Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
»Ich hätte nicht übel Lust, Sie übers Knie zu legen und Ihnen zu zeigen, wer der Boss in dieser Familie ist.«
»Versuchen Sie's«, entgegnete Emmeline und griff auf eine Unterhaltung zurück, die sie auf dem Flur in Beckys »Pension« gehört hatte, »und ich schneide Ihnen mit dem ersten scharfen Messer, das ich finden kann, die Eier ab!«
Sein Mund blieb schockiert offen stehen, und dann kniff er die Augen zusammen. »Madam«, bemerkte er, »Sie sind keine Dame.«
Diese Worte verletzten Emmeline tiefer als alles sonst, was er ihr hätte vorwerfen können, doch sie wäre eher gestorben, als ihn das wissen zu lassen. Sie fuhr auf dem Absatz herum und lief zum Haus. Als sie zurückblickte, um zu sehen, ob er ihr folgte, trat sie in ein Loch und fiel kopfüber ins Gras.
Rafe, der nur Sekunden später bei ihr war, lachte leise über ihre missliche Lage, streckte jedoch eine Hand aus, um ihr aufzuhelfen.
Sie schlug die Hand fort. »Rühren Sie mich nicht an, Sie Rüpel!«, schrie sie.
»Na, na, Sie kleiner Drachen«, schalt er sie, von neuem ärgerlich.
Emmeline rappelte sich auf und wich vor ihm zurück.
Er ging unbeeindruckt zu ihr und warf sie sich wie einen Sack Gerste über die Schulter.
»Lassen Sie mich runter!«
»Das würde ich liebend gern«, erwiderte er. »Mitten im Bach. Ich würde es auch tun, wenn ich nicht befürchten müsste, dass Sie sich dann den Tod holen und mich zum Witwer machen, bevor ich von Ihnen einen Gegenwert für mein Geld bekommen habe.«
Emmeline sah rot, doch sie hielt ihre Stimme ruhig. »Ich werde schreien.«
»Nur zu«, meinte er fröhlich. »In letzter Zeit ist es hier ziemlich ruhig gewesen, und das würde ein wenig Aufregung bringen. Meine beiden Brüder würden höchstwahrscheinlich auftauchen, um Sie zu retten, und dann müsste ich sie natürlich erschießen.«
Sie glaubte keine Sekunde, dass er Kade und Jeb tatsächlich erschießen würde, aber sie wollte definitiv gerettet werden. Emmeline holte tief Luft, setzte zu einem ohrenbetäubenden Schrei an, doch die Luft entwich ihr zischend, als er einen weiteren Schritt machte und sie auf seiner Schulter durchgerüttelt wurde.
»Lassen Sie mich sofort runter!«, wiederholte sie.
Er gab ihr einen harten Klaps auf den Po. »Pst«, entgegnete er ganz freundlich. »Hat Ihnen schon jemand gesagt, Miss Emmeline, dass Sie zu viel reden?«
Sie ballte beide Hände zu Fäusten und trommelte damit auf seinen Rücken.
»Kleine Wildkatze«, schimpfte er, und diesmal klang es belustigt. »Ich mag eine Frau mit Feuer.«
Sie erreichten die Küche, wo Emmeline auf Rettung hoffte, doch es war keine Menschenseele zu sehen.
»Wohin bringen Sie mich?«, flüsterte sie.
»Direkt ins Bett.«
Emmeline schnappte entsetzt nach Luft.
Er begann die Hintertreppe hinaufzusteigen.
Hilfe!, wollte sie schreien, brachte jedoch nur ein krächzendes Flüstern heraus.
Rafe lachte. »Sie werden sich schon mehr Mühe geben müssen, Mrs. McKettrick. Dies ist ein großes Haus, und die Wände bestehen aus dicken Baumstämmen.«
Sie gingen jetzt über einen Flur und passierten das Gästezimmer, in dem Emmeline ein Nickerchen gemacht hatte. Am Ende des Flurs schob Rafe eine Tür auf und schritt in einen dunklen Raum. Sein Zimmer, das wusste sie sofort.
Emmeline begann zu treten, doch er schlang einen stählernen Arm um ihre Beine und hielt sie fest. Er warf mit der Schulter die Tür zu. Dann durchquerte er das Zimmer und ließ sie - aus sehr großer Höhe, wie sie meinte - auf das Bett fallen. Die Bettecke strömte einen angenehm maskulinen Geruch aus.
Emmeline wollte sich aufsetzen, doch er legte die Hände auf ihre Schultern und drückte sie mühelos zurück.
Sie trat nach ihm. Rafe wich vor dem Angriff zurück, ohne sie loszulassen. Emmeline lag still, wartete den rechten Augenblick ab, doch er ließ sich nicht täuschen. Er neigte sich zu ihr herab, sodass sein Gesicht über ihrem war.
»Benehmen Sie sich, Sie kleine Wildkatze«, forderte er ruhig, »oder ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich Ihnen den hübschen kleinen Hintern versohlen werde.«
»Das würden Sie nicht wagen!«
»Wollen Sie wetten?«
»Das werde ich nicht«, erwiderte sie hochmütig. » Es ist offenkundig, dass Sie ein Grobian und Rüpel sind. Vielleicht würden Sie tatsächlich so tief sinken, eine hilflose Frau zu schlagen.«
»Hilflos, ha!«, spottete er und drückte sie immer noch auf das Bett. Seine Augen waren sehr blau, fast indigoblau, bemerkte
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