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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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allem ein Ende setzen. Wenn er sie erst einmal gehabt hatte, würde er aufhören, sich zu fragen, wie es wohl wäre. Wenn er sie erst einmal gehabt hatte, würde er wieder problemlos an sie denken können.
    Mit einem heimlichen Fluch schlug er wieder die Seite auf, die er soeben umgeblättert hatte, und ärgerte sich, daß ihm kein Wort davon mehr in Erinnerung war. Plötzlich ging ihm Januel Bounnet im Kopf herum.
    Zum Glück hatte sich Sarah von ihm getrennt. Zum Glück war sie auf ihre Abreise von Frankreich vorbereitet gewesen. Sie mußte sich nicht mehr länger auf der Baustelle des Delacroix-Kulturzentrums aufhalten; dort brauchte man sie nicht mehr.
    Was jetzt noch getan werden mußte, konnte sie auch telefonisch erledigen. Auch Byron war bereit zum Aufbruch gewesen. Er spürte, daß er alles getan hatte, was er in Paris hatte erledigen wollen. Wenigstens für den Augenblick.
    »Sie hätten sich nicht um alles kümmern müssen«, meinte Sarah, die in der Küchentür stand. »Ich wäre schon zurechtgekommen.«
    »Bringen Sie mir doch auch eine Tasse, wenn Sie schon dabei sind.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen goß Sarah eine zweite Tasse ein, ehe sie in die Kabine zurückging. Eine Tasse in jeder Hand, so stand sie vor ihm. »Verdammt, Byron, wenn Sie doch endlich den Mund aufmachen würden. Ich habe mich vorige Nacht entsetzlich blamiert.«
    Er nahm ihr die Tasse aus der Hand und nippte daran. »Wenn Sie das wissen, was wollen Sie dann von mir hören?«
    Vor Ärger verfärbten sich ihre Wangen. »Ich habe vergessen, wie unfehlbar Sie sind.«
    Ihre Blicke hielten einander stand. »Setzen Sie sich, Sarah.«
    Als sie stehen blieb, nahm er ihr die zweite Tasse aus der Hand, dann zog er sie auf den Platz neben sich. Ihr Kopf dröhnte bei dieser Bewegung. »Sie sind nicht der erste Mensch mit einem untreuen Liebhaber, und Sie sind auch nicht der erste Mensch, der sich bis zum Umfallen betrinkt. Vergessen Sie das Ganze.«
    »Sie meinen im Ernst, daß das so leicht geht, nicht wahr?«
    »Tut es das nicht?«
    »Nein, nein.« Sie wollte eigentlich nicht mit ihm darüber sprechen, aber die Worte sprudelten einfach aus ihr heraus. »Mir gefällt es überhaupt nicht, daß ich mich vor Ihnen blamiert habe.
    Und mir paßt es überhaupt nicht, daß Sie wissen, was zwischen mir und Januel vorgefallen ist. Sie sind der letzte Mensch, dem ich mich anvertrauen würde.«
    »Stimmt«, pflichtete er ihr bei. »Aber der springende Punkt liegt meiner Meinung nach darin, daß es Ihnen nicht gefällt, daß man Sie ausgenutzt hat.«
    »Er hat nicht…«, setzte sie wütend an, doch dann unterbrach sie sich. Aber ja doch, ja, das hatte er. Byron hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Jetzt kämpfte sie ebenso gegen den Schmerz wie gegen die Wut an. »Herrgott, Sie sind ein gefühlloser Mensch, Byron – aber Sie haben recht. Ich habe sein Gesicht, habe einen schönen Mann gesehen… und wollte gar nicht genauer hinschauen. Er schickte mir Blumen, er war romantisch. Er sagte mir Dinge, die ich hören wollte.« Als Byron schwieg, raufte sie sich mit beiden Händen das Haar.
    »Ich genoß das – das Kerzenlicht, die Schmeicheleien. Ich bin darauf hereingefallen, und er wußte das im voraus. Er hat mich ausgenutzt. Und ich finde es grauenhaft, daß ich nicht erkannte, was sich hinter der attraktiven Fassade verbarg.«
    »Das hätten Sie schon noch«, meinte Byron. »Wenn Sie der Blumen erst überdrüssig geworden wären.«
    »Vielleicht. Aber jetzt werde ich das nie genau wissen, oder?«
    »Weshalb müssen Sie das denn?« gab er zurück und nippte an seinem Kaffee. »Es ist aus.«
    Sarah atmete tief und lehnte sich zurück. »Ich
mochte ihn,
Byron«, sagte sie enttäuscht. »Ich hatte ihn wirklich gern. Das macht einen Riesenunterschied.«
    »Warum?«
    »Gefühle kann man unmöglich erklären, Byron.« Sie seufzte.
    »Weil sie überhaupt nicht rational sind.« Einen Augenblick schwieg sie, dann schaute sie ihn wieder an. »Ich will es mal so ausdrücken. Wie würden Sie sich fühlen, wenn jemand, dem Sie vertrauen, Sie ausgenutzt hätte?«
    Byron dachte an Max. Auf ihre Weise benutzten sie einander.
    »Die erste Regel lautet, niemandem zu trauen.«
    »Wer kann denn so leben?« fragte Sarah. »Ich nicht. Ich lasse mich lieber verletzen, als allein zu sein.«
    »Wir treffen selber unsere Wahl«, erwiderte er einfach, aber ihre Worte hallten in ihm nach.
Allein.
Bei ihr hörte es sich wie ein Ort an – ein sehr kalter, sehr leerer Ort. Er

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