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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Boden unter einem wegzog.
    »Ich hörte, Sie hatten Ärger mit Evan Gibson.«
    Sarah wandte sich rasch zu ihm hin. Wie üblich verriet seine Miene nichts von seinen Gedanken.
    »Nicht der Rede wert.« Hol dich der Teufel, Cassidy, dachte sie flüchtig und wechselte das Thema. »Was machen Sie in Madrid?«
    »Ist Ihnen Gibson zu nahe getreten?«
    »Himmel, Byron, wissen Sie eigentlich, wie entsetzlich altmodisch das klingt?«
    Byron wartete ab, während das Flugzeug an Höhe gewann und sich dann stabilisierte. »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt.«
    »Cassidy hätte Sie damit gar nicht behelligen sollen…«
    »Cassidy weiß sehr wohl, daß er mich mit so etwas behelligen muß.«
    »Byron, es war gar nicht der Rede wert. Es war ein Mißverständnis. Evan…« Sie zögerte. »Ich habe mich ihm gegenüber wohl nicht klar genug ausgedrückt. Evan hat einen falschen Eindruck gewonnen.«
    Byron sah, wie sie an der Unterlippe nagte. Er kannte das noch von ihrem Vorstellungsgespräch.
    Sarah seufzte. »Bitte, Byron, lassen wir das Thema.« Sie machte ihren Sicherheitsgurt auf und stand unverzüglich auf, um in der Kabine umherzugehen. Er beobachtete, wie sie die Hände in den tiefen Rocktaschen vergrub.
    Jetzt stand er auch auf, und sie neigte den Kopf weit nach hinten, um ihn direkt ansehen zu können. »Wenn sich Evan noch einmal etwas Derartiges erlaubt, möchte ich davon erfahren.«
    Sarah kniff die Augen zusammen, aber ehe sie antworten konnte, überraschte er sie durch ein Lächeln. Dann ging er in die angrenzende Bordküche. »Einen Kaffee?« fragte er, als er die Kaffeemaschine bediente.
    Das Lächeln entwaffnete sie. Sie ging zur Tür der Bordküche und schaute ihm zu, wie er die Tassen herrichtete. »Wie vielen Frauen haben Sie damit schon den Kopf verdreht?« fragte sie unvermittelt.
    Byron wandte ihr das Gesicht zu. »Hm?«
    »Mit diesem Lächeln.« Sarah neigte den Kopf. »Das Sie so unerwartet hervorzaubern. Das schafft einen ja völlig.«
    Erst dachte sie, er würde gar nicht antworten, aber dann entspannten sich seine Gesichtszüge. »Ich habe aufgehört, zu zählen.« Der Schalk in seinen Augen brachte sie augenblicklich zum Lachen. Mit einem Kopfschütteln drehte sie sich wieder um.
    »Ich glaube, Sie sind ein überaus durchtriebener Kerl, Byron.«
    »Sehr scharfsichtig.«
    »Gestern nachmittag bin ich zum Woodloe-Winfield-Grundstück gefahren und habe mich dort mit Dutch Kelly getroffen. Gloria hat sich auch eingefunden.«
    »Ist was dabei herausgekommen?«
    »Wir haben drei Stunden gebraucht, aber dabei immerhin die Lage des Hauses entschieden.« Sie dachte an Glorias Janeinvielleicht-Haltung. »Ach ja… sie möchte zwei Dutzend Azaleen. Sie sollen sie an ihre Kindheit erinnern. Ich habe schon mit den Entwürfen begonnen.« Beim Sprechen fuhr sich Sarah gedankenverloren durchs Haar.
    Die Haarnadeln, mit denen sie ihren Nackenknoten befestigt hatte und die sich bereits auf der Fahrt zum Flughafen gelockert hatten, machten sich jetzt selbständig. Ihr Haar fiel ihr erst auf die Schultern und dann in Kaskaden über Rücken und Arme.
    Die Worte, die Byron eben hatte sagen wollen, blieben ihm im Hals stecken. Er streckte die Hand aus, dann vergruben sich seine Finger wie aus eigenem Antrieb in ihren Haarmassen. Er schien in diesem Augenblick völlig gefesselt. Sarah spürte einen Druck in der Brust, dann erkannte sie ganz benommen, daß sie den Atem anhielt. Endlich atmete sie stoßweise aus. Sie hatte nicht erwartet, in seinen Augen Verlangen zu sehen. Und hatte nicht erwartet, selber Verlangen zu verspüren. Sie wollte ihn berühren, die Hand nach ihm ausstrecken.
    Byron schaute sie noch immer völlig fasziniert an, ihr Haar noch immer zwischen den Fingern. Der Wildblumenduft überwältigte ihn. In diesem Moment erinnerte er sich daran, wie ihr Duft ihm gegenwärtig gewesen war, als er mit einer anderen Frau geschlafen hatte. Er ließ die Hände sinken und trat einen Schritt zurück. Zum erstenmal seit Jahren kam er sich töricht vor, und der Zauber des Augenblicks zerbarst wie Kristall.
    Enttäuscht erlebte Sarah, wie sich die Kluft zwischen ihnen vergrößerte. Besser so, sagte sie sich, während sie langsam und tief Luft schöpfte. Viel besser so. »Wann kommen Sie denn aus Madrid zurück?« erkundigte sie sich.
    »In einer Woche.«
    Er drehte sich wieder zur Bordküche um; der heftig sprudelnde Kaffee verlangte seine Aufmerksamkeit. Sarah rollte sich das Haar wieder zu einem Knoten.
    »Nein.« Byron

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