Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer
erreicht hatte, und setzte sich neben ihn.
»Aric«, sagte Cavanagh senior und rang sich ein Lächeln ab, als er die Hand seines Sohns ergriff. »Danke, dass du gekommen bist.«
»Das versteht sich doch«, versicherte Aric ihn und musterte das Gesicht des anderen im gedämpften Licht. Er sah dort neue Falten, Falten der Erschöpfung und des Kummers, die er vor drei Wochen noch nicht gesehen hatte. Es war schwer für den alten Mann. »Wie geht es dir?«
»Nicht schlechter, als man es erwarten würde«, sagte sein Vater und versuchte ein neues Lächeln, das aber wieder misslang. »Natürlich ist es hart; aber es ist ja nicht so, dass wir nicht gewusst hätten, dieser Tag könnte einmal kommen. Pheylan wusste, dass der Dienst beim Militär mit Gefahr verbunden war, und er hat es in Kauf genommen.«
»Er hat es nicht nur in Kauf genommen, Paps«, erinnerte Aric ihn. »Er wollte schon zu den Friedenstruppen, seit er sieben Jahre alt war.« Er lächelte, als eine vage Erinnerung in ihm aufkam. »Er hatte es mit derselben Inbrunst gewollt, wie er keinen Bürojob wollte.«
Sein Vater schaute ihn von der Seite an. »Er hat dir von dieser Auseinandersetzung erzählt, stimmt's?«
»Wir haben uns fast alles erzählt«, sagte Aric und schluckte. Plötzlich schmerzte ihn der Hals. Er würde Pheylan auch vermissen. Mehr, als er sich selbst eingestehen wollte. »Ich erinnere mich noch, wie er nach dieser besagten Auseinandersetzung in mein Büro stürmte und verkündete, dass er sich lieber einer Piratenbande anschließen würde, statt wie unsereiner hinter einem Schreibtisch irgendwo in CavTronics zu versauern. Ich brauchte eine halbe Stunde, um ihn zu beruhigen.«
»Das sieht ihm ähnlich«, sagte Cavanagh senior und schüttelte den Kopf. »Es ist schon seltsam, nicht wahr? Er hasste die Vorstellung, an einem Schreibtisch zu sitzen; und dabei wäre er selbst bei den Friedenstruppen schließlich dort gelandet. Vielleicht ist es nur gut, dass er das nicht mehr erlebt hat.«
»Vielleicht«, sagte Aric, schaute aufs Parkett der Kammer und suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln. Sein Vater wahrte zwar die Contenance, doch Aric sah, dass hinter der ruhigen Fassade ein nur zu vertrautes Muster Gestalt annahm. Die emotionale Abwärtsspirale nach dem plötzlichen Tod von Arics Mutter hatte seinem Vater monatelang stark zugesetzt. Sie hatte einen hohen Tribut von seiner Gesundheit gefordert und ihn beinahe in die soziale Isolation getrieben. Und nun, fünf Jahre später, glaubte Aric, dass er dieser Belastung noch weniger gewachsen wäre. »Worum geht es bei der großen Debatte heute überhaupt?«, fragte er. »Eine Aufarbeitung dieser Vorgänge?«
»Mehr als du ahnst«, sagte sein Vater. »Ich konnte das in meiner Nachricht nicht erwähnen, aber dein Bruder ist nicht bei einem Unfall oder bei einem Scharmützel ums Leben gekommen. Die Kinshasa wurde in einem Gefecht zerstört. Zusammen mit dem Rest der Jütland-Einsatzgruppe.«
Aric drehte sich auf dem Sitz herum. »Die gesamte Einsatzgruppe?«
Cavanagh senior nickte. »Alle acht Schiffe. Keine Überlebenden.«
Ein unangenehmes Prickeln lief durch Arics Körper. Die Gerüchte an Bord des Schiffs waren also doch eine Untertreibung gewesen. Kein Wunder, dass die Marines da draußen postiert waren. »Wo ist es passiert?«
»Dorcas. Streng genommen ein paar Lichtjahre außerhalb des Systems.«
»Wissen wir schon, wer sie geschlagen hat?«
»Wir wissen nur, dass es jemand Neues ist«, sagte sein Vater. »Das ist aus den Daten des Aufklärungsschiffs hervorgegangen. Wer sie waren oder wo sie herkommen, wissen wir aber noch nicht.«
Langsam drehte Aric sich um und setzte sich wieder richtig hin. Eine »brandneue« raumfahrende Rasse ... und schon war Blut geflossen. »Was unternimmt das Friedenstruppen-Kommando in dieser Angelegenheit?«
»Es trifft Vorbereitungen für den Krieg.« Sein Vater deutete auf das Parkett der Kammer. »Und ich kann nicht gerade behaupten, dass diese Aussicht überall auf Kritik stößt.«
Aric richtete seine Aufmerksamkeit aufs Podium.»... und wird darüber hinaus unsere Position ein für alle Mal innerhalb des Commonwealth und unter den nichtmenschlichen Welten zementieren«, intonierte Maxwell. »Im letzten Jahrzehnt ist die Politik der Nördlichen Koordinaten-Union von immer mehr Mitgliedstaaten des Commonwealth mit kaum verhohlener Geringschätzung quittiert worden. Besonders die politischen Maßnahmen, welche die Organisation und
Weitere Kostenlose Bücher