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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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das kurze Zögern, ging jedoch nicht weiter darauf ein. Morgen, entschied er, war auch noch ein Tag. »Ich möchte morgen einen Rundgang durch das Gebäude machen und mich mit dem Papierkram beschäftigen.«
    »Mhm.« Sarah erinnerte sich an das Chaos auf ihrem Schreibtisch und die Brutkastenhitze im Innern des Gebäudes.
    »Wie geht es Cassidy?«
    »Gut.« Er hörte, wie sie den Kleiderschrank schloß. »Vorigen Monat ist er zum fünften Mal Großvater geworden.«
    »Junge oder Mädchen?« erkundigte sie sich, während sie in ihrer Schmuckkassette wühlte.
    »Ein Junge, siebeneinhalb Pfund. Matthew Lloyd Cassidy. Ich bin der Pate.«
    »Ach.« Verdutzt versuchte sich Sarah vorzustellen, wie Byron einen zappelnden Säugling im Arm hielt. »Cassidy muß sich ja riesig freuen.«
    »Natürlich. Möchten Sie Ihr Glas?«
    »Wie? Ach, ja. Ich bin soweit, wenn Sie nichts dagegen haben, es mir zu bringen.«
    Byron blieb in der Tür stehen und schaute ihr zu, wie sie auf einem unbestrumpften Bein stand und mit dem Verschluß einer Silberkette kämpfte. »Verdammt«, murmelte sie und pustete sich die Haare aus den Augen. Sie sah Byron im Spiegel.
    »Helfen Sie mir doch bitte, ja? Ich krieg das einfach nicht zu.«
    Byron stellte das Glas auf die Kommode. »Drehen Sie sich um.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern. Als er die Handflächen auf ihre nackte Haut legte, wußte Sarah, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Byron war kein Mann, den man um so einen beiläufigen Gefallen bitten konnte. »Heben Sie die Haare hoch.«
    Sie gehorchte, wobei sie versuchte, ihr Herzklopfen zu ignorieren. Byron strich ihr mit den Fingern über den Nacken, und sie schauderte ein wenig. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel.
    Schweigend nahm er ihre Hände, so daß ihr Haar wieder ungehindert herunterflutete. Ihre Augen im Spiegel wichen nicht voneinander. Sie schüttelte den Kopf und sah, wie er lächelte.
    Als sie versuchte, ihm ihre Hände zu entziehen, ließ er sie nicht los.
    Noch immer wortlos drehte er sie zu sich herum. Zärtlich nahm er ihr Ohrläppchen zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Sarah atmete schneller.
    »Smaragde«, sagte er leise. »Sie sollten Smaragde tragen. Sie würden genau zum Grün Ihrer Augen passen.« Sie erinnerte sich, wie sich sein Mund auf dem ihren angefühlt hatte. Hart, fordernd und aufregend. Als es klopfte, rührte sich keiner von ihnen.
    »Das ist Januel«, brachte sie endlich heraus, dann schluckte sie. Er nahm die Hand von ihrem Ohrläppchen. »Möchten Sie mit uns zum Abendessen ausgehen?« Sie fragte sich, ob die Einladung ihm ebenso lächerlich erschien Wie ihr.
    »Nein, lieber nicht.«
    Sarah huschte an ihm vorbei ins andere Zimmer. »Sind Sie hier im Hotel abgestiegen?« wollte sie wissen und war sich bewußt, wie unnatürlich ihre Stimme klang.
    »Ich habe das Zimmer gleich nebenan. Achtsechzehn.«
    »Ach.« Sie öffnete Januel die Tür.
    »Chéri,
bezaubernd wie immer.« Sarah sah zu, wie sein Lächeln verschwand, als sein Blick an ihr vorbeischweifte.
    »Byron wollte sich vor Ort überzeugen, wie unser Projekt gedeiht«, erklärte sie.
    »Byron.« Januel trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus. »Schön, daß Sie da sind. Wenn ich gewußt hätte, daß Sie kommen, hätte ich Sie vom Flughafen abgeholt.«
    Ihr Händedruck fiel knapp aus. Die beiden, das merkte Sarah sofort, mochten einander nicht.
    »Einen Drink, Januel?« fragte sie heiter.
    »Ja, gerne, Sarah.«
    Byron entging nicht, daß Sarah ihm, ohne zu fragen, Wermut einschenkte.
    »Ich habe Byron gefragt, ob er uns begleiten möchte«, sagte Sarah, als sie Januel das Glas reichte. »Aber er hat abgelehnt.«
    »Wir essen in einem kleinen Bistro zu Abend, das Sarah und mir besonders gut gefällt.« Januel lächelte Byron an, als er Sarah leicht an der Schulter berührte. »Es ist dort sehr ruhig und ungezwungen. Wir würden uns freuen, wenn Sie mitkommen.«
    Einen Teufel würdest du tun, dachte Byron, ohne das Lächeln zu erwidern. Wortlos wandte er sich Sarah zu, wobei er bemerkte, daß sie ihn und Januel anstarrte. Sie zeigte den gleichen konzentrierten Gesichtsausdruck, den er an ihr bemerkt hatte, wenn sie ihre Entwürfe studierte.
    »Ich weiß das Angebot zu schätzen«, sagte Byron, »muß aber leider passen. Für die morgige Besprechung möchte ich noch einiges vorbereiten.«

16
    Von ihrem Schlafzimmerfenster aus konnte Sarah den Sonnenaufgang sehen. Ein perlmuttfarbenes Rosa breitete sich an dem von Nacht umflorten Himmel aus.

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