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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Madeleine zu.
    »Au revoir,
Sarah.«
    »Auf Wiedersehen, Madeleine.« Der Flaschenhals fühlte sich kalt in ihrer Hand an, als sie zur Tür ging. Dort drehte sie sich noch einmal um und warf ihm einen letzten Blick zu. »Weißt du, Januel, jede Frau sollte sich einen französischen Liebhaber leisten, über den sie in ihren Memoiren schreiben kann. Ich werde dir fast eine ganze Seite widmen.«
    Als die Tür sich hinter Sarah schloß, lachte Madeleine leise und anerkennend auf. »Du hast sie unterschätzt,
chéri.«
    »Vielleicht. Von jetzt an nicht mehr.«
    Madeleine erkannte die kaum beherrschte Wut in seiner Miene und drückte lässig ihre Zigarette aus. Sie ging zu ihm und knotete ihm den Hausmantel auf. Dann schlang sie ihm die Arme um die Taille. »Bei dieser Dame hast du verspielt,
mon
cher ami.«
    »Fürs erste.« Nach einem Blick zur Tür runzelte Januel die Stirn, dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder Madeleine. »Nur fürs erste.«

19
    Sarah hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und zappelte mit den bestrumpften Zehen, während sie in ihr Wasserglas schaute, in dem Champagner perlte. Sie kippte ihn hinunter, beugte sich vor, griff sich die Flasche und füllte das Glas noch einmal. Kollossale Koordination, folgerte sie. Unglaubliche Geschicklichkeit. Und nicht die Spur von Verstand.
    »Man kann nicht alles haben«, erzählte sie dem Champagner, ehe sie einen Schluck nahm. Sie hatte ihre Haarnadeln herausgezogen und strich sich gerade das Haar aus dem Gesicht, als sie Byron am Türpfosten lehnen sah. »Hallo.« Sie grinste ihn an, bevor sie das Glas wieder erhob. Während sie sich mit den Zehen am Unterschenkel kratzte, bedeutete sie ihm durch Gesten, er solle doch eintreten. »Bleiben Sie nicht in der Kälte stehen, Byron. Kommen Sie herein ins Warme.«
    Ehe Byron sich aufrichtete, ließ er den Blick von ihren schuhlosen Füßen die Beine hinauf, die ihr verrutschter Rock großzügig entblößte, zu ihrem geröteten Gesicht und dem zerzausten Haar schweifen. Sie erschien ihm ungewöhnlich schön – und sturzbetrunken. »Was ist denn hier los, Sarah?«
    Sie prostete ihm kurz zu und leerte das Glas. »Ich feiere.«
    Lächelnd warf sie den Kopf in den Nacken. »Mir fällt bloß der passende Ausdruck für die Gelegenheit nicht ein. Aber vielleicht Ihnen.«
    Byron kam herein und beobachtete sie, wie sie sich schon wieder einschenkte. Er hob prüfend die Flasche.
    »Haben Sie das etwa allein getrunken?«
    »Ganz alleine.« In ihrer Stimme schwang ein wenig Stolz mit.
    Sie trank schon wieder. »Und wenn Sie auch etwas wollen, gehen Sie raus und besorgen Sie sich selber was.«
    »Huldvoll bis zuletzt.« Er stellte die Flasche ab, sie hatte sie bereits zu drei Vierteln geleert. Ihm imponierte ihr Durchhaltevermögen. »Was feiern Sie denn, Sarah?«
    Sie nahm die Füße vom Schreibtisch und stellte sich hin. In aufrechter Stellung wankte sie ein bißchen, doch dann schüttelte sie den Kopf, um den Nebel zu vertreiben. Mit überraschender Anmut kam sie um den Schreibtisch herum. »Dieser verdammte Fußboden ist ja ganz schief, Byron. Da stimmt was nicht mit den Stützbalken. Sie sollten sich mal drum kümmern.«
    »Selbstverständlich.« Während er ihr zuschaute, kickte sie ihre Schuhe aus dem Weg und hob erneut das Glas.
    »Wo bin ich gerade stehengeblieben?« Sie drehte sich stirnrunzelnd zu ihm um.
    »Bei den fehlerhaften Stützbalken«, half er nach.
    Sie kicherte. »Nein, noch davor. Warten Sie eine Minute.«
    Sarah kämmte sich mit den Fingern durch das Haar und hielt es sich aus dem Gesicht, während sie angestrengt nachdachte.
    »Ach ja.« Sie ließ das Haar wieder ins Gesicht fallen. »Die Feier. Januel hat mir heute nachmittag einen Heiratsantrag gemacht. Von genau der Stelle aus, an der Sie jetzt stehen«, fügte sie hinzu.
    Byron schaute ihr geradewegs in die Augen, ohne ihr Lächeln zu erwidern. »Ich verstehe.«
    »Nein, tun Sie nicht«, korrigierte sie ihn, dann piekste sie ihm mit dem Finger auf die Brust. »Was halten Sie von der Institution Ehe, Byron? Ich habe heute abend ein wenig darüber nachgedacht. Ziemlich viel sogar.« Die Worte kamen ihr nicht mehr flüssig über die Lippen, und sie trank wieder, als wolle sie damit ihre Zunge lösen. »Meine Eltern waren verheiratet, müssen Sie wissen. Ich kenne eine Unmenge von verheirateten Leuten. Einige bleiben das auch. Und manche versuchen es immer wieder, bis es klappt. Muß schon was dran sein. Viele Leute kriegen auch Kinder, wenn

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