Zärtlichkeit des Lebens
Herzanfällen hören.«
»Byron, seine Arbeit… der Streß…«
»Aber gerade die Arbeit hält ihn am Leben«, sagte Byron.
»Ohne sie würde er aufgeben. Außerdem nehme ich ihm soviel wie möglich ab.«
Sie musterte seinen Gesichtsausdruck und nickte, als sie verstand. »Ja, das erklärt einiges. Von Ihnen nimmt er es an. Er würde es von jemand anderem nicht dulden. Er kann Schwäche nicht ausstehen, nicht wahr?«
»Vor allem seine eigene nicht.«
»Wer weiß denn sonst noch davon?«
»Cassidy, seine Sekretärin, sein Anwalt.«
Sie hob den Blick. »Warum haben Sie mir davon erzählt?«
Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Ich will es mal so ausdrücken – Sie sind integer.«
Ein Lächeln trat in ihre Augen und erreichte ihren Mund. »Sie sind ein sehr kluger Mann, Byron.« Sie drehte sich um und ging an den Aktenschrank, um einen Hefter herauszunehmen. »Das W-W-Bauvorhaben samt der Entwürfe.« Sie reichte Byron den Hefter. »Ich bin mir ziemlich sicher, daß das ihren Vorstellungen entspricht.«
Ohne Kommentar schlug er den Hefter auf und begann, die Skizzen durchzublättern. Sie hatte Gloria zuliebe mit schmiedeeisernen Geländern und mehreren Balkonen einen Anklang an die Südstaaten gesucht, doch paßten das Gebäude generell und sein Stil perfekt in die Landschaft Arizonas.
Innen hatte sie im Schlafzimmer eine gewisse Farbenpracht zugelassen und Gloria zwei Wände mit Einbauschränken im Ankleidezimmer zugestanden. Bei der Betrachtung der Entwürfe kam Byron zu dem Schluß, daß das Haus Gloria genau entsprach.
»Sie haben anscheinend gar nichts vergessen«, bemerkte er.
Dann schlug er den Hefter zu und gab ihn ihr zurück.
Sarah runzelte die Stirn. »Ich mag negativ formulierte Komplimente nicht.«
Byron steckte die Hände in die Taschen, als sie den Hefter wieder im Aktenschrank verstaute. »Sie haben hier bei den Mauerarbeiten den englischen Stil benutzt, aber den flämischen bei den Reed-Entwürfen. Warum?«
Mit einer schnellen Bewegung schob sie die Schublade zu.
»Der flämische sieht meiner Ansicht nach mehr nach Alter Welt aus. Der englische paßt besser zu ihr. Er ist auffallender als der flämische und hübscher als der amerikanische.« Sie lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Schrank. »Wie gefallen Ihnen die Entwürfe?«
»Ich finde, sie passen zu ihr.«
»Verdammt, Byron.« Enttäuscht warf sie die Hände hoch, dann fing sie an, auf und ab zu gehen. »Müssen Sie denn immer so unbeteiligt sein?«
»Ja«, gab er zurück.
»Na schön. Wollen Sie ihr die Entwürfe nach meiner Besprechung mit Dutch Kelly bringen, oder soll ich sie herbitten?«
»Bestellen Sie sie her.«
Sie haben jetzt ein Verhältnis miteinander,
folgerte sie,
aber
er wird schon ungeduldig.
»In Ordnung. Ich mache einen Termin für Mittwoch aus. Möchten Sie auch daran teilnehmen?«
»Das ist nicht nötig.«
Sie lachte ihm zu und hob die Brauen.
»Wissen Sie, Byron, Max hatte recht. Sie haben tatsächlich nichts gegessen.«
Er erwiderte ihr spöttisches Lächeln mit einem Nicken. »Ich würde Max’ Theorie nicht allzu ernst nehmen.«
Ihre Augen funkelten vor Vergnügen, und sie lachte. »Ist das eine Warnung?«
Er überraschte sowohl sich selbst als auch Sarah, als er die Hand zu ihrem Gesicht hob und ihr die Wange streichelte.
Während er ihr in die Augen sah, strich er ihr mit dem Daumen über die Lippen.
Ohne eine Sekunde nachzudenken, trat Sarah einen Schritt nach vorn – in seine Arme. Ihre Lippen trafen sich leidenschaftlich, und in der Art, wie sie sich trennten und wieder berührten, begierig und glühend aufeinander gepreßt, lag fast Verzweiflung; als bliebe ihnen nicht genug Zeit, alles auszuschöpfen.
Ihr Körper verlangte danach, dem seinen näherzukommen, die Wärme von Haut an Haut zu spüren. Sie drängte sich einladend, herausfordernd an ihn, als seine Hände an ihr hinabglitten und ihre Hüften umfingen. Ein Verlangen nach ihm stieg in ihr hoch, das sie noch für keinen anderen Mann empfunden hatte. Sie wollte ihn, wollte Stunden damit verbringen, seinen Körper zu erforschen und von ihm erforscht zu werden. Wo immer er sie berührte, schien sie dahinzuschmelzen.
Dann preßte er sie ganz kurz an sich und löste sich von ihr.
Als er sie anschaute, erkannte Byron dieselbe Verwundbarkeit in ihrem Gesichtsausdruck, die er auch in den ersten Augenblicken ihrer Begegnung wahrgenommen hatte. Sie war wehrlos. Er brauchte sie nur zu nehmen, und sie gehörte ihm.
Mit den
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