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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Er wußte, daß es ein Wagnis war, Sarah nach Paris zu schicken, und er wollte ein letztes Mal die Vor-und Nachteile abwägen. Sie war jung, verflucht jung, aber sie konnte allerhand. Byron blies einen dünnen grauen Rauchfaden zur Decke. Obendrein hatte sie Mumm.
    Ich werfe sie ins kalte Wasser, entschloß er sich plötzlich und zog noch einmal tief an seiner Zigarette. Dann muß sie sich eben über Wasser halten. Das Risiko, so schloß er, war äußerst gering.
    Der Summer auf seinem Schreibtisch tönte kurz. »Mrs.
    Lancaster ist hier.«
    »Schicken Sie sie herein.« Langsam drückte Byron seine Zigarette aus.
    Sarah kam geradewegs von der Baustelle in Byrons Büro. Er musterte sie von ihrem Strohhut bis zu den ausgelatschten Turnschuhen. »Guten Tag, Sarah.« Er stand nicht auf, sondern schaute sie an, wie sie durch das Büro auf seinen Schreibtisch zuging.
    »Guten Tag, Byron.« Sie ließ sich auf denselben Stuhl fallen, auf dem sie auch während des Vorstellungsgesprächs gesessen hatte.
    Daß sie so überstürzt in sein Büro zitiert wurde, verdroß sie.
    Sie war müde und wünschte sich nur etwas zu trinken und eine Dusche.
    »Gibt es Schwierigkeiten?« fragte sie.
    »Nein.« Byron bemerkte ihren erschöpften Gesichtsausdruck.
    Plötzlich kam es ihm in den Sinn, daß es draußen 40 Grad hatte.
    »Sie waren auf der Woodloe-Winfield-Baustelle?«
    »Ja. Ich bin eben erst zurückgekommen. Jetzt wird gerade das Dach hochgezogen.«
    Er erhob sich, ging zur Bar am anderen Ende des Zimmers, öffnete den kleinen Kühlschrank und nahm eine Flasche Ginger Ale heraus. Den Inhalt goß er in ein großes Glas, fügte Eis hinzu und kam dann wieder zu ihr.
    »Danke.«
    »Sie sind die Hitze hier wohl nicht gewöhnt.« Er blieb neben ihr stehen, während sie trank. Die Sonne, stellte er fest, hatte ihrer Haut einen wärmeren Ton verliehen, sie aber nicht tief gebräunt. In ihrem Haar schimmerten jetzt mehr blonde Strähnen.
    »Nein. Ob ich mich wohl je daran gewöhne?«
    »Ab dem nächsten Monat werden wir Sie mit keinem neuen Bauvorhaben mehr betrauen.«
    »Wie bitte?« Sofort setzte sich Sarah kerzengerade auf. Ihr Hut glitt ihr über den Rücken hinunter. Noch ehe er antworten konnte, stand sie vor ihm. »Was stimmt an meiner Arbeit nicht?«
    »Nichts, meines Wissens.«
    »Und warum geben Sie mir dann keine neuen Projekte mehr?« Sie bemühte sich verzweifelt, die Ruhe zu bewahren.
    »Ich verstehe nicht…«
    Schweigend bewunderte er ihre Selbstbeherrschung. »Sie werden ein paar Monate brauchen, bis Sie Ihre Bauvorhaben abschließen oder mit ihnen ein Stadium erreichen, an dem ein Kollege sie von Ihnen übernehmen kann. Anfang nächsten Jahres gehen Sie nach Paris.«
    »Nach Paris?« Sarah bewegte sich nicht. Byrons Mienenspiel verriet ihr nichts. Sie verdrängte das Kribbeln der Vorahnung in ihrem Magen, wollte es nicht wahrhaben und wartete noch einen Augenblick länger, um sicherzugehen, daß ihre Stimme ruhig klang. »Das Delacroix-Kulturzentrum?«
    »Richtig. Ihre Aufgabe wird vor Ort Anfang nächsten Jahres beginnen. Vorher wird es hier natürlich Vorbesprechungen geben.«
    »Byron, warten Sie einen Moment.« Sarah hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. Irgendwie scheute sie davor zurück, eine eindeutige Frage zu stellen. Doch dann holte sie tief Luft und sprach schnell. »Machen Sie mich zum verantwortlichen Architekten für das Delacroix-Projekt?«
    »Ja.«
    Sarah schloß die Augen. O Gott… o mein Gott. Das Herz hämmerte ihr gegen die Rippen. Himmel, jetzt versau es dir nicht, indem du losheulst. Da sie wußte, daß ihre Selbstbeherrschung schwand, drehte sie sich um und ging an die Bar. Dort stellte sie vorsichtig ihr Glas ab.
    »Wissen Sie, Byron, Sie neigen ganz schön zur Untertreibung.
    Wahrscheinlich ahnen Sie gar nicht, was das für mich bedeutet.«
    »Nun ja, ich denke schon«, erwiderte Byron. Er war sich durchaus bewußt, wie sehr sie darum kämpfte, ihre Haltung wiederzugewinnen.
    »Vielleicht.« Sie drehte sich um und schaute ihm ins Gesicht.
    »Warum?«
    »Warum was?« wiederholte er.
    »Warum geben Sie mir das Delacroix-Projekt, Byron? Es muß doch bestimmte Gründe dafür geben?«
    Er wies auf seinen Schreibtisch. »Da liegen ein paar davon.«
    Sarah ging hinüber und warf einen Blick auf die Entwürfe.
    Als sie ihre College-Arbeiten entdeckte, runzelte sie die Stirn, fragte aber nicht, wie er daran gekommen war. Sie schaute ihn wieder an. »Und warum noch?«
    »Ich möchte jemanden, der mit einem

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