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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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beiden Männer, die so völlig unterschiedlich aussahen, dennoch irgendein gemeinsames Charakteristikum besaßen. Und zwar, so schloß sie, die Befehlsaura. Eine spürbare Kraft schien von ihnen auszuströmen. Ich würde es ungern mit beiden gleichzeitig aufnehmen müssen, dachte sie. Ein Sieg wäre unmöglich, überleben fraglich. Sie beschloß, daß sie den beiden nur getrennt begegnen wollte, falls je ein Angriff nötig sein sollte.
    »Guten Morgen, meine Herren.«
    Haladay erwiderte ihr Lächeln; Byron beachtete es gar nicht.
    Mit einem Blick erwiderte er ihren Gruß, hieß sie aber keineswegs willkommen.
    »Hoffentlich komme ich nicht ungelegen, Mr. Haladay. Sie sagten, ich sollte mich nach einer Woche bei Ihnen melden.«
    »Das habe ich gesagt, ja.« Er forderte sie mit einer Geste auf, Platz zu nehmen. »Haben Sie sich schon eingelebt?«
    »Ja. Ich habe mich sogar schon an Evans Kaffee gewöhnt.«
    Und daran, seinen Annäherungsversuchen auszuweichen, dachte sie insgeheim. Sie saß in einem beigen Ledersessel und bemerkte aus dem Augenwinkel, daß Byron sich in einem ihr gegenüberstehenden niederließ. »Mugs hat mich in den üblichen Büroalltag eingewiesen, Cassidy hat mir die allgemeinen Verfahrensweisen eingepaukt. Jetzt würde ich gerne an einem Projekt zu arbeiten anfangen.«
    »Sie können es kaum mehr erwarten, nicht wahr?« Haladay lehnte sich in seinem speziell für ihn angefertigten Sessel zurück und schaute Sarah über seine verschränkten Finger hinweg an.
    »Ja.« Auch Sarah lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Eine Sekunde lang kam es ihr seltsam vor, daß der Mann neben ihr sie mehr einschüchterte als der Mann hinter dem Schreibtisch. Weil ich ihn verstehen kann, stellte sie fest.
    Ich kann erkennen, wer er ist. Aber ich weiß nicht, wer Byron ist. Sie verdrängte ihn aus ihren Gedanken. »Ich kann es nicht leiden, wenn ich zwischen zwei Projekten hänge. Für Unterbrechungen habe ich noch nie viel Geduld aufgebracht.«
    »Soso.« Er kniff die Augen ein wenig zusammen. »Ich würde Ihnen gern eine Frage stellen, Sarah.«
    »Aber selbstverständlich, Max«, erwiderte sie so beiläufig, daß er einen Moment brauchte, ehe er reagierte. Er hob die Brauen und legte die Stirn in tiefe Falten. Sarah wartete ab, ohne seinem Blick auszuweichen. Unvermittelt warf er den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen. Sarah atmete langsam und ruhig aus.
    »Sie hat so viel Courage wie Sie«, sagte er zu Byron. »Und fast soviel wie ich.« Er grinste sie an. »Wir werden gut miteinander auskommen.«
    Dann fügte er in einem geschäftsmäßigeren Ton hinzu: »Na schön, Sarah, was möchten Sie tun?«
    »Bauen.«
    »Für mich oder für sich selbst?«
    Eine berechtigte Frage, dachte sie. »Ihnen gehört die Kunstgalerie, Max, aber ich will die Bilder malen. Und möchte rechts unten mit meinem Namen signieren.«
    »Das lasse ich gelten.« Ihm gefiel ihre Offenheit. Er nickte, dann vertieften sich wieder die Falten auf seiner Stirn.
    »Meine Leute leisten erstklassige Arbeit. Die Haladay-Gebäude beruhen auf diesem Ruf.
Meinem Ruf.«
Sarah hörte die Betonung auf dem Pronomen deutlich heraus. »Unsere Materialien sind immer, und zwar ausnahmslos, erster Güte. Die Bauvorschriften werden buchstabengetreu eingehalten. Bei mir wird das Gesetz nicht umgangen. Wenn ich herausfinde, daß ein Mitglied meines Unternehmens sich nicht an die Regeln gehalten hat, fliegt der oder die Betreffende auf der Stelle.«
    Haladay ließ einen goldenen Füllfederhalter wie eine Zigarre durch die Finger gleiten. Dann legte er ihn ungeduldig auf den Schreibtisch. »Das umfaßt mehr als das Vermeiden von Geldbußen und Bestechungsgeldern. Es ist eine Sache des Stolzes. Solange ich Haladay Enterprises leite, gibt es keine Schmiergelder, keine Mauscheleien.«
    Sarah faltete die Hände. »Mir bereiten Ihre Standards keine Probleme, Max. Ich habe schließlich auch welche.«
    Er schaute sie einen Moment lang aufmerksam an, ehe er zu Byron hinübersah. Sarah bemerkte, wie die beiden einen schnellen Blick miteinander wechselten. »Byron wird sich mit Cassidy über ein passendes Projekt unterhalten.«
    »Gut.« Obwohl ihre Nerven zu flattern begannen, stürmte sie vorwärts, bevor man sie verabschieden konnte. Halt das Rad am Laufen und tu so, als wärst du dir absolut sicher. Sie handelte rasch und nach ihrem eigenen Gutdünken. »Ihr Angebot für das Delacroix-Kulturzentrum in Paris wurde angenommen.«
    Haladay strich sich

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