Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Concepcion? Gibt es eine Nachricht von Ihrem jüngsten Bruder?«
Bei Emmeline hatte Rafe kaum ein Wort hervorbringen können, doch bei Becky stellte er fest, dass er reden konnte. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er den verdammten Zelluloidkragen weggeworfen hatte.
»Ihre Tochter oder Nichte oder was immer sie ist«, stieß er hervor und ignorierte ihre höflichen Fragen, »ist eine Frau, die einen rasend machen kann!«
Becky lachte. »Ja«, stimmte sie zu. »Ist sie nicht wundervoll?«
In diesem Moment schlenderte der Postkutschenfahrer herein. Er war mit Staub bedeckt und hielt einen verknitterten Umschlag in der Hand. Er tippte an seine Hutkrempe und nickte Becky grüßend zu, sprach jedoch Rafe an.
»Genau der Mann, den ich sehen wollte«, meinte er und grinste ein wenig. »Ich habe einen Brief für Sie. Lassen Sie eine andere Braut hier antanzen, Rafe?«
Rafe trat mit gerunzelter Stirn näher. Er nahm das Kuvert entgegen, las den Absender und wurde von einer schrecklichen Vorahnung erfasst. Heiratsinstitut Happy Home.
Er riss den Umschlag auf, entfaltete den Brief und las.
Lieber Mr. McKettrick, begann er. Wir vom Happy Home Heiratsinstitut, bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen ...
Er wankte zu einem Stuhl und sank darauf, er las den Brief noch ein Mal und dann ein drittes Mal, nur um sicher zu sein.
Becky legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie wirkte besorgt, denn sein bestürzter Gesichtsausdruck ließ das Schlimmste befürchten. »Rafe ?«, fragte sie ruhig. »Was ist es ?«
Er blickte zu ihr auf. »Da gab es ein juristisches Problem - etwas wegen der Ferntrauung ...«, brachte er heraus.
Becky runzelte die Stirn und wartete.
Rafe wusste nicht, ob er vor Freude schreien oder zusammenbrechen und weinen sollte. »Emmeline und ich«, murmelte er und schluckte hart, »sind überhaupt nicht verheiratet.«
Kapitel 1 8
E mmeline blinzelte. Der Plankenboden der Hotelhalle schien unter ihren Füßen zu wanken. »Was?«, keuchte sie und dachte an die Zeiten, an denen sie sich Rafe McKettrick selbstvergessen hingegeben hatte, ohne eine Spur von Schamgefühl oder Zurückhaltung.
»Wir sind gar nicht verheiratet«, sagte Rafe. Clive und Schwester Mandy blickten vom Anmeldebuch am Empfangspult auf, wo sie sich über irgendetwas beraten hatten, und Becky verharrte in der Nähe, als könnte es nötig sein, Emmeline aufzufangen, wenn sie ohnmächtig werden würde.
Emmeline schlug eine Hand vor den Mund und riss Rafe dann den Brief aus der Hand. Sie las ihn ein paar Mal, bevor sie die verdammenden Worte wirklich begreifen konnte.
»Emmeline«, begann Rafe mit rauer Stimme. »Ich bin bereit, eine ehrbare Frau aus dir zu machen. Wir können gleich einen Prediger suchen und ...«
»Eine ehrbare Frau aus mir zu machen ?«, rief Emmeline, außer sich vor Zorn, und warf den Brief, jetzt zerknüllt, nach Rafe. »Von all den arroganten, gefühllosen, erbärmlichen Dingen, die du von dir geben konntest...«
Rafe errötete. Seine Haltung straffte sich. »Nun«, erwiderte er auf eine Art, die er offenbar für vernünftig hielt, »es ist ja nicht so, als wärst du unschuldig gewesen ...«
In diesem Moment verlor Emmeline die Beherrschung und tat etwas, das sie niemals für möglich gehalten hätte – sie schlug Rafe McKettrick so hart ins Gesicht, dass er auf seinen Stiefelabsätzen zurückruckte. »Verschwinde!«, schrie sie, während eine andere Emmeline neben ihr stand, erstaunt und erschreckt. »Verschwinde aus diesem Hotel und komm niemals zurück!« Sie sah Becky am Rande ihres Gesichtskreises die Augen schließen und den Kopf schütteln.
»Das genau«, brüllte Rafe zurück, »habe ich vor!« Er machte kehrt und stürmte zur Tür, die offen stand, um den Sonnenschein und die relativ frische Luft hereinzulassen. Noch bevor er auf dem Gehsteig war, verspürte Emmeline den Wunsch, ihn zurückzurufen.
Ihr Stolz ließ das nicht zu. Sie schaute Becky verzweifelt an.
»Oh, Emmeline«, flüsterte Becky, »dies ist nicht der Zeitpunkt, um dickköpfig zu sein. Lauf ihm nach.«
Aber Emmeline war nicht fähig, sich zu bewegen. Sie sah mit trockenen, brennenden Augen, wie Rafe am Fenster vorbeischritt, ohne auch nur noch einmal in ihre Richtung zu blicken.
»Wenn er mich will«, entgegnete sie und hob das Kinn, »wird er um mich werben müssen.« Damit machte sie kehrt und stieg würdevoll wie eine Königin die Treppe hinauf. Sie ging über den Flur im Obergeschoss zu dem Zimmer, das sie mit Becky teilte.
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