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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aufwache«, verbesserte sie ihn und verlor sanft das Bewußtsein.

20
    Mit dröhnendem Schädel und entsetzlich verkatert saß Sarah in Haladays Privatflugzeug und verschloß die Augen vor der durchgehenden weißen Wolkendecke. Die betäubende Wirkung des Dom Perignon war verflogen; jetzt fühlte sie sich mies und elend. Aber ihr Erinnerungsvermögen war klar. Sie erinnerte sich an alle Vorkommnisse des vorigen Abends bis zu jenem Moment, als sie in Byrons Armen das Bewußtsein verloren hatte.
    Als nächstes wußte sie wieder, daß sie in ihrem Bett aufgewacht war, warm zugedeckt, nur mit Unterhemd und Höschen bekleidet. Sie konnte sich leicht ausmalen, wie sie dorthin gelangt war und daß sie sich zweimal an einem Abend bis auf die Knochen blamiert hatte, war schwer zu verdauen.
    Schlimmer noch, sinnierte sie mit geschlossenen Augen, er hat
überhaupt nichts
gesagt. Er sitzt nur einfach da. Sarah konnte von Byron lediglich ein gelegentliches Papiergeraschel hören, ansonsten herrschte Stille in der Kabine. Sie wäre sehr gerne wieder im Zustand des Vergessens versunken, aber der Kater und ihre eigene Verlegenheit hielten sie wach. Niemals hätte sie in ihrem Büro diesen Saufmarathon abhalten dürfen.
    Ganz unprofessionelles Verhalten. Sie hatte sich in eine alles andere als geschäftsmäßige Lage manövriert. Jetzt mußte sie den Preis dafür zahlen.
    Byron hatte sie heute früh aus dem Bett geholt.
Sie
herausgezogen,
präzisierte Sarah finster. Nicht einmal die Mühe anzuklopfen hatte er sich gemacht, erinnerte sie sich. Er hatte einfach mit ihrem Schlüssel aufgesperrt.
Ihrem Schlüssel.
    Himmel. Dann, rief sie sich ins Gedächtnis zurück, hatte er ihr eine Tasse Kaffee unter die Nase gehalten und ihr gesagt, sie solle duschen und ihre Sachen packen.
    Und was hatte sie getan? Genau das, was er ihr angewiesen hatte. Sie war halbnackt aufgestanden, hatte den Kaffee heruntergeschüttet und war dann unter die Dusche getappt.
    Byron hatte sich um alles gekümmert. Er hatte ihre Hotelrechnung beglichen, ihr Gepäck aufgegeben und sie ins Flugzeug verfrachtet. Mit keinem Sterbenswörtchen hatte sie sich dagegen gewehrt. Nicht zu diesem Zeitpunkt; sie war zu benommen für irgendwelche Einwände gewesen. Doch jetzt…
    Sarah schlug die Augen auf und drehte sich im Sitzen um, um Byron zu beobachten. Er blätterte gerade einige Unterlagen durch und warf keinen Blick in ihre Richtung. Ebensogut hätte sie allein sein können. War es möglich, die ganze Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, überlegte sie. Aber dann zwang sie sich trotz der pochenden Kopfschmerzen zum ernsthaften Nachdenken.
    Byron wirkte gut ausgeruht und beherrscht. Sollte sie sich ganz einfach zu alldem nicht äußern? Das wäre vielleicht das vernünftigste. Bestimmt würde er dann den Vorfall nicht mehr erwähnen. Er gehörte genau zu der Sorte Mann. Einen Moment haßte sie ihn deswegen.
    »Sie hätten das doch nicht machen müssen«, platzte sie heraus.
    Byron schaute auf. Er musterte ihr Gesicht, ehe er sich wieder seinen Unterlagen zuwandte. »Sie sollten sich wirklich noch ein wenig ausruhen, Sarah. Sie schauen zum Erbarmen aus.«
    »Wie nett von Ihnen, mich darauf hinzuweisen.« Als sie aufstand, überkam sie Brechreiz, den sie aber nicht beachtete.
    Sie ging zur Bordküche und fing an, Kaffee zu kochen.
    Er schaute kurz auf und dachte wieder daran, wie er sie vorige Nacht im Arm gehalten hatte. Und wie sehr er sie begehrt hatte.
    Wenn sie nicht bewußtlos gewesen wäre, hätte er das Sofa in ihrem Büro durchaus zu verwenden gewußt. Sie in ihrem Hotelzimmer auszuziehen und sie dann allein zu lassen, damit sie ihren Rausch ausschlafen konnte, war ihm alles andere als leicht gefallen. Seltsam, daß er gefühlsmäßig so sehr bei einer Frau engagiert war, mit der er noch nie geschlafen hatte. Aber seine Gefühle für sie waren nicht zu leugnen, und das gefiel ihm gar nicht.
    Sein ganzes Leben lang war der Gedanke an Frauen für ihn kein Problem gewesen. Sie waren für ihn Kameradinnen oder Geschäftspartnerinnen oder Geliebte. Doch er würde Sarah nicht als Kameradin einstufen, und sie war auch nicht seine Geliebte.
    Allerdings bereitete es ihm große Schwierigkeiten, sie in der strengen Kategorie Geschäftspartnerin zu halten. Nein, das mußte er sich eingestehen, ihm war der Gedanke an sie nie ganz geheuer. Und er dachte öfter an sie, als ihm lieb war.
    Er würde mit ihr ins Bett gehen, beschloß er und blätterte schnell um. Das würde

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