Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
zur Sorge. Es ist an der Zeit, dass ich es etwas langsamer angehen lasse, das ist alles. Ich brauche Tapetenwechsel.«
Emmeline nahm Beckys Hand, und der Tee auf dem kleinen Tisch zwischen den Sesseln war vergessen. »Es ist etwas Ernstes!«, sorgte sie sich.
»Nur ein paar Ohnmachtsanfälle, das ist alles«, beteuerte Becky, legte liebevoll eine Hand auf Emmelines Wange und wischte mit der Daumenkuppe eine Träne fort. »Hör mir zu, Emmeline. Ich werde dich nie verraten, doch dies ist eine kleine Stadt, und inzwischen weiß jeder, dass wir Verwandte sind. Wenn meine Vergangenheit jemals herauskommen sollte, dann wird deine auch bekannt. Kannst du damit leben?«
Emmeline, die so erschüttert von den Ereignissen dieses Morgens war, dass sie sich benommen fühlte, erhob sich schwerfällig, tastete nach dem Sessel und sank hinein.
Ein paar Schlucke Tee belebten sie ein wenig. Obwohl sie immer noch betroffen war, grenzte ihr Schock nicht mehr an Hysterie. Sie saßen schweigend zusammen, Becky und Emmeline, Mutter und Tochter, und schließlich traf Rafe ein.
Die dunkelhaarige Frau war groß und attraktiv, elegant in ihrer gut geschneiderten und vermutlich teuren Kleidung. Während Rafe die von Concepcion bestellten Lebensmittel im Laden gekauft hatte, war ihm zu Ohren gekommen, dass der Marshal sich bereits in jene Frau verliebt haben sollte, und als er sie jetzt kennen lernte, konnte er verstehen, warum. Sie sah wirklich toll aus.
»Mr. McKettrick«, grüßte sie und gab ihm die Hand.
Er war unschlüssig, ob er die Hand küssen oder schütteln sollte. Er entschied sich, sie zu schütteln, wobei er ein wenig verlegen zu Emmeline blickte, die in einem Sessel saß und eine Teetasse in der Hand hielt. Er bemerkte, dass die Tasse ein wenig auf der Untertasse klirrte.
»Guten Tag, Ma'am«, erwiderte er und verneigte sich leicht.
»Mein Name ist Mrs. Fairmont«, erklärte die Frau lächelnd, »doch Sie können mich Becky nennen. Ihre Gattin ist meine Nichte.«
Aus dem Augenwinkel sah er, dass Emmeline sich ein bisschen entspannte.
Emmeline hatte eine Tante in Kansas City erwähnt, und deshalb war deren Auftauchen keine große Überraschung für Rafe, doch seine Frau wirkte betroffen. Rafe fragte sich, ob es zwischen den beiden Frauen böses Blut gegeben hatte.
»Ich bin nach Indian Rock gekommen, um ihren Mann kennen zu lernen«, fuhr Mrs. Fairmont freundlich fort. »Ich hoffe, Sie behandeln mein Mädchen gut, Mr. McKettrick. Wenn nicht - nun, dann kann ich für nichts garantieren.«
Rafe mochte Emmelines Tante. Sie war so direkt und offen wie er, was bedeutete, dass sie einander verstehen würden. »Bis jetzt«, meinte er, blickte wieder zu seiner Frau und nahm es mit der Wahrheit nicht allzu genau, »scheinen wir prima miteinander auszukommen.«
Emmeline stand auf und wollte zu ihm gehen, doch dann verharrte sie, und er wunderte sich abermals über ihr Zögern. Es machte ihn auch beklommen.
»Ich habe soeben unten Zimmer zwei gemietet«, berichtete er, vielleicht etwas zu laut. »Ich dachte mir, Emmeline und ich übernachten heute in der Stadt. Sozusagen eine Art Flitterwochen.« Er errötete, weil er zu spät erkannte, wie man das Wort »Flitterwochen« auslegen konnte.
Mrs. Fairmont - Becky - lächelte. Emmeline biss sich auf die Unterlippe und schaute zur Seite.
»Werden Sie in Indian Rock bleiben?«, erkundigte sich Rafe. weil er versuchte, die Unterhaltung in Gang zu halten. Er war kein großer Redner, und es hatte keinen Sinn, sich als charmanter Plauderer zu versuchen.
»Vermutlich nicht«, antwortete Becky. »Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in Kansas City gelebt. Ich fühle mich glücklicher in einer größeren Stadt.« Sie blickte sich fast wehmütig um. »Obwohl ich damit dieses Hotel nicht schlecht machen will. Es ist recht annehmbar, doch es könnte einen neuen Besitzer vertragen. Es ist furchtbar schlecht geführt, wissen Sie?«
Rafe grinste. »Mein Pa wird betrübt sein, das zu hören. Ich glaube, er ist der Besitzer.«
Becky wirkte verstimmt, jedoch nur milde. »Er sollte sich mehr darum kümmern, wie es betrieben wird«, bemerkte sie.
Inzwischen war Emmeline zu Rafe gegangen. Sie nahm seinen Arm, und er empfand beschützerischen Stolz. Sie sagte nichts, stand nur neben ihm, doch sie wirkte wachsam, beinahe fluchtbereit.
Was, zum Teufel, ging hier vor?
»Ich kann mir vorstellen, dass Sie beide einiges vorhaben«, bemerkte Becky. »Ich möchte Sie nicht länger aufhalten. Aber
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