Zärtlichkeit des Lebens
lediglich eine Braue und legte sich selber auf.
»Schlank«, fuhr Sarah fort und fuchtelte mit der Speckscheibe, »das ist etwas völlig anderes als dünn. Mein Vater war dünn.« Bei dem Gedanken an ihn seufzte sie. »Dallas ist dünn.«
Byron hörte ihr zu, während er aß. Der Bademantel war am Hals aufgegangen und enthüllte Sarahs Brustansatz. Byron schenkte Kaffee nach. Er ärgerte sich über sich selber, weil er sie begehrte, und noch mehr über Sarah, weil sie ihn unabsichtlich erregte.
»Was passiert denn, wenn du mit einem Mann schläfst, der nicht gern kocht?« Byron erwartete eine wütende Reaktion.
Aber er konnte ihrem Gesichtsausdruck nur entnehmen, daß er sie verblüfft und verletzt hatte. »Ich bezweifle, daß Bounnet ein großer Koch ist, aber schließlich gibt es ja den Zimmerservice.«
Sarah schaute ihm in die Augen. Unter ihren Rippen baute sich ein Druckgefühl auf. Die Kopfschmerzen waren jetzt mit voller Wucht da. »Das weiß ich nicht«, sagte sie ruhig. »Januel hat sich immer geweigert, die Nacht mit mir zu verbringen. Er hat meinen guten Ruf als Ausrede dafür benutzt. Wir beide wissen, daß ich dumm genug war, ihm das abzukaufen. Und ich war genauso dumm anzunehmen, daß uns beide, dich und mich, etwas miteinander verbindet.« Sie stand auf. »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne duschen, ehe ich gehe.«
Sarah ging ins Wohnzimmer und sammelte mit hastigen, fahrigen Bewegungen ihre Kleider zusammen. Als sie sich mit ihrem verkrumpelten Kleid und ihrer Unterwäsche in der Hand umdrehte, stieß sie mit Byron zusammen. Er packte sie am Arm, als sie abzurücken versuchte, und hielt mit der freien Hand ihr Kinn nach hinten. Er spürte, wie sie unter den Schluchzern, die sie verzweifelt in Schach zu halten versuchte, erbebte. Seine Schuldgefühle machten ihn nur noch wütender.
»Verdammt, laß mich los!« Sarah wehrte sich gegen seinen Griff und haßte sich dafür, daß er sie weinen sah. »Faß mich nicht an.«
»Hängst du noch immer an Bounnet?« wollte Byron wissen.
»Brauchst du noch immer Blumen, Sarah, und Lügen?«
Sie hörte auf, sich zu wehren. »Er könnte bei dir Unterricht nehmen, Byron, wie man andere demütigt.«
Byron lockerte seinen Griff, worauf Sarah sich losriß.
Schweigend sah er zu, wie sie aus dem Zimmer lief.
Sarah vergewisserte sich, daß sie alle Spuren ihrer Tränen beseitigt hatte, ehe sie ins Schlafzimmer zurück ging. Es herrschte absolute Stille, so daß sie beim Anziehen ihrer Jacke schon dachte, Byron sei gegangen. Das würde es erleichtern, fand sie, und hob sich ihr feuchtes Haar hinten über den Kragen.
O
Gott.
Sie kniff kurz die Augen zusammen. Wie konnte ich das nur zulassen? Tief einatmend ging sie ins Wohnzimmer, um ihre Handtasche und ihre Schuhe zu holen.
Byron saß fertig angezogen in einem Sessel. In seinem rauchgrauen Anzug sah er gelassen und völlig entspannt aus. Er ähnelte kein bißchen dem Mann, der sie in der Nacht zuvor geliebt hatte. Einen Augenblick stand Sarah voll im Sonnenlicht, ehe sie sich abwandte, um in ihre Schuhe zu schlüpfen. Ohne ein Wort wollte sie in Richtung Halle gehen, da packte Byron sie an der Hand.
Sarah zuckte zurück.
»Ich fahre dich nach Hause.«
»Nein.« Sie versuchte, mit der freien Hand seinen Griff zu lösen. »Ich bin mit dem Auto da.«
»Und ich habe deine Schlüssel.« Er zog sie in den Aufzug, ehe sie etwas tun konnte.
»Wer gibt dir das Recht, in meiner Handtasche herumzuschnüffeln?« Wieder versuchte sie, ihm ihre Hand zu entziehen, wieder gelang es ihr nicht. »Gib mir meine Schlüssel und laß mich in Ruhe.«
Sie wandte sich ab und schaute stur geradeaus.
Ich werde
mich nicht noch einmal erniedrigen, indem ich ihm eine Szene
mache,
dachte sie. Sie gingen über den Parkplatz zu Sarahs Auto, wobei nur das Geräusch ihrer Schritte zu hören war.
Während der Fahrt zu ihrem Apartment schwieg Sarah. Es verschaffte ihr eine gewisse Befriedigung, daß Byron mit dem Taxi heimfahren mußte. Wenigstens eine kleine Unbequemlichkeit für ihn! Als er vor ihrem Haus parkte, hielt sie ihm die Hand mit der Handfläche nach oben hin und forderte so die Wohnungsschlüssel. Byron beachtete die Geste nicht, stieg aus und hakte sie auf dem Weg zur Haustür unter. Erst vor ihrer Wohnung zog er ihre Schlüssel aus der Hosentasche und sperrte auf. Sarah streckte die Hand nach den Schlüsseln aus, fand sich aber auf einmal zusammen mit Byron in ihrer Wohnung wieder. Er hielt noch immer die
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