Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
das Beste aus der Lage.
Rafe kehrte zurück und fand sie im Sessel sitzend, eine Decke über dem Schoß ausgebreitet. Becky, die sich besser fühlte, hatte bei ihr vorbeigeschaut, festgestellt, worunter sie litt, einen erhitzten Ziegel in Flanell gewickelt und ein Schmerzpulver geholt. Sie saß jetzt auf der Bettkante, nippte an einem Tee und hielt ein mütterliches Auge auf Emmeline.
»Was ist los?«, fragte Rafe sichtlich alarmiert. Er hielt ein Päckchen unter dem Arm und legte es jetzt zu den anderen auf die Kommode, bevor er zu Emmeline ging und sie auf die Wange küsste.
Emmeline hätte erwartet, dass sie über ihre Monatsblutung froh war, doch das war überhaupt nicht der Fall. »Ich bin ... ich habe«, begann sie, aber dann konnte sie nicht mehr weitersprechen.
»Sie hat nur, was Frauen ein Mal im Monat haben«, erklärte Becky diplomatisch.
Rafes Miene spiegelte wider, was er fühlte, und Enttäuschung fiel wie ein Schatten über sein Gesicht, doch er erholte sich ziemlich schnell. »Hast du Schmerzen?«, wollte er wissen.
Emmeline schluckte hart und nickte. »Ich habe unsere Flitterwochen verdorben«, klagte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Nein«, entgegnete er sanft. Dann erinnerte er sich an das Päckchen, das er auf die Kommode gelegt hatte, nahm es und legte es auf ihren Schoß. »Pack es aus«, drängte er.
Emmelines Hände zitterten ein wenig, als sie die Kordel aufband und das Papier abstreifte. Zum Vorschein kam ein Album mit ledernem Einband, in den die goldenen Lettern geprägt waren: UNSERE FAMILIE.
»Wir haben jede Menge Zeit«, sagte Rafe weich.
Emmeline blickte auf das Album, sah zu ihrem Mann auf und begann wieder zu weinen.
Rafe war sichtlich verwirrt, und Becky klopfte ihm auf die Schulter. »Es ist alles in Ordnung«, versicherte sie. »Sie ist nur glücklich, das ist alles.«
Kapitel 8
» N un«, sagte Becky und betrachtete ihren alten Freund nachdenklich, als sie an einem Tisch im Speiseraum des »Territorial Hotels« saßen und Tee und Kaffee tranken, »was führt dich denn nach Indian Rock?«
Holt Cavanagh grinste, trank seine Tasse leer und signalisierte dem Kellner - dem schrecklichen Clive -, einen zweiten Kaffee für ihn zu bringen. »Die gleiche Frage könnte ich dir stellen«, meinte er. »Du bist ungefähr die letzte Person, die ich hier draußen erwartet hätte.« Er schwieg kurz und runzelte leicht die Stirn. »Oder vielleicht die Zweitletzte.«
Becky lächelte süß. »Ich habe dich zuerst gefragt.«
»Stimmt«, gab er zu. Er wartete, bis Clive den Kaffee serviert hatte und davonschlurfte, und erklärte dann: »Ich habe hier einige Familienangelegenheiten zu erledigen.«
»Na, wenn das kein Zufall ist!«, erwiderte Becky. »Ich auch.«
Holt lachte. »Hast du vor, hier Wurzeln zu schlagen?«
»Ich werde vermutlich bald weiterziehen«, antwortete Becky, nahm die Teekanne und schenkte sich Tee nach. Wenn und falls die Dinge schlecht verliefen, wie ihr Arzt in Kansas City sie gewarnt hatte, wollte sie keine Belastung für Emmeline und ihren Mann sein. Da war es besser, wenn sie irgendwo weit fort war und sich wie eine alte Bärin in einer Höhle verkroch. »Und wie steht es mit dir?«
»Ich werde vermutlich auch nicht lange bleiben«, entgegnete Holt. »Bin bis jetzt nirgendwo lange geblieben.« Bisher war Becky nie aufgefallen, wie attraktiv er mit seinen breiten Schultern, dem welligen, braunen Haar und den haselnuss-braunen Augen war. Sie schätzte Holt auf Mitte dreißig, und obwohl er wie ein Herumtreiber sprach, wusste sie, dass er Erfolg im Rindergeschäft hatte. Sie hatten ein paar gemeinsame Anlagegeschäfte getätigt und gut dabei verdient. Während seiner unregelmäßigen Besuche in Kansas City war er ein guter Kunde in der Pension und der Favorit der Mädchen gewesen. Becky bediente seit Jahren keine Kunden mehr persönlich, und so war sie nie mit ihm intim gewesen. Jetzt war sie froh, dass sie sich von Angesicht zu Angesicht in einer Umgebung außerhalb ihrer Geschäftsräume gegenübersaßen.
»Willst du jedem in Indian Rock verkünden, dass ich in Missouri ein Bordell geführt habe?«, fragte sie, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass dieser widerliche Clive nicht in Hörweite herumschlich.
Holt setzte sich zurück, und sein Stuhl knarrte. »Warum sollte ich das tun?«, gab er zurück, und es klang ein bisschen empört. In seinen Augen tanzten jedoch spitzbübische Funken, die seine Miene beleidigter Unschuld Lügen straften.
Becky
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