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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit dem Zeigefinger über den Schnurrbart. Byron, der die Geste kannte, wußte, daß er überrumpelt worden war. »Sie wissen bestens Bescheid.«
    »Ich weiß natürlich, daß man sich dabei durch eine Menge Rechtsfragen graben muß – Verträge, Zeitpläne, Strafklauseln und was nicht alles. In etwa drei Monaten sollte das Projekt in das Entwurfstadium übergehen.« Mit Bedacht wandte sie sich an Byron und sprach ihn zum erstenmal direkt an. »Stimmt das in etwa, Byron?«
    Gleichmütig musterte er sie. »Ja, in etwa.«
    »Ich möchte das Theater entwerfen.« Sowie es heraus war, fühlte Sarah sich besser. Jetzt konnte sich ruhig Schweigen um sie herum ausbreiten.
    »Das ist ein sehr großes, wichtiges Projekt.« Die Furchen auf Haladays Stirn vertieften sich.
    »Ich weiß.« Eine Spur von Überheblichkeit schwang in ihrer Stimme mit.
    »Wir beschäftigen einen Stab von Architekten in unserer Pariser Niederlassung.«
    »Auch das ist mir bekannt. Aber die Niederlassung in Paris ist beträchtlich kleiner als das Hauptbüro in Phoenix. Und Ihr dortiger Chefarchitekt ist in ein anderes Großprojekt in Südfrankreich eingebunden.«
    »Gibt es irgend etwas, das Sie nicht wissen?« erkundigte sich Haladay.
    Sarah lächelte gelassen, verlagerte ein wenig das Gewicht und schlug die Beine anders übereinander.
    »Zweifellos wissen Sie auch, daß Byron derartige Aufgaben vergibt«, meinte Haladay leicht ironisch.
    »Ja. Deshalb hielt ich es für das beste, das Thema jetzt anzuschneiden, da Sie beide vermutlich darüber nachdenken wollen.« Beim Aufstehen fügte sie heiter hinzu: »Einen schönen Tag noch, Max. Auf Wiedersehen, Byron.« Sie ging schnell aus dem Zimmer, wobei sie einen schwachen Wildblütenduft zurückließ.
    Als sich die Tür hinter ihr schloß, stand Byron auf. »Ich würde gerne mit ihr reden.«
    »Werden Sie ihr das Projekt anvertrauen?«
    »Wollen Sie das denn?«
    Haladay nahm wieder den goldenen Füllfederhalter in die Hand und schaute ihn grimmig an. »Wir haben ausgemacht, daß ich mich nicht einmische.«
    »Ich komme noch mal zurück«, meinte Byron.
    Im Korridor überholte er Sarah. Überrascht wandte sie ihm das Gesicht zu. »Sie haben ihn beeindruckt«, sagte er ohne Einleitung.
    »Ja? Ich habe nur gesagt, was ich dachte.«
    »Es geht weniger um das, was Sie sagten, als vielmehr um die Tatsache, daß Sie den Nerv hatten, es auszusprechen. Sie gehen mit Tempo voran, und Sie haben Courage. Max bewundert beides.«
    Sie hatte es geschafft. Es war vorbei… fürs erste. Dann erinnerte sie sich daran, daß sie Byrons Schwachstelle noch entdecken mußte. »Und Sie, Byron, was bewundern Sie?«
    Einen Augenblick lang beobachteten sie einander. Dann versetzte er sie in Erstaunen, indem er ihr eines seiner raren Lächeln schenkte. »Gemälde von Corot.« Er hakte sie unter und zog sie mit sich. »Ich bin Ihnen noch ein Mittagessen schuldig.«
    Sarah handelte spontan. Sie neigte mit gespielter Sittsamkeit den Kopf zur Seite, schlug die Augen zu ihm auf und blinzelte ihn unter den Wimpern hindurch an. »Ist das eine Einladung oder eine Feststellung?« Sie waren sich beide der Bedeutung und der Macht ihres Blickes bewußt, und sie wartete auf seine Reaktion. Die Spur eines Lächelns umspielte ihre Lippen. Byron dachte an den Geschmack ihres Mundes und ihre glatte Haut.
    Verlangen durchströmte ihn, aber er verdrängte es. Wenn er sich mit ihr einließ, dann wollte er Zeit und Ort selbst bestimmen.
    »Beides«, konstatierte er, als er den Aufzugknopf drückte.
    »Wir halten kurz bei meinem Büro. Kay soll Ihrer Sekretärin Bescheid sagen, daß Sie weggehen.«

5
    Sowie Sarah in einer Ecknische des Hilton-Hotels saß, streifte sie ihre Schuhe ab. Außerhalb des Büros war Sarah geneigt, Byron einfach als Mann und nicht als einen der Ranghöchsten bei Haladay Enterprises zu betrachten.
    Ihre Augen verweilten kurz beim Hummersalat. »Ist die Quiche hier gut?« Beim Aufschauen bemerkte sie, daß er sie beobachtete. Sarah stützte die Ellbogen auf den Tisch, vergrub das Kinn in der Hand und musterte ihn ebenfalls. »Was sehen Sie denn?«
    »Daß Sie ein bemerkenswertes Gesicht haben.«
    »Sie auch.« Sie spürte, daß ihm etwas ungewohnt Spontanes entschlüpft war und freute sich darüber. »Ich studiere Gesichter«, teilte sie ihm mit. »Sie haben interessante Backenknochen. Sind sie indianisch oder keltisch?«
    »Meine Mutter ist eine Navajo-Indianerin.« Byrons Stimme klang ausdruckslos, doch als er in seine

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