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Zahltag

Zahltag

Titel: Zahltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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im Ausland.«
    »Wir könnten sie anrufen«, schlägt der Bärtige Nummer zwei
kurzerhand vor.
    »Tun Sie das, und geben Sie das Passwort an Herrn Dimitriou von der
Kriminaltechnik weiter. Wir werden den Computer ohnehin im Labor durchchecken.
Herr Spyridakis vom Amt für Steuerfahndung wird ebenfalls vorbeikommen und Sie
zu ein paar Einzelheiten von Herrn Lazaridis’ Steuererklärung befragen.«
    Ich spüre den bedrückten Blick der jungen Merkel auf mir. »Seien Sie
unbesorgt, wir sind keine Steuerprüfer. Wir suchen bloß nach einem Hinweis, der
uns einen Schritt näher an den Mörder heranbringt. Herr Spyridakis ist für eine
solche Suche bestens geeignet. War Lazaridis verheiratet?«
    »Nein, er hat ganz allein in einer Dreizimmerwohnung in Maroussi
gewohnt«, antwortet die Metaxa. »Das war, abgesehen von seinem Auto, auch sein
einziger Besitz.«
    »Geben Sie meinem Assistenten seine Adresse.« Mit diesen Worten
erhebe ich mich. Mehr brauche ich vorläufig nicht zu wissen.
    Die Tatsache, dass der Mörder Lazaridis per E-Mail ein Mahnschreiben
geschickt hat, lässt vermuten, dass er auch bei Korassidis so verfahren ist.
Doch das allein genügt ihm nicht: Bestimmt hat er die Mahnung an Lazaridis auch
im Internet gepostet. Er will nicht nur seine Opfer mit dieser letzten Mahnung
erreichen, sondern auch die Öffentlichkeit. Und er will, dass alle Welt weiß,
warum er sie umbringt. [132]  Und das passt mir überhaupt nicht, da ich keine
Ahnung habe, was sich der Täter sonst noch alles einfallen lässt, um ein
größeres Publikum zu erreichen. Die einzig gute Nachricht ist, dass er die
Drohung in elektronischer Form verschickt hat. Denn damit lässt sich ja ein
Absender eruieren. Obwohl sich der wahrscheinlich als Fake herausstellen wird.
    Nach wie vor bleibt schleierhaft, warum er seine Opfer mit
Schierling tötet und sie dann auf Ausgrabungsstätten deponiert. Diesbezüglich
muss es irgendeine Verbindung zwischen dem Mörder und seinen Opfern geben, doch
hier tappe ich völlig im Dunkeln.
    »Habt ihr irgendetwas gefunden?«, frage ich meine beiden
Assistenten, als wir uns am Eingang wiedertreffen.
    »Bloß Schreibtische mit Computern«, erwidert Dermitsakis.
    »Ich habe Lazaridis’ Adresse herausbekommen«, sagt Vlassopoulos. »Er
wohnte in der Arkadiou-Straße 15, gleich am Iroon-Platz.«
    »Fahrt hin und schaut euch vor Ort um. Und nehmt für alle Fälle jemanden
von der Spurensicherung mit.«
    Als wir aufbrechen wollen, trifft der Kleintransporter der
Kriminaltechnik ein. »Das einzig Interessante ist Lazaridis’ PC , dort muss sich eine E-Mail des Mörders befinden«,
sage ich zu Dimitriou. »Ich konnte sie nicht lesen, weil der Computer mit einem
Passwort geschützt ist. Das kriegen wir aber über die Firmenchefin heraus und
reichen es an Sie weiter.«
    »Es geht auch ohne, Passwörter knacken wir im Handumdrehen.«
    [133]  »Sehr wahrscheinlich hat also der Mörder auch an Korassidis ein
Schreiben geschickt.«
    »Das findet Lambropoulos heraus, keine Sorge.«
    Sorgen mache ich mir auch keine. Selbst wenn er nichts findet, bin
ich felsenfest davon überzeugt, dass der große Unbekannte die letzte Mahnung
auch an Korassidis verschickt hat.

[134]  17
    Sehr geehrter Herr Stylianos
Lazaridis,
    nach außen hin sind Sie Professor an der
Universität Piräus, und als Mitglied der Regierungspartei hatten Sie eine Weile
den Posten des Generalsekretärs für Technologie und Forschung inne.
    In Wahrheit geht das ganze Forschungsbudget
Ihrer Universität erst einmal durch Ihre Hände, so dass Sie sich die Rosinen
herauspicken können. Die anderen Kollegen müssen nehmen, was übrigbleibt oder
was für Sie persönlich weniger interessant ist.
    Nach außen hin sind Sie Unternehmensberater
bei Global Internet Systems. In Wahrheit gehört diese Firma faktisch Ihnen, da
Ihre Mutter als Eigentümerin eingetragen ist.
    Dank Ihren Beziehungen zur Regierungspartei
bekommt die Firma Global Internet Systems – ganz ohne Ausschreibung – die
lukrativsten Aufträge für die Einrichtung von Computernetzwerken und Spezialsoftware
in Krankenhäusern, Ministerien und den staatlichen Versorgungsunternehmen.
    Nach außen hin sind Sie Eigentümer einer
Dreizimmerwohnung in Maroussi. In Wahrheit besitzen Sie darüber hinaus ein
Ferienhaus auf Santorin. Zwar gehört die Liegenschaft auf dem Papier ebenfalls
Ihrer Mutter, doch fragt [135]  man sich, wie diese mit der Witwenrente ihres
Mannes, eines kleinen Bankangestellten, in den

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