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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Stolz verletzt. Womöglich meint er noch immer, er müßte mich davon überzeugen, daß mir was ganz Tolles entgeht.«
    »Du machst dir ja allerhand Gedanken.« Kopfschüttelnd stand Dallas auf und suchte wieder in ihrem Kleiderschrank. »Sarah, ich bin ein großes Mädchen und kann eine Niederlage wegstecken. Und überhaupt…« Sie lächelte ihr über die Schulter zu. »Während er sich mit mir abgibt, belästigt er wenigstens dich nicht.«
    »Dallas.« Sarah stand auf, um einen letzten Versuch zu unternehmen. »Er ist vielleicht nett zum Anschauen, aber er taugt nicht viel und denkt nur an sich selbst.«
    »Ich auch.« Sie zog zwei gewagte Kleider aus dem Schrank.
    »Welches paßt besser zu dem Tuch?«
    Im August brennt die Sonne in Arizona gleißend herunter.
    Der große Strohhut, den sich Sarah über ihren Pferdeschwanz gestülpt hatte, beschattete ihre Augen. Das T-Shirt klebte ihr am Rücken und hatte vorne einen feuchten Streifen. Aufmerksam beobachtete sie, wie die Dachdecker das Dach hochzogen. Sie arbeiteten mit nacktem Oberkörper, ihre braun gebrannten Rücken glänzten. Sarah lüftete das T-Shirt ein wenig am Rücken und sehnte sich danach, es den Männern gleichzutun. Sie wischte sich mit der Hand über die Stirn, dann steckte sie die Hände in die rückwärtigen Hosentaschen und hörte den Hammerschlägen zu.
    Im Verlauf aller Bauphasen hatte Gloria die Baustelle heimgesucht. Sarahs eigenen Erfahrungen und den durchsickernden Berichten zufolge behinderte Gloria die Arbeit.
    Andauernd änderte sie ihre Meinung, und ständig fiel ihr etwas Neues ein.
    Lauter Firlefanz, dachte Sarah verächtlich. Sie beobachtete, wie ein Balken an seinen Platz glitt und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß Gloria den heutigen Tag beim Friseur verbringen möge. Ich werde mich nicht bei Byron beschweren, nahm sie sich vor. Es ist uns gelungen, über einen Monat lang die Schwerter nicht zu kreuzen. Auf keinen Fall fange ich jetzt damit an, indem ich über eine Kundin schlecht daherrede.
    Ein Schweißtropfen rann ihr über den Nacken und zwischen den Schulterblättern hinunter. Sarah beachtete es gar nicht. Vom Haus stand nur wenig mehr als der Rohbau, aber Sarah konnte sich mühelos das Endergebnis vorstellen. Ein Bulldozer dröhnte in westlicher Richtung davon, wo Gloria ihren Garten angelegt haben wollte. Durch den Lärm konnte Sarah hin und wieder einen Schrei oder einen Fluch vernehmen.
    Es würde eine schöne Arbeit werden. Sarah stemmte die Hände auf die Hüften und lächelte breit, während die Sonne auf sie herunterprallte. Mit einem Nicken bahnte sie sich den Weg über die Erdklumpen in das Untergeschoß. Über ihr hämmerten die schwitzenden Männer auf die Balken ein.
    »Springer!« Sie erspähte den Vorarbeiter, der mit einem Zimmermann in Glorias künftigem Eßzimmer stand.
    Bei ihrem Zuruf drehte er sich um und entließ dann mit einer Bewegung seines Daumens den anderen Mann. Sein rotes Stirnband über der Glatze war patschnaß, sein Hemd zeigte unter den Achseln Schweißflecken. Er kam aus Oklahoma und war schon lange Jahre bei Haladay beschäftigt. Sarah arbeitete gern mit ihm zusammen. Seine Arme waren hart, die reinsten Muskelpakete, seine Oberschenkel hatten den Umfang von Sarahs Taille.
    Er sprach mit einer überraschend sanften Stimme. »Madam?«
    »Die neue Lieferung ist gekommen, die weißen Ziegel, die Mrs. Woodloe-Winfield für die Gartenmauer wollte.«
    »Bestens.«
    »Sie wissen, wie man im Zeitplan bleibt, Springer. Hier ist anscheinend alles unter Kontrolle. Ich fahre ins Büro zurück. Sie brauchen mich ja nicht.«
    »Die Dame will angeblich heute nachmittag vorbeischauen.«
    Er nahm eine Limonade aus der Kühlbox und bot sie Sarah an.
    »Ich fahre ganz bestimmt ins Büro«, sagte sie, während sie sich die eisgekühlte Flasche an die Stirn hielt.
    »Frauen sollten sich nicht auf Baustellen herumtreiben«, bemerkte er und holte noch eine Flasche aus der Kühlbox. Er schraubte den Verschluß ab, gluckerte die Hälfte des Inhalts hinunter, ehe er Sarah wieder anschaute, und grinste, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. »Das bezieht sich natürlich nicht auf Frauen vom Fach. Unter meinen besten Maurern ist eine Frau. Ich merke das nicht mal, wenn sie einen Ziegel in der Hand hat. Und bei Ihnen denkt niemand hier auf der Baustelle daran, daß Sie eine Frau sind.«
    Sarah trank einen langen Zug aus ihrer Flasche. »Schon gut, Springer«, meinte sie und wischte sich mit dem Handrücken über

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