…« Sie lachte ein wenig, ehe sie die Tasse absetzte. »Ich hatte auch eine sehr kühle Person erwartet, eine, die ihm
entspricht.
Sagen Sie, Sarah, könnten Sie das Menü für eine Abendeinladung mit fünfzig Personen zusammenstellen?«
»Ich hätte nicht die leiseste Ahnung.«
Catherine langte über die Theke und drückte ihr die Hände.
»Ich freue mich so. Er ist mein einziges Kind.«
Sie hörten, wie die Haustür aufging. Sarah strahlte bereits, bevor sie sich zu Byron umdrehte. »Du hast dich beeilt«, begrüßte sie ihn und ging ihm entgegen. »Wir haben Besuch.«
Damit nahm sie ihm die Tüte aus der Hand und trat einen Schritt beiseite. Er schaute auf die durch Sarahs Kocherei entstandene Unordnung und entdeckte seine Mutter. Sarah beobachtete, wie in seinen Augen Überraschung aufflackerte. Ohne zu lächeln ging er zu ihr hin und schaute sie an, ehe er sie auf die Wange küßte. »Mutter.«
Bei seinem Ton runzelte Sarah die Stirn, aber Catherine schien sich nicht daran zu stören. »Guten Tag, Byron, hoffentlich ist es dir recht, daß ich gekommen bin. Ich wollte deine Frau kennenlernen.«
»Aber gewiß doch.« Eigentlich sah sie, schoß es ihm durch den Kopf, viel zu jung und zu gut aus, um seine Mutter zu sein.
Dann fiel ihm, wie üblich, ein, daß sie bei seiner Geburt kaum sechzehn Jahre alt gewesen war.
»Wir trinken gerade Kaffee«, meinte Sarah. »Möchtest du auch einen?«
»Ja.« Er holte sich eine Tasse.
»Du mußt dich mit deiner Mutter auf die Terrasse setzen«, meinte Sarah beiläufig, während sie die Kanne auf ein Tablett stellte, »während ich das Abendessen mache. Mit etwas Glück müßten wir um sechs essen können.« Sie lächelte Catherine an, als sie ihre Tasse und den Unterteller aufs Tablett bugsierte.
»Wir haben doch noch einen
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