Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
sie ganz gegen ihren Willen, und seine Zähne waren anscheinend perfekt. »Eher würde ich mit einer Bärin ringen.«
»Dann gehen Sie, suchen Sie sich eine und lassen Sie mich in Frieden!«
Er lachte.
Sie reckte das Kinn vor. »Nur zu«, zischte sie. »Vergewaltigen Sie mich. Ich werde der Welt erzählen, welch ein Schuft Sie sind!«
In seinen Augen schienen Fünkchen zu tanzen. »Die Welt«, wiederholte er gedehnt, »wird überhaupt nicht überrascht sein.«
Unglaublich, in diesem schlimmsten aller möglichen Momente küsste er sie. Nicht grob, wie sie es erwartet hätte, sondern sehr sanft und mit köstlicher Gründlichkeit.
Ihr Blut schien zu entflammen, und ihr Rücken wölbte sich leicht, wie aus eigenem Antrieb. Ein demütigendes Stöhnen entfuhr ihr, und als Rafe sich zurückzog, konnte sie nur mit großen Augen zu ihm aufsehen. Ihre Lippen prickelten noch von dem Kontakt. Sie war erst ein Mal in ihrem Leben geküsst worden - von dem Texaner namens Holt -, doch diese Erfahrung hatte sie ungewöhnlich gleichgültig gelassen. Rafes Kuss hingegen hatte sie auf starke und völlig geheimnisvolle Weise verändert.
Rafe kostete ihren Mund von neuem und richtete sich dann auf. Emmeline lag völlig still, als wäre sie von einer sonderbaren, köstlichen Lähmung befallen.
Wenn er sie jetzt entkleidet und genommen hätte, dann hätte sie sich nicht dagegen gewehrt, es auch gar nicht gewollt. Dieses Wissen über sich war schon schlimm genug. Zu sehen, dass er es ebenso wusste, war demütigend. Das würde es zumindest sein, wenn er den Bann aufhob, mit dem er sie irgendwie belegt hatte.
Er wandte sich vom Bett ab.
»Wohin willst du?«, fragte sie sehr leise. Vor Sekunden hatte sie ihn noch gesiezt und gewünscht, dass er ging. Jetzt machte ihr allein der Gedanke, er würde sie verlassen, mehr zu schaffen als jemals etwas zuvor.
Er blickte über die Schulter. »In die Stadt.«
Sie drehte den Kopf zur Seite, damit er nicht sehen konnte, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten, und wartete darauf zu hören, dass die Schlafzimmertür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Sie lauschte vergebens.
»Emmeline ?«
Sie schniefte. »Was?«
Das Bett gab ein wenig nach, als er sich auf die Kante setzte. Aus den Geräuschen und seiner Gewichtsverlagerung auf dem Bett schloss sie, dass er seine Stiefel auszog. »Ich habe nie eine Frau zum Sex gezwungen, und ich habe nicht vor, damit jetzt anzufangen.« Er seufzte. »Trotzdem ist dies mein Bett, und du bist meine Frau, und ich werde hier schlafen. Du könntest mir also etwas Platz machen.«
Sie rutschte zur Wand und hielt den Blick abgewandt. »Also gut«, erwiderte sie steif.
Er lachte leise, bewegte sich wieder, entledigte sich vermutlich seiner Kleidung. Dann kroch er neben sie ins Bett, machte es sich bequem und seufzte zufrieden. »Gute Nacht, Mrs. McKettrick«, sagte er.
Sie gab keine Antwort.
Kapitel 4
E mmeline hatte nicht vorgehabt zu schlafen, doch die Erschöpfung gewann die Oberhand. Als sie viele Stunden später erwachte, stand die Sonne am Himmel, und sie lag allein in ihrem Ehebett. Sie hörte Stimmen heraufdringen und konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde, doch der Tonfall war normal, freundschaftlich.
Sie rief sich die Ereignisse der vergangenen Nacht in Erinnerung, besonders ihre Reaktion auf Rafes Küsse, errötete und schlug die Hände vors Gesicht. Rafe hatte Recht gehabt, als er neben ihr am Bach gesessen und ihre tiefsten und geheimsten Ängste angesprochen hatte: Sie war keine Dame.
Am liebsten hätte sie sich die Bettdecke über den Kopf gezogen und sich den ganzen Tag im Bett versteckt, doch sie wusste, dass das nicht klappen würde. Sie hatte eine unruhige Natur, und außerdem musste sie austreten.
Emmeline spähte unter das Bett, aber es gab dort keinen Kammertopf. Seufzend stand sie auf.
Im Krug auf der Kommode stand sauberes, wenn auch abgestandenes Wasser, und sie schüttete etwas davon in die Schüssel und wusch sich hastig. Sie beeilte sich sehr, weil sie damit rechnete, dass Rafe jeden Moment ins Zimmer kommen und sie beim Waschen sehen könnte.
Bald entdeckte sie, dass ihr Kamm und ihre Haarbürste ebenfalls da waren und eines ihrer Kleider, ein praktisches, braunes Kattunkleid, frisch gebügelt an einem Haken an der Wand hing. Irgendwann musste Concepcion ins Zimmer geschlüpft sein und darauf geachtet haben, die frisch Vermählte nicht zu wecken.
Zweifellos glaubte sie wie die anderen, dass Rafe und Emmeline
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