Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Melodrama. Er mimte komische Enttäuschung, weil sie wach und auf war. »Ich hatte gehofft, du liegst noch im Bett«, gestand er frech. »Es hat mir gefehlt, dich in den Armen zu halten, Emmeline, dich zu berühren.«
Sie warf ihm einen scheuen Blick zu, äußerte sich jedoch nicht. Stattdessen begann sie das Bett zu machen, und er übernahm die andere Seite, half ihr, die Decken zu glätten. In diesen Momenten, wenn sie gemeinsam lachten und eine einfache Aufgabe teilten, war sie glücklich. So glücklich, wie sie es in der vergangenen Nacht gewesen war, als er sie in diesem Bett in den Armen gehalten und mit seinen erregenden Zärtlichkeiten zur Ekstase getrieben hatte.
Ihr stieg Hitze in die Wangen, wenn sie nur an die Wirkung seines Liebesspiels bei ihr dachte und daran, wie hemmungslos sie mitgemacht hatte, und er lachte. Diesmal gab es keinen Zweifel daran, dass er ihre Gedanken lesen konnte.
»Es erstaunt mich«, sagte er, schüttelte sein Kissen auf und legte es an seinen Platz dicht vor dem Kopfbrett, »wie du am Tag so verschämt und bei Nacht so eine leidenschaftliche Verführerin sein kannst.« Er grinste spitzbübisch. »Du bist paradox, Mrs. McKettrick«, fügte er gedehnt hinzu. »Bleib immer so.«
Sie schlug lachend mit ihrem Kissen nach ihm, und er packte sie am Handgelenk und warf sie auf den Rücken, dass die Matratze unter ihr federte. Er hatte soeben ein Knie auf die Bettkante gestemmt, als wollte er sich auf sie werfen, als sich jemand nur ein paar Schritte entfernt räusperte. Emmeline, der klar wurde, dass die Tür offen stand, sprang auf, ordnete ihre Röcke und starrte zu Boden. Sie fühlte sich so verlegen wie nie zuvor.
»Guten Morgen!«, rief Angus, und seine tiefe Stimme klang belustigt.
Rafe wandte sich grinsend um. »Morgen«, gab er verräterisch überschwänglich zurück.
Emmeline wünschte sich, die Bodendielen würden sich öffnen, damit sie hineinfallen konnte. Es kostete sie unglaubliche Willenskraft, den Blick ihres Schwiegervaters zu erwidern. Ihr gelang ein leichtes Nicken.
»Concepcion schickt mich, um euch mitzuteilen, dass sie mit dem Frühstück angefangen hat«, meinte Angus. Obwohl er nicht mit dem Mund lächelte, glänzten seine blauen Augen belustigt und fröhlich. »Sie packt einen Korb für euch, sodass ihr oben im Camp nicht Reds Essen ertragen müsst.«
»Danke«, murmelte Emmeline.
Damit machte Angus kehrt und ging davon. Emmeline hörte ihn auf dem Flur leise vor sich hin lachen.
Sie drohte Rafe mit dem Zeigefinger. »Das nächste Mal schließt du die Tür!«
Er lachte. »Ja, Ma'am.«
Eine halbe Stunde später, satt von Concepcions Frühstück aus Haferflocken mit Sirup, mit einer zusätzlichen Kanne Kaffee für die Fahrt und einem Lunchpaket hinten im Wagen, durchquerten Emmeline und Rafe hinter einem Dutzend Reitern den Creek, dessen Wasser unter den Strahlen der aufgehenden Sonne rosafarben und golden glänzte.
Die Fahrt dauerte lange, und auf dem Wagensitz war es hart, doch Emmeline war froh darüber, dass sie zugestimmt hatte mitzukommen. Sie wusste nicht, ob sie in Rafe McKettrick verliebt war, doch sie liebte es, bei ihm zu sein, und sie liebte den atemberaubenden Anblick der Landschaft ringsum. Sie liebte die schnellen, kleinen Kaninchen, die vor ihnen zwischen Büschen verschwanden, und den Himmel, der aufbrach wie ein Juwel, als die Sonne schließlich über den östlichen Horizont stieg.
Als sie über eine Stunde später schließlich das neue Haus sah, dessen Wände fast hoch genug waren, um das Dach zu tragen, blieb ihr buchstäblich die Luft weg. Es war ein langer, eingeschossiger Bau, und alle Fenster-und Türrahmen waren eingesetzt. Durch die Haustür konnte sie die Skelette der Innenwände und den steinernen Kamin sehen, der bereits Gestalt annahm. Er war aus bunten Steinen gemauert, die aus dem Bachbett beim Haupthaus heraufgeschafft worden waren.
»Oh, Rafe!«, rief sie, völlig begeistert. Endlich, endlich würde sie ein richtiges eigenes Zuhause haben! »Rafe.«
Er strahlte sie an, stellte die Bremse fest, sicherte die Zügel, sprang vom Wagen und hob die Arme, um Emmeline an der Taille zu packen und vom Wagensitz zu heben. Er setzte sie behutsam ab, als wäre sie kostbar und zerbrechlich. »Wie findest du es?«, fragte er mit belegter Stimme und so leise, dass nur sie es hören konnte.
»Es ist ein Herrenhaus«, antwortete sie. »Ein Palast!« Dann schlang sie die Arme um seinen Nacken, scherte sich nicht um die zuschauenden
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