Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer
für die Hand aus dem Busch, und ein nach innen gerichteter Dorn drückte direkt unterhalb des Randes der Glasscheibe etwa einen Millimeter in das Material des Anzugs. »Ich habe als Kind immer bei solchen Büschen gespielt, als ich ein ... autsch!«
Er zog blitzartig die Hand aus dem Busch und spürte einen leichten Ruck am Oberarm, als der Dorn kurz in das Material stach, bevor er aus dem Ast gerissen wurde. Er wippte auf den Fersen, hielt sich die Hand und fluchte leise.
»Was?«, fragte Thrr-gilag unwirsch und kam näher.
»Da«, sagte Pheylan, öffnete die Hand und starrte darauf. »Genau hier«, ergänzte er und deutete auf die weiße Läsion, die er sich mit dem Fingernagel beigebracht hatte, als er die Hand zurückzog. »Sieht nicht so aus, als ob er durch die Haut gedrungen wäre. Tut aber trotzdem weh.«
Thrr-gilag brabbelte etwas in der Sprache der Zhirrzh, und Svv-selic trat vor. »Svv-selic nimmt Probe von Dorn«, sagte Thrr-gilag. »Auf Gift untersuchen.«
»Vielen Dank«, sagte Pheylan. Dann wussten sie also wirklich nichts über die Pflanze. Das deutete darauf hin, dass es sich hier wahrscheinlich um eine Art vorgeschobenen Stützpunkt ohne eine eigenständige Kolonie handelte. Eine möglicherweise nützliche Information.
»Fühlst dich krank?«, fragte Thrr-gilag.
»Nein, es geht mir gut«, sagte Pheylan und konzentrierte seine Aufmerksamkeit für einen Moment auf die Einstichstelle im Oberarm. Er wurde sich nachträglich bewusst, dass er hier in der Tat ein Risiko eingegangen war.
Wenn diese Dornen wirklich giftig waren, hatte er vielleicht ein Problem. »Wundert mich sowieso, dass die Pflanze überhaupt Dornen hat«, sagte er, um das Thema zu wechseln. »Normalerweise sind Dornen eine Verteidigung gegen fleischfressende Tiere. Aber es scheint hier überhaupt keine Tiere zu geben.«
»Es gibt viele Tiere«, sagte Thrr-gilag. »Sie werden vom äußeren Zaun abgehalten.«
»Abgehalten?«, fragte Pheylan. »Oder angegriffen und getötet?«
Alle sechs Pupillen in Thrr-gilags Augen schienen sich etwas zu verengen. »Zhirrzh greifen nicht zuerst an, Caw'ana«, sagte er.
Doch für Pheylans Ohren war diese Antwort alles andere als überzeugend. »Natürlich«, sagte er mit vor Sarkas-mus triefender Stimme. »Ich vergaß. Eure Älteren haben euch das gesagt. Und natürlich würden eure Älteren niemals nicht lügen.«
»Du sprichst nicht böse gegen die Älteren«, sagte Svv-selic schroff. »Ich habe dich schon gewarnt: nicht böse sprechen.«
»Vielleicht irren die Älteren sich«, erwiderte Pheylan. »Oder sie wurden selbst belogen.«
»Nicht möglich«, insistierte Svv-selic. »Alle Älteren anwesend.«
Pheylan wölbte eine Augenbraue. »Alle Älteren waren da?«
»Nicht alle Älteren von Zhirrzh«, sagte Thrr-gilag. »Ältere der Kee'rr und Too'rr und Flii'rr Clans da.«
»Dann hat man sie doch belogen«, sagte Pheylan. »Ich war nämlich auch da, falls ihr euch erinnert...«
»Ältere nicht belogen«, widersprach Svv-selic. »Ältere dort.«
»Aber die Kommandeure der Flotte ...«
»Ältere dort.«
Pheylan seufzte. Er wusste es, wenn er in eine Sackgasse geraten war. Die Clan-Loyalität hinderte die Zhirrzh offensichtlich daran, unbequeme Fragen zum Jütland-Gefecht zu stellen - auch wenn eindeutige Beweise für das Gegenteil vorlagen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb man diese drei von Anfang an mit der Befragung beauftragt hatte.
Doch selbst das überzeugendste Lügengebäude konnte erschüttert werden, wenn man nur hart genug und oft genug an ihm rüttelte. Und bei Thrr-gilag erschienen bereits die ersten Risse in der Fassade. »Schön«, sagte Pheylan.
»Dann glaubt doch, was ihr wollt.« Er deutete an den Büschen vorbei auf den Waldrand. »Ist es in Ordnung, wenn wir dorthin gehen?«
Es war alles andere als einfach, die kleine Scheibe aus dem Ärmel des Zwangsanzugs herauszulösen - während er unter den Blicken von einem halben Dutzend Zhirrzh den Anzug auszog. Doch Pheylan schaffte es.
Möglicherweise hatte er schon ein recht hohes Niveau bei solchen konspirativen Aktivitäten erreicht, oder, was noch wahrscheinlicher war: Weil die Zhirrzh selbst keine Fingernägel hatten, hatten sie in dieser Hinsicht wohl einen blinden Fleck.
Er duschte diesmal heißer als sonst und wartete, bis die Wände stark beschlagen waren. Dann untersuchte er seine Beute. Die Oberfläche der Scheibe bestand, wie er bereits festgestellt hatte, aus einer dunklen, glasigen
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