Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Saloon«, dass Becky anbauen wollte. Hyde Wilkerson, der Saloonbesitzer, der als eines seiner Nebengeschäfte Bauholz aus einer Sägemühle bei Flaggstaff verkaufte, erzählte, er habe bereits das Material bestellt.
Rafe stand in seiner besten Kleidung an der Ecke beim Telegrafenamt und hielt ein Auge auf das Hotel, weil er hoffte, einen Blick auf Emmeline zu erhaschen, doch bis jetzt hatte er noch nichts von ihr gesehen. Er hatte jedoch Holt entdeckt, der schnurstracks ins »Arizona Hotel« gegangen war, als hätte er jedes Recht dazu. Und Rafe kochte darüber noch vor Zorn, als Marshal Lewis hinter ihm auftauchte und ihn überraschte.
»Hallo, Rafe«, grüßte der Marshal grinsend. In der Hand hielt er einen Strauß rosafarbener und gelber Blumen, die er vermutlich auf dem Brachgelände hinter dem Mietstall gepflückt hatte, wo solche Blumen wegen der Misthaufen blühten. »Haben Sie geschäftlich in der Stadt zu tun, oder muss ich Sie wegen Herumlungerns verhaften?«
Rafe warf einen Blick auf die Blumen und rückte seinen Hut zurecht. »Ich warte nur darauf, das mein Pferd beschlagen wird.«
»Ich dachte, ihr erledigt alle Hufschmiedearbeiten auf der Ranch«, erwiderte Lewis mit einem bedeutungsvollen Blick zum Hotel. Wenn der gute John Lewis jemanden am Haken hatte, ließ er ihn nicht so leicht davonkommen. »Warum gehen Sie nicht dort rüber und sagen Ihrer Frau Guten Tag? Warum holen Sie sie nicht nach Hause, wie Sie es schon vor einer Woche hätten tun sollen?«
Rafe spürte, wie sein Nacken heiß wurde, und er schien auch anzuschwellen, denn er verspürte den Wunsch, seinen Zelluloidkragen abzubinden und in die Tasche zu stecken - oder in die nächstbeste Gasse zu werfen. »Was zwischen Emmeline und mir passiert, ist unsere Sache und geht niemanden sonst etwas an«, brummte er.
Johns lässiges Schulterzucken ließ Rafe rot sehen. »Nun, dann sollten Sie die Anständigkeit haben, sich von ihr scheiden zu lassen, nicht wahr?«, erklärte der Marshal . »Diese Stadt ist voller Männer, die eine Ehefrau suchen, und Miss Emmeline ist erste Wahl. Die Leute spekulieren bereits, wann sie wieder auf dem Heiratsmarkt ist.«
Rafe ballte unbewusst die rechte Hand zur Faust, doch bewusst öffnete er sie wieder. So gern er auch John Lewis in den nächsten Trog getunkt hätte, er war sich im Klaren darüber, dass er sich diese Genugtuung nicht gönnen durfte. Tätlichkeit gegen einen Gesetzesvertreter war ein Verbrechen, und er würde wahrscheinlich für einige Zeit hinter Gittern landen.
Außerdem hatte ein Faustkampf für Rafe nicht mehr denselben Reiz wie früher.
John lächelte und nickte, als wäre er Rafes Denkprozess gefolgt. »Ich gehe am besten«, meinte er und wies auf die Blumen, die bereits zu welken begannen. »Eine gute Frau wartet auf mich.«
Der Marshal sprach natürlich von Becky Fairmont, und obwohl Rafe ihm ein paar Dinge über jene »gute Frau« hätte sagen können, würde er das niemals tun. Ein Geheimnis war bei Rafe sicher aufgehoben. Außerdem mochte er Becky und bewunderte sie sogar.
Er tippte in stummem Abschied an seine Hutkrempe. »Ich wüsste es zu schätzen, wenn sie dort nichts von mir erwähnen würden«, entgegnete er und wandte sich zum Gehen. Er ging in Richtung Mietstall, als wollte er dort sein frisch beschlagenes Pferd abholen. Vielleicht würde er ein bisschen mit Old Billy, dem Stallmann, tratschen. Wenn es dann an der Zeit war heimzureiten, würde er Chief von der Koppel hinter dem Kaufmannsladen holen, wo er die ganze Zeit über gegrast hatte, und satteln.
Rafe ging zum Stall, beobachtete Old Billy am Schmiedefeuer und staunte. Der Mann war achtzig Jahre alt, doch er hatte noch volles schwarzes Haar, eine Brust wie ein Bulle und gewaltige, muskelbepackte Oberarme. Sein Gesicht und die Kleidung, besonders seine Lederschürze, waren mit Ruß bedeckt, und sein Hammer klang, als er ein rot glühendes Hufeisen auf den Amboss legte und zurechthämmerte. Es zischte, und Dampfstieg auf, als er seine Zange und das Hufeisen in einen Wassertrog zu seinen Füßen warf.
Er blinzelte. Weil er Rafe offensichtlich vergessen hatte. »Was wollen Sie?«, fragte er, obwohl sie noch vor fünf Minuten über die kommende Eisenbahnlinie gesprochen hatten. Anscheinend hatten Old Billys Verstand und sein Erinnerungsvermögen die Zeit nicht so gut wie sein Körper überstanden.
Rafe lachte, doch bevor er antworten konnte, glitt Billys Blick an ihm vorbei, und sein rußgeschwärztes Gesicht
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