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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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du klug bist, wirst du ihm nichts erzählen«, entgegnete Becky und salzte ihren Hackbraten. »Männer sind so scheinheilig, wenn es um diese Dinge geht. Sie besuchen selbst dann und wann Freudenmädchen, doch wenn du eine Hure in die Familie mitbringst, bekommen sie Wutanfälle.«
    Emmeline schauderte es. Sie fühlte sich wieder elend und schob den Teller mit dem Hackbraten von sich.
    »Du spielst doch nicht mit dem Gedanken, Rafe von dieser Nacht in Kansas City zu erzählen?«, hakte Becky nach. »Das wäre verdammt dumm.«
    »Nein«, antwortete Emmeline. »Ich habe daran gedacht-ich hasse es, mit einer Lüge zu leben -, aber ich habe Angst.«
    »Habt ihr ... die Ehe vollzogen?«
    Emmeline stieg das Blut in die Wangen. »Ja«, flüsterte sie.
    »Und er hat danach nichts gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum machst du dir dann Sorgen? Du siehst aus, als wolltest du jeden Moment aus der Haut fahren.«
    Emmeline senkte die Stimme noch mehr. Selbst wenn jemand an der Küchentür lauschte, war er zu weit entfernt, um etwas zu verstehen. »Ich habe meine Tage nicht bekommen seit ... seit damals«, bekannte sie. »Damals in Kansas City, meine ich.«
    Becky legte die Gabel ab und vergaß vorübergehend ihren Hackbraten. »Ach du meine Güte!«
    Emmeline biss sich auf die Unterlippe. »Sie waren ohnehin ziemlich unregelmäßig«, fügte sie lahm hinzu.
    »Du könntest schwanger sein.«
    Die Worte trafen Emmeline wie ein Pfeil ins Herz. Sie konnte nichts sagen, konnte nicht mal nicken.
    »Nun gut«, bemerkte Becky trocken, »anscheinend sind die Dinge nie so schlecht, dass sie nicht noch schlimmer werden können.«
    »Ich weiß, ich sollte Rafe die Wahrheit erzählen, aber...«
    »Es gibt Momente, meine Liebe«, unterbrach Becky, »in denen die Wahrheit nichts Gutes bewirkt, und dies ist so ein Moment. Rafe McKettrick ist ein guter Mann, aber ich kenne diesen Typ. Du wirst ihn verlieren, wenn du ihm erzählst, dass du möglicherweise ein Baby von einem anderen Mann bekommst.«
    Eine Träne rann über Emmelines Wange. »Er verdient Besseres...«
    Becky tätschelte ihre Hand. »Jetzt hörst du mir zu«, forderte sie in ruhigem, strengem Tonfall. »Welche Fehler du auch gemacht haben magst, niemand ist besser als du. Du bist schön, klug und gut, und ich will keine Widerworte hören.«
    »Zu viele Geheimnisse«, murmelte Emmeline und blickte aus dem staubbedeckten Fenster auf die Straße, wo Wagen, Reiter und auch Fußgänger vorbeizogen. »Wie kann ich mit so vielen Geheimnissen leben?«
    »Das tun andere Leute die ganze Zeit«, entgegnete Becky.
    Sekunden des Schweigens vergingen, und dann sagte Emmeline: »Du solltest das ja wissen.« Sie dachte wieder an all die Zeiten, in denen sie sich als Kind und junge Frau nach einer Mutter gesehnt und nicht gewusst hatte, dass sie gar keine Waise war.
    »Pass auf, wie du mit mir redest, Emmeline.« Becky sprach mit ihrer üblichen Autorität, doch ihre Augen spiegelten Zärtlichkeit und tiefes Verständnis wider. »Ich weiß, dass du ärgerlich auf mich bist, und das zu Recht. Aber ich habe das Beste aus dem gemacht, was ich wusste und anzubieten hatte. Ich habe dich immer geliebt, und das weißt du.«
    Emmeline dachte an eine besondere Begebenheit. Als sie ein kleines Mädchen gewesen war, acht Jahre oder ein wenig älter, hatte sie Scharlach und Fieber bekommen und war fast gestorben. Selbst jetzt, nach all diesen Jahren, erinnerte sie sich noch an den Duft von Beckys Parfüm im Krankenzimmer, an die kühle Berührung ihrer Hand, als sie Stunde um Stunde bei ihr gesessen und gewacht hatte. Liebe, dachte sie, ist nicht einfach.
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich weiß. Und ich habe dich stets ebenso geliebt.«
    »Dann werden wir auch die Probleme irgendwie meistern«, meinte Becky optimistisch und widmete sich wieder mit einer Begeisterung, die Emmeline nicht teilen konnte, ihrem Hackbraten.
    Rafes blaue Augen leuchteten auf, als er Emmeline später an diesem Nachmittag in der Halle des »Territorial Hotels« begegnete, und sie empfand Gewissensbisse, weil sie ihn täuschte. Die Tatsache, dass ihr nichts anderes übrig blieb, war ihr kein Trost.
    Er küsste sie leicht auf die Stirn. »Wo ist deine Tante?«
    »Becky hat Kopfschmerzen.« Emmeline wollte ihr Herz ausschütten, gleich hier und jetzt, wollte Rafe von dem Mann in Kansas City erzählen, von dem sie vielleicht ein Kind bekam, ihm anvertrauen, dass die Frau, die sie immer als ihre Tante gekannt hatte, in Wirklichkeit ihre

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