Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
sein«, erwiderte er und bezog sich offenbar auf die vergangene Nacht, in der sie ohne Zwischenfall das Bett geteilt hatten. »Wenn ich mit dir schlafe, Mrs. McKettrick, wirst du mehr als bereitwillig sein.«
Sie reagierte um des heben Friedens willen nicht auf die Bemerkung, obwohl ihr das Blut in die Wangen stieg. Auch innerlich wurde ihr heiß, denn sie erinnerte sich an seine Küsse und das geheime Chaos, das sie bei ihr angerichtet hatten, doch sie wäre eher gestorben, als das zuzugeben.
Er umfasste ihr Kinn, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. »Jeder in der Familie denkt, du hättest verschlafen, weil du von unserer Hochzeitsnacht erschöpft warst«, meinte er und genoss es, dass sie ihn aus großen Augen ärgerlich anstarrte. »Pa ist so glücklich, dass er mich heute Morgen als Erstes zum Vormann der Triple M ernannt und mir freie Auswahl bei dem Grundstück für ein Haus gelassen hat. Ich möchte dir die Stelle zeigen, die ich im Sinn habe.«
Emmeline hatte nie ein richtiges Zuhause gehabt, zumindest kein respektables, in das sie Besuch hatte einladen können, und die Hoffnung, endlich eines zu haben, hatte eine große Rolle bei ihrer Entscheidung gespielt, sich als »Postversand-Braut« anzubieten. »Ich bin in ein paar Minuten bereit«, versprach sie, vergaß die Schlange, machte kehrt und eilte ins Haus.
Eine halbe Stunde später traf sie Rafe vor dem Stall. Concepcion hatte sie mit Hose, Hemd und Stiefeln ausgestattet, aus denen vor langer Zeit einer der McKettrick-Söhne herausgewachsen war, und hatte einen Hut und eine Jacke von sich selbst beigesteuert.
Rafe lächelte bei ihrem Anblick. Sein Wallach wartete ungeduldig tänzelnd am Haltepfosten, und er hatte ein kleineres Pferd für Emmeline gesattelt, einen Pinto, der Banjo hieß, wie er ihr erklärte.
Als sie das Pferd sah, stieg Angst in ihr auf, doch die Abenteuerlust gewann die Oberhand. Sie trat näher heran, hielt sich am Sattelhorn fest und versuchte, ihren Fuß in den Steigbügel zu schieben, wie sie es bei anderen Reitern gesehen hatte. Bevor sie sich jedoch hochziehen konnte, umfasste Rafe mit starken Armen ihre Taille und schwang sie in den Sattel.
Sie empfand ganz neuartige Gefühle, als er sie berührte, und sie war ein wenig benommen und verwirrt, als es vorbei war.
»Bereit?«, fragte er und blinzelte gegen die grelle Frühlingssonne an.
Emmeline sah ihn lange nur an. Sie war verlegen, weil sie kein Wort herausbrachte. Dann erholte sie sich. Sie nickte, und er band sein Pferd los und saß auf.
»Das ist eine lebhafte Stute«, sagte er und wies auf Emmelines Pferd, als er neben sie ritt. »Jedoch gutmütig - außer wenn sie rossig ist.«
Emmeline blickte zu den roten Tafelbergen, die in der Ferne aufragten, und sah dann wieder ihrem Mann ins Gesicht. »Du versuchst doch nicht, mich zu schockieren, oder?«, fragte sie süß und hoffte, dass er nicht bemerkte, wie krampfhaft sie sich am Sattelhorn festklammerte. Im Allgemeinen war Emmeline sehr mutig, doch das hieß nicht, dass sie keine Angst hatte - sie war nur entschlossen, sich nicht von der Feigheit unterkriegen zu lassen.
»Nein, Ma'am«, erwiderte er und versuchte vergebens, ein Grinsen zu verbergen. »Das käme mir nicht in den Sinn.«
Emmeline verdrehte die Augen. »Natürlich nicht.« Sie saß sehr steif im Sattel. Der dünne Ledersitz kam ihr hart wie Stein vor, und sie hatte das Gefühl, ihre Beine so sehr zu spreizen, dass sie befürchtete, beim leichtesten Ruck auseinander zu brechen. Sie schloss die Augen und ermahnte sich stumm, nicht zimperlich zu sein; sie war jetzt die Frau eines Ranchers, und Rancherfrauen konnten reiten. Unter anderem.
»Miss Emmeline?« Es war Rafes Stimme, ganz nahe und ruhig. Er saß auf diesem großen Wallach neben ihr, Mann und Tier eins, als wären sie zusammen geboren worden.
»Was ?«, fragte sie, vielleicht ein bisschen gereizt. Sie hatte das meiste ihrer Selbstbeherrschung aufgebraucht, um über die Erfahrung mit der Klapperschlange hinwegzukommen, und jetzt saß sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf dem Rücken eines Pferdes. Dies war ein Morgen, der einer Eintragung in ihr Tagebuch würdig war, und es würde ein feiner Kontrast zu ihren Aufzeichnungen in Kansas City sein, wie zum Beispiel: War in der Bücherei und sah Mary Alice' Vater auf dem Rückweg in der Straßenbahn.
Sie hörte Rafe lachen. »Nur die Ruhe«, riet er. »Jeder, der mit der Hose um die Knöchel auf einen Toilettensitz springen kann, hat überhaupt
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