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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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jetzt lassen Sie sich mal anschauen.« Er schob sie an den Schultern ein wenig von sich weg und lächelte sie an. Dann hob er die buschigen roten Brauen. »Mädchen, Sie sind erschöpft. Was wollen Sie denn hier?«
    »Mich nach Arbeit umschauen.«
    »Gehen Sie nach Hause und legen Sie sich ins Bett.«
    »Das habe ich schon probiert.« Sarah lächelte. »Ich brauche Arbeit, Cassidy.« Sie trat einen Schritt zurück und hob flehend die Hände. »Geben Sie mir Arbeit, irgend etwas.«
    »Sie haben in dem Jahr, seit Sie hier arbeiten, noch keinen Urlaub genommen«, meinte er besorgt. »Nächstes Jahr. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Von mir aus ein Baumhaus, Cassidy«, fuhr sie fort. »Ganz egal, was.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und bemühte sich um einen unnachgiebigen Blick. »Ich habe keine Berichte über Probleme am Delacroix-Projekt bekommen.«
    Sarah seufzte und ging zu seinem Reißbrett. »Beim Kulturzentrum läuft alles gut. Es ist mein Privatleben, das mir im Moment Schwierigkeiten bereitet.«
    »Diesbezüglich scheint derzeit ziemlich viel los zu sein.« Mit zusammengekniffenen Augen musterte er ihr Gesicht. »Evan hat um eine Versetzung in das Büro in Houston gebeten.«
    Sarah wandte sich ihm zu, sah die Frage kommen, wehrte sie aber ab. »Ich muß unbedingt arbeiten, Cassidy.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie wollen Arbeit?« Er nickte. Dann ging er zu seinem Schreibtisch und fing an, in seinen Unterlagen zu wühlen. Als er auf einen Ordner stieß, hielt er ihn hoch. »Sie sollen sie bekommen. Hier ist die ausführliche Beschreibung eines Bibliotheksprojekts auf dem Navajo-Reservat im Norden.«
    Er erwähnte nicht, daß er ernsthaft erwogen hatte, den Auftrag selber zu übernehmen. Es wäre eine Herausforderung für ihn gewesen.
    »Super.«
    Cassidy beobachtete, wie sie den Ordner aufklappte. »Byron wird bei dem Projekt der Ingenieur sein.« Er bemerkte ihr erschrockenes Zusammenzucken, legte es aber falsch aus. »Hin und wieder macht er sich die Hände schmutzig; und dieser Auftrag liegt ihm besonders am Herzen.«
    »Ich verstehe.« Sarah erinnerte sich an ihren Schwur, Byron Lloyd für die nächsten sechs oder sieben Monate aus dem Weg zu gehen. Sie seufzte. Man kann nicht alles haben, dachte sie.
    »Ich fange gleich damit an«, erklärte sie Cassidy und ging zur Tür.
    Am nächsten Tag hatte Sarah schon mehrere fundierte Konzepte im Kopf, und nach einer kurzen Besprechung mit Cassidy konnte sie es kaum erwarten, die ersten Zeichnungen zu Papier zu bringen.
    Mugs blickte von ihrer Schreibmaschine hoch, als sich die doppelte Glastür öffnete und Sarah hereinkam.
    »Guten Tag, Miß Lancaster. Ihr Mittagessen ist hier«, sie tippte auf eine weiße Papiertüte auf ihrem Schreibtisch, »und…«
    »Hören Sie, Mugs«, unterbrach Sarah sie. »Stellen Sie bitte die nächsten paar Stunden nichts durch, sofern es nicht die nationale Sicherheit bedroht.« Sie stieß ihre Bürotür auf.
    Drinnen stand Maxwell Haladay und schaute finster auf ihren Dali-Druck.
    »Was zum Teufel ist denn das für ein Geschmiere?«
    »Ein surrealistisches«, antwortete sie und machte die Tür hinter sich zu. Sie lachte. »Möchten Sie auch etwas essen?«
    Max warf einen flüchtigen Blick auf die Tüte. »Was haben Sie denn?«
    »Kaviar ist mir gerade ausgegangen«, entschuldigte sie sich.
    Dann bedeutete sie ihm, Platz zu nehmen. »Wie wär’s mit einem Vollkornbrötchen mit Thunfisch?« Sie hörte das verneinende Grunzen, als sie um ihren Schreibtisch ging. »Und es gibt noch Diät-Cola und ein Stück Rosinenkuchen«, bot sie mit einem schnellen Blick in die Tüte an. Das Grunzen steigerte sich von Verneinung zu Abscheu.
    »Keine Essiggurken?«
    »Leider nicht.«
    Auf den ersten Blick konnte man leicht denken, daß Haladay eigentlich gesund aussehe. Er war braungebrannt, das Haar voll und von herrlichem Weiß, die Augen wachsam unter den dichten schwarzen Brauen. Doch Sarah schaute genauer hin. Sie entdeckte eine Magerkeit um seinen Hals, die vorher noch nicht dagewesen war, und tiefe Altersfalten. Sein Gesicht wirkte jetzt hagerer, nicht mehr so straff. Die Zeit hatte auch ihn am Wickel, dachte Sarah mit einem Stich von Mitleid.
    »Nun ja, Sie können etwas essen oder mir beim Essen zuschauen«, sagte sie, als sie ihre Mahlzeit auf dem Schreibtisch ausbreitete. »Ich bin halb verhungert.« Sarah biß in die eine Hälfte des Brötchens, während sie die andere Haladay anbot. Er lehnte mit einer wedelnden

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