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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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keine Mühe, auf einer alten Stute sitzen zu bleiben.«
    War das Lob oder Spott? Sie wusste es nicht. Seine Worte gaben ihr jedoch ein gutes Gefühl und ein wenig mehr Selbstvertrauen. Sie war körperlich fit. Im Mädchenpensionat hatte sie Gymnastik geliebt und mit der Schwingkeule einige Preise gewonnen. Im Laufe der Zeit würde sie auch gut reiten können, davon war sie überzeugt.
    »Sollen wir losreiten?«, fragte sie sehr steif, und dann musste sie aus purer Freude ein wenig lachen. Die Sonne strahlte, die Luft war frisch und letzte Flecken schmutzigen Schnees waren alles, was vom Winter übrig geblieben war. Es baute sich auch eine gewisse Vorfreude in ihr auf, nur weil sie allein mit Rafe war. Ob das nun eine günstige Entwicklung war oder nicht, würde sich noch herausstellen.
    Als Antwort trieb er den Wallach mit einem Zungen-schnalzen an, und Banjo trabte nebenher. Emmeline saß starr und steif im Sattel, als hätte sie eine Fahnenstange im Rücken. Sie zwang sich, sich nicht an der Mähne der Stute festzuklammern und um ihr Leben zu zittern. Sie waren erst ein Dutzend Yards geritten, und ihre Schenkel schmerzten bereits, weil sie an die Flanken des Pferdes gepresst waren; nach einem Tag solcher Tortur würde sie sich glücklich preisen können, wenn sie die Knie zusammenbekommen würde.
    Rafe lächelte. »Atme aus, Miss Emmeline, und dann wieder tief ein. Versuch dich zu entspannen. Du wirst heute Abend steif und wund sein, wenn sich deine Muskeln so ver krampfen.«
    Emmeline versuchte wirklich, seinen Rat zu beherzigen, denn sie fand ihn vernünftig, doch ihr Herz pochte wild, teils vor Angst, teils vor Aufregung, und sie atmete schnell und stoßweise. Ihre vielen Fantasien, in denen sie mit Hannibal auf Elefanten über die Alpen, auf Kamelen über die Straße von Damaskus und auf Rössern aus den Ställen von Alexander dem Großen geritten war, hatten sie nicht auf eine übergewichtige Stute mit der trottenden Gangart eines Ackergauls vorbereitet.
    Sie ritten eine Weile auf der Straße und dann über eine Wiese. Banjo trottete folgsam hinter dem Wallach her. Nach ein paar Minuten rhythmischen Atmens konnte Emmeline etwas von der Konzentration erübrigen, die sie bisher dem Überleben gewidmet hatte, und die majestätische Szenerie ringsum wahrnehmen.
    Die Pferde ließen die Wiese hinter sich und wählten sich ihren Weg aufwärts über roten Felsboden. Die Landschaft, die aus dem Unterland so kahl wirkte, war von kleinen huschenden Tieren, summenden Insekten und gelegentlich von Schlangen belebt. Jedes Mal, wenn Emmeline ein dahingleitendes Reptil entdeckte, erlebte sie für einen Moment das Entsetzen und die Demütigung im Toilettenhäuschen von neuem.
    Unerfahren wie sie war, wusste Emmeline, dass sie von diesem Tag an das Reiten lieben würde. Alles war so schön - der Wind spielte in den Wacholderbüschen und ließ die frisch gesprossenen Eichenblätter rascheln. Der Himmel war tiefblau und klar. Vögel zwitscherten, und Kaninchen hoppelten über den Weg.
    Schließlich gelangten sie auf eine hohe, grasbewachsene Lichtung, die auf drei Seiten von Wald umgeben war. Rafe zügelte sein Pferd, saß ab und ging zurück zu Emmeline. Banjo senkte den Kopf, um Klee zu knabbern.
    Emmeline hielt den Atem an, als Rafe sie von der Stute hob und auf den unberührten Boden stellte. Sie sahen sich einen Moment an, dann drehte er sie sanft und wies auf die Aussicht, derentwegen er sie hierher gebracht hatte.
    Der Ausblick war tatsächlich herrlich. Es kam Emmeline vor, als wären sie geradewegs in den Himmel geritten und hätten sich ihr Grundstück auf einer Wolke oder sogar auf einem Stück vom Paradies ausgesucht.
    Im Norden sah sie das glitzernde Band des Creeks und das Ranchhaus, klein wie ein Spielzeug, in der Ferne, und blauer Rauch kräuselte aus den Schornsteinen. Da waren die Ställe, das Arbeiterquartier, die Silos und andere Nebengebäude, alle so winzig, als könnte man sie in die Tasche stecken. Im Westen ragten mehr rote Tafelberge auf, erstreckten sich Hochtäler und Schluchten mit den allgegenwärtigen Saguaro-Kakteen. In der Ferne gab es große Wälder. Indian Rock war deutlich im Osten sichtbar. Im Süden, das wusste Emmeline dank ihrer Geografiekenntnisse, lag die karge Wüste mit Salbei, Sand und noch mehr Kakteen, und weiter entfernt wartete Mexiko, so geheimnisvoll wie eine andere Welt.
    Sie legte eine Hand aufs Herz. »O Rafe, es ist wunderschön!« Als sie zufällig zu ihm aufblickte,

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