Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
Vom Netzwerk:
fliegen«, erwiderte sie.
    »Nur dass das so leider nicht funktioniert«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Ich bin der Pilot und habe von Borodin den entsprechenden Auftrag erhalten. Ihr beiden habt weder die Fähigkeiten noch den Rang, mich abzulösen.«
    »Ich bezweifle aber, dass Sie unter diesen Umständen die Traute hätten, eine Beschwerde einzureichen«, gab Nicabar zu bedenken.
    »Ach, die Traute hätte ich, keine Sorge«, sagte ich. »Aber ich würde es trotzdem nicht tun – schon deswegen, weil es überhaupt keinen Sinn hätte. Ihr und die Ikarus wärt dann völlig aufgeschmissen – in der Gewalt der Entführer, von denen ich euch schon erzählt habe.«
    »Vorausgesetzt, dass an dieser Geschichte überhaupt etwas Wahres dran ist«, sagte Tera spöttisch.
    »Wieso sollte ich mir so etwas wohl ausdenken?«
    »Vielleicht wollen Sie uns eine solche Angst einjagen, dass wir das Schiff fluchtartig verlassen«, sagte sie. »Vielleicht haben Sie auch schon eine andere Besatzung parat, die dann unsere Plätze einnimmt – wie Sie Ixil parat hatten, als Jones getötet wurde. Vielleicht sind Sie in Wirklichkeit der Entführer.«
    »Wieso habe ich die Besatzung dann schon nicht auf Dorscinds Welt aufs Schiff gebracht, während ihr alle auf einer Besichtigungstour wart?«, entgegnete ich. »Weshalb hätte ich mir dann erst eine solche Story zurechtlegen sollen?«
    »Und Sie wissen nicht, wer diese Entführer sind?«, fragte Nicabar.
    »Ich weiß nur, dass sie sehr gut organisiert sind«, sagte ich. »Und dass sie aus irgendeinem Grund glauben, sie müssten sich der Ikarus bemächtigen.«
    »Sie ›glauben‹, dass sie sie entführen müssten?«
    »Nun, für mich gibt es zumindest keinen plausiblen Grund, weshalb sie uns so verbissen jagen sollten«, sagte ich ihm. »Eine Ladung, die den Zoll auf Gamm durchläuft und eine Lizenz für versiegelte Fracht erhält, kann doch gar nicht so aufregend sein. Vielleicht ist es auch das Schiff selbst, das sie haben wollen, obwohl ich mir das eigentlich noch weniger vorstellen kann.«
    Ich richtete den Blick wieder auf Tera. »Aber welches Motiv auch immer sie haben – es läuft darauf hinaus, dass Sie mit mir eine ›Schicksalsgemeinschaft‹ bilden. Falls es Ihnen nämlich gelingt, einen Ersatzpiloten aufzutreiben, werden Sie nicht wissen, ob er Ihnen von den Entführern quasi vor die Nase gesetzt wurde – und ob es sich um einen Ihrer eigenen Leute handelt oder um jemanden, der eigens zu diesem Zweck angeheuert wurde. Und wenn Sie es dann erfahren, wird es zu spät sein. Ist Ihnen überhaupt schon aufgefallen, dass die Kabinentüren keine Schlösser haben?«
    Sie wechselten Blicke. Besorgte Blicke – Blicke, die besagten, dass sie in einer höchst unangenehmen Zwickmühle steckten. Aber sie steckten nun einmal in der Klemme, und sie wussten es auch. Die einzigen Leute, denen sie im Moment auch nur halbwegs vertrauen durften, waren die an Bord der Ikarus. Und es stand auch fest, dass von ihnen keiner diesen buglastigen Alptraum eines Mechanikers fliegen konnte.
    »Wenn Sie nun glauben, dass Sie mit Ihren Erklärungsversuchen unser angeschlagenes Vertrauen zurückgewonnen hätten, sind Sie schiefgewickelt«, sagte Nicabar. »Woher sollen wir denn wissen, dass Sie nicht nur in der Hoffnung hierbleiben, noch bessere Konditionen herauszuschinden?«
    »Und woher soll ich wissen, dass Sie nicht die Fliege machen?«, entgegnete ich. »Oder dass Tera nicht abhaut oder einer von den anderen? Antwort: Ich weiß es nicht. Wenn meine Chancen woanders besser stünden, würde ich sie nutzen. Aber ich habe keine. Weder hier noch jetzt.«
    »Was muss es Sie dann kümmern, was mit der Ikarus geschieht?«, fragte Nicabar hartnäckig. »Oder mit dem Rest von uns?«
    Ich sah ihm direkt in die Augen. »Weil ich einen Vertrag eingegangen bin, dieses Schiff zur Erde zu fliegen. Und genau das gedenke ich auch zu tun.«
    »Und das sollen wir Ihnen jetzt glauben, oder wie?«
    Ich seufzte. Ich war dieses blöden Spiels plötzlich überdrüssig. »Glauben Sie doch, was Sie wollen«, sagte ich ihm. »Aber falls und wenn wir es zur Erde schaffen, verlange ich eine förmliche Entschuldigung.«
    Es wäre stark übertrieben gewesen, zu sagen, dass er lächelte. Aber er wirkte nun nicht mehr ganz so bedrohlich wie zuvor. Ich musste an seine frühere Laufbahn bei den Erdwacht- Marines denken – ein beruflicher Werdegang, bei dem er wohl kaum psychologisch geschult worden war. »Ich werde es mir merken«,

Weitere Kostenlose Bücher