Zärtlichkeit des Lebens
seiner Zigarette. »Es sich wünschen und es zu versuchen ergeben zusammen null.« Sein Schulterzucken machte ihre Antwort unnötig.
»Er hat mich zum Narren gehalten.« Sarah trank, dann setzte sie das Glas mit lautem Klirren ab.
»Er hat Ihrem Stolz einen Schlag versetzt.« Byrons Stimme klang mitleidslos, als er sich eine neue Zigarette anzündete.
Sarah beobachtete, wie sein Feuerzeug aufflackerte.
»Er hat mich verletzt.« Ihre Stimme festigte sich mit zunehmender Wut. »Dieser Mistkerl hat mich wirklich verletzt.
Und er hat sich nie, nie das Geringste aus mir gemacht. Das war alles bloß Lug und Trug.« Sie sah ihn einen Moment eindringlich an. Dann schloß sie die Augen. »O Gott.« Sarah drückte sich die Hand gegen den Kopf, weil sich auf einmal alles um sie herum drehte. »Ich bin fürchterlich betrunken.«
»Ja«, pflichtete ihr Byron bei. »Das habe ich schon gemerkt.«
»Ihnen entgeht nicht viel«, meinte sie, als sie die Augen wieder aufschlug. »Im Suff fällt es einem schwer, wütend zu sein. Deshalb habe ich zuviel getrunken. Na schön.« Sie zuckte mit den Schultern und lächelte ihn wieder an. »Es hätte noch schlimmer kommen können. Wenn ich diesen Scheißkerl wirklich geheiratet hätte. Erscheint Ihnen das logisch genug, Byron? Sie sind so ein wahnsinnig logischer Mensch.« Beim Gähnen riß sie den Mund weit auf. »Wahrscheinlich sind sie nicht der Typ Mann, der es ausnützt, wenn sich eine Frau in meinem gegenwärtigen Zustand befindet.«
Er hob die Braue. »Ist das eine Frage oder eine Einladung?«
Sarah zuckte wieder mit den Schultern und widmete sich dann der Flasche. Die Stirn vor Konzentration gerunzelt, schüttelte sie die letzten paar Tropfen heraus. »Weiß nich’. Macht das was?
Ich bezweifle, daß ich Sie jetzt verführen könnte.« Sie schleuderte sich das Haar über die Schulter, danach wandte sie sich wieder Byron zu und beobachtete ihn über den Glasrand hinweg.
Er grinste. »Sollen wir wetten?«
Beim Lachen kam sie erneut ins Wanken und griff haltsuchend nach dem Tisch, weil die Wände wackelten. Ihr Lachen klang trotzdem kehlig und anerkennend, als sie den Kopf in den Nacken warf. »Manchmal sind sie mir direkt sympathisch, Byron. Im Ernst.«
»Und sonst?« fragte er, während er sie durch eine Rauch-Wolke anschaute.
»Sonst weiß ich es nicht. Sie machen mir angst. Erzählen Sie mir von sich, Byron«, lud sie ihn ein, während sie sich mit einer Pobacke auf dem Schreibtisch niederließ. Um ein Haar wäre sie abgerutscht, konnte sich aber noch fangen. »Ich weiß schließlich fast nichts von Ihnen. Und ich wundere mich oft über Sie.«
Er sah zu, wie der restliche Champagner in ihrem Glas bedrohlich schwappte. »Später.«
»Ich mag Rachmaninow, Ray Bradbury und die Hot Dogs beim Yankee-Stadion. Und außerdem Dylan Thomas und wenn man mir die Füße massiert.« Sie leerte ihr Glas.
»Wie spannend.« Byron sah zu, wie Sarah geistesabwesend das Bein baumeln ließ. »Scheint so, als hätten Sie die Flasche ausgetrunken.«
Überrascht schaute sie auf ihr leeres Glas.
»Ist nicht noch mehr da?« Sie schüttelte schnell die Flasche, dann stellte sie sie wieder hin. »Sollen wir noch eine kommen lassen?«
Er drückte die Zigarette aus, ehe er aufstand und auf sie zukam. »Ich sollte besser nichts trinken. Ich muß Sie schließlich nach Hause fahren.«
»Oh.« Als er sie um die Taille faßte, um sie vom Schreibtisch wegzubugsieren, sank sie ihm warm, weich und nachgiebig in die Arme. Gähnend legte sie den Kopf an seine Schulter. »Ist die Party aus?« murmelte sie.
»Scheint so.« Ihre Lippen berührten ihn am Hals. Er griff ihr mit den Fingern ins Haar und neigte ihren Kopf nach hinten, bis er ihr ins Gesicht schauen konnte. Ihre Lider hingen schwer herab, waren schon fast geschlossen. Das Grün schimmerte nur noch schwach unter den Wimpern hervor.
Als er sie küßte, öffnete sich ihr Mund willig – sie schmeckte nach Champagner. Der Kuß wurde entgegen seiner Absicht leidenschaftlicher.
Ihm fiel ein, daß er noch nie ihre Haut geküßt hatte, und er ließ seine Lippen über ihre Halsbeuge bis zur Schlagader wandern.
Jetzt konnte er den Regen in ihrem Haar riechen. Mit einem Seufzer lehnte sich Sarah schwer gegen ihn.
»Bringen Sie mich heim, Byron.« Sie spürte, wie der Boden unter ihren Füßen schwankte. »Ich möchte nicht mehr hier sein.
Ich möchte heim, heim nach Phoenix.«
»Jetzt sofort?« Er bettete ihren Kopf an seine Brust.
»Wenn ich
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