Zärtlichkeit des Lebens
stimmt mit mir nicht? Sie kniff die Augen fest zusammen, bis das Bedauern schwand.
»Ich glaube, du meinst das im Ernst, Dennis«, murmelte sie und fuhr ihm schnell mit der Zunge über die Haut. Sie ließ die Hand zwischen ihnen beiden hinuntergleiten und nahm ihn in ihre langen Finger. »Zeig’s mir.«
»Himmel, kriegst du denn nie genug!« Er atmete schon unregelmäßig.
Lachend öffnete sie die Beine, glitt tiefer und nahm ihn so rasch in sich auf, daß er nur noch stöhnen und ihr die Führung überlassen konnte. Als der Wecker losschrillte, war er hellwach, schweißgebadet und erschöpft. Dallas streckte die Arme zur Decke, küßte ihn flüchtig und schlenderte unter die Dusche.
Besser, dachte sie, konnte man den Tag nicht beginnen.
Eine Stunde später flitzte Sarah auf dem Beifahrersitz von Dallas’ grellorangefarbenem TR3 zum Flughafen. Sie fuhren mit offenem Verdeck. Der Wind peitschte Dallas’ fuchsrotes Haar aus ihrem schmalen Gesicht nach hinten hoch und zerrte rücksichtslos an Sarahs Haarnadeln; aber sie genoß, zurückgelehnt auf ihrem Sitz, die Fahrt.
»Das hättest du doch wirklich nicht tun müssen!« schrie sie gegen den Wind an. »Du kommst noch zu spät zur Arbeit!«
»Wenn die Leiterin der Beschaffungsabteilung zu spät kommt, freut sich eh alles.« Dallas schaltete herunter und nahm mit quietschenden Reifen eine Kurve.
»Himmel noch mal, Dallas, du fährst wie der Henker.«
Lachend drehte Dallas den Kopf, wobei sie sich automatisch eine verirrte Strähne von den Augen wischte.
Heute sieht sie großartig aus, zufrieden mit sich, dachte Sarah.
Dafür konnte es nur einen Grund geben. »Du könntest in New York als Taxifahrerin arbeiten«, sagte sie laut. »Da suchen sie immer so Verrückte.«
»Das liegt nur am Auto.« Die Landstraße verlief wieder gerade, und der Tacho hüpfte so bei hundert herum. »Wenn ich einen Kombi mit künstlicher Holzmaserverkleidung hätte, würde ich nie schneller als fünfzig fahren und bei Stoppschildern eine geschlagene Minute warten, egal ob ein Auto käme oder nicht.«
Sarah versuchte sich Dallas in einem Kombi vorzustellen. Es gelang ihr nicht. »Ich weiß nicht, warum ich überhaupt zum Flughafen muß«, bemerkte sie, als die Tachonadel sich langsam höher bewegte. »Du könntest mich genauso schnell nach L.A.
fahren, wie ich mit dem Flugzeug dorthin brauche.«
»Führ mich nicht in Versuchung. Ich würde mir schrecklich gern Harrison Reed in Wirklichkeit anschauen. Die Architekten haben eben immer Massel.« Für gefährliche drei Sekunden schaute sie von der Straße weg, um Sarah einen finsteren Blick zuzuwerfen. »Daß du dir ja alles ganz genau merkst«, verlangte sie. »Und damit meine ich nicht Einzelheiten über sein Haus.
Ich will wissen, wie er ausschaut, wie er in
Wirklichkeit
ausschaut. Aus der Nähe. Ich möchte seine genaue Augenfarbe wissen, seine Schuhgröße, wie er riecht, wie er nackt aussieht.
Zum Teufel, ich mache mich noch selber ganz verrückt!« Sie grinste Sarah an, ehe sie fortfuhr. »Ich möchte alles haarklein erfahren, meine Liebe, alle unverblümten Einzelheiten, die klitzekleinsten Details. Himmel, diese fantastische Stimme…
Man sagt, daß er vor dem Mittagessen keinen Ton von sich gibt.«
»Man?«
»Das habe ich in den Klatschspalten gelesen.«
»Dallas.« Sarah drehte sich ganz auf ihrem Sitz herum. Sie lachte, als ihr der Wind eine Haarnadel herausriß und auf die Straße fegte. »Du liest doch nicht im Ernst die Klatschspalten?«
»Ich? Ach, nein.« Fröhlich wedelte Dallas mit einer Hand herum und lenkte mit der anderen in eine Kurve. »Ich habe rein zufällig das eine oder andere aufgeschnappt.«
»Ich verstehe.« Sarah nickte. »Und ich werde mein Bestes versuchen, aber ich bleibe nur ein paar Tage. Höchst unwahrscheinlich, daß ich die Gegenwart des großartigen Harrison Reed mehr als nur ein paar Stunden genießen darf.«
»Hast du eine Ahnung, was man in ein paar Stunden alles bewerkstelligen kann!« Dallas grinste noch breiter, als sie an die ergiebigen zehn Minuten heute früh dachte. »Es heißt, er ist sexuell unersättlich. Nimm dich lieber in acht, Mädchen.«
Das Auto stoppte ruckartig vor dem Hauptterminal.
»Danke für den Ratschlag.« Sarah schlüpfte heraus und schnappte sich ihre Aktentasche und die Reisetasche vom Rücksitz. »Und fürs Herbringen.« Sie beugte sich kurz zu Dallas hinüber und wisperte. »Gib auf dem Rückweg auf die Polizisten acht.«
»Weshalb?« Dallas’
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