Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
ertappte sie ihn dabei, wie er sie mit stillem Vergnügen betrachtete.
»Dieses Stück Land ist ziemlich weit von allem entfernt«, bemerkte er. Er wählte seine Worte sorgfältig, als könnte eines zu scharf und irgendwie verletzend sein. »Meilenweit kein Laden. Auch keine Schulen. Wenn ... wenn wir Kinder haben, nehme ich an, wirst du sie selbst unterrichten müssen, wie Ma mich, Jeb und Kade unterrichtet hat.«
Zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort schien alles so herrlich möglich zu sein, sogar eine Familie mit kleinen McKettricks, die mit Schiefertafeln und Schulbüchern um einen Küchentisch saßen. In diesem Moment schienen sie so nahe zu sein, die dunkelhaarigen, blauäugigen Kinder, dass sie fast ihre Namen hätte nennen können.
Emmeline breitete die Arme aus und drehte sich um die eigene Achse. »Wenn dies Europa wäre«, sagte sie, »würden hier sicherlich Schlösser stehen, mit Türmen und Flaggen und einer Zugbrücke.«
Rafe blickte besorgt und hoffnungsvoll zugleich drein. »Ist es das, was du wünschst, Emmeline? Ein Schloss?«
Sie lachte, und das Geräusch erschreckte die Pferde und ließ sie kurz im Grasen innehalten. »Aber Rafe, wenn du ein Zelt auf dieser Stelle aufschlagen würdest, wäre es ebenso gut. Es ist der Ausblick, der es so zauberhaft macht, die Höhe - es ist fast wie Fliegen.« Sie drehte sich wieder impulsiv im Kreis, die Arme weit ausgestreckt. »Als wäre man ein Vogel.«
Er lachte ebenfalls und trat einen Schritt auf sie zu. Sie nahm an, dass er sie in die Arme nehmen und küssen wollte, doch er war anscheinend nicht so kühn wie in der vergangenen Nacht. Stattdessen griff er in die Tasche und zog ein kleines, in Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen hervor. Seine kräftigen Rancherfinger zitterten ein bisschen, als er es aufwickelte und ihr den Inhalt zeigte.
Zwei goldene Eheringe glänzten fast verloren auf seiner großen behandschuhten Handfläche.
Emmeline schaute auf die Ringe und sah dann in Rafes Gesicht.
Er streckte ihr die Hand ein wenig näher hin. »Nimm ihn«, bat er. »Der kleinere ist deiner.«
Sie lächelte über die Klarstellung, und er lachte und wurde ein wenig rot, und seine Miene zeigte eine gewisse Schüchternheit. Sie nahm den Ring, hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, drehte ihn leicht, freute sich an seiner kühlen Glätte und seinem Glanz. Rafe zog unterdessen seine Lederhandschuhe aus und stopfte sie in die Manteltasche. Wie ein Zauberer, der einen Trick zeigt, schaffte er es, dass sein Ring plötzlich auf seiner Handfläche lag. Er schob ihn auf seinen Ringfinger und nahm ihre Hände in seine.
»Wir haben vieles zu besprechen«, bemerkte er mit belegter Stimme, »aber wirst du unterdessen meinen Ring tragen?«
Sie glaubte, einen Kloß in der Kehle zu haben und konnte nur nicken, obwohl ihr die Vernunft riet, sich zu weigern, bis sie sicher war, dass sie auf der Triple M Ranch bleiben wollte.
Rafes große Hände zitterten wieder ein wenig, als er ihr den Ring auf den Finger schob. Emmeline war bewegt, als stünde sie in einem feinen Hochzeitskleid mit ihrem Bräutigam in einer Kathedrale, anstatt in der frischen Brise auf einem Hügel. Behutsam nahm sie Rafes Ring und seine linke Hand und streifte ihn auf seinen Finger. Dann standen sie einfach da, hielten einander noch an den Händen und konnten sich nicht in die Augen sehen. »Nun«, sagte Rafe schließlich mit heiserer Stimme, »ich nehme an, ich sollte dich küssen. Um den Handel zu besiegeln und so.«
Sie konnte nicht antworten, stand nur in Concepcions Mantel gehüllt da, von Hoffnung erfüllt.
Rafe legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, sodass sie ihn anblicken musste. Sie schaute ihn ruhig an, trotz ihrer vielen Zweifel und Unsicherheiten. Die verbotene Nacht in Kansas City, die sie mit dem Mann namens Holt verbracht hatte, nagte an ihrem Gewissen, und Kummer und Sorge dämpften ihre Freude.
Rafe legte die Hände leicht auf ihre Hüften während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, hob sie auf die Zehenspitzen und neigte sich über ihren Mund. Emmeline zitterte innerlich ein wenig, vor Erwartung und auch vor Schuldgefühlen, und Rafe verharrte, hob den Kopf und forschte in ihrem Gesicht nach irgendeinem Anzeichen von Widerstreben. »Emmeline?«, fragte er.
Sie wusste, dass sie ihm die Wahrheit über sich erzählen und es hinter sich bringen sollte, doch sie hatte immer noch Angst davor, und außerdem kannte sie die Wahrheit, was ihre Tugend
Weitere Kostenlose Bücher