Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
raten«, sagte ich und lehnte mich wieder zurück. »Das stammt von der Dichtleiste deiner Kabinentür?«
»Sehr gut«, sagte er und hob den Schraubenschlüssel an, um ihn nun selbst einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. »Diese Türen schließen ziemlich heftig, wenn der Puffer nicht funktioniert. Meine Annahme ist, dass er den Öffnungsmechanismus betätigt und den Schlüssel in den sich öffnenden Spalt gerammt hat.«
Und inmitten dieser Bewegung wurde er von der Tür getroffen – daher die Schleifspuren. »Die so entstandene Öffnung hätte zwar für die Flaschen gereicht, aber sie wäre immer noch zu eng gewesen, um den Arm hindurchzustecken«, gab ich zu bedenken. »Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb sie direkt hinter der Tür standen. Es sei denn, er hätte darauf spekuliert, dass jemand beim Betreten oder Verlassen der Kabine gegen die Flaschen trat.«
»Das hätte ihm allerdings auch nichts genutzt«, gab Ixil zu bedenken. »Vergiss nicht, man muss das Gemisch entzünden.«
»Alle bisherigen Aktionen haben ihm nichts genutzt«, knurrte ich und wollte die ganze Angelegenheit zunächst zu den Akten legen. Uns fehlten noch wesentliche Informationen – da war ich mir sicher. Und solange wir nicht über diese Informationen verfügten, würden wir uns nur selbst verrückt machen, wenn wir nur auf der Grundlage unserer spärlichen Erkenntnisse in hektischen Aktionismus verfielen.
Anscheinend war Ixil zum gleichen Schluss gelangt. »Wie du in einer früheren Unterhaltung bereits angedeutet hast, ergibt das alles einen Sinn«, sagte er und packte den Schraubenschlüssel wieder ein. »Nur dass wir die zu Grunde liegende Logik eben noch nicht erkannt haben.«
Ich schaute mit einem Kopfnicken auf den Schraubenschlüssel. »Willst du ihn auf Fingerabdrücke untersuchen?«
»Ich hatte das bereits in Erwägung gezogen«, sagte er. »Aber wie ich die Ikarus kenne, nehme ich an, dass wir ihn brauchen werden, bevor wir auch nur in Sichtweite eines Experten für Fingerabdrücke kommen.«
»Und wie ich die Ikarus kenne, würde ich sagen, dass du Recht hast«, pflichtete ich ihm bei. »Also was nun?«
»Ich glaube, ich sollte zuerst einmal meine Tür reparieren«, sagte er und klemmte sich den Schraubenschlüssel unter den Arm. Dann schnippte er mit den Fingern und griff nach dem Rest des Sandwiches. Er rief die beiden Frettchen. Sie huschten an seinem Körper hinauf auf die Schultern. »Obwohl es jetzt eigentlich deine Tür ist, da dein Öffnungsmechanismus sich an meiner Kabine befindet. Ich kann aber die Sensorfläche von der leeren Kabine Nummer zwei auf dem Oberdeck abmontieren und bei mir einbauen.«
»Was, falls wir einmal dort reinwollen?«, fragte ich.
»Wozu?«, antwortete er mit einer Gegenfrage. »Außerdem können wir bei Bedarf jederzeit auf eine Sensorfläche von einer der anderen Kabinen zurückgreifen.«
»Da ist etwas dran«, räumte ich ein. »In Ordnung, mach weiter.«
»Alles klar. Wir sehen uns später.« Nachdem er sich noch ein großes Stück vom Sandwich in seine Futterluke gestopft hatte, verließ er die Brücke.
Für ein paar Minuten ignorierte ich meinen Vorsatz, keine Zeit mehr zu vergeuden und mir unnötige Mühe zu ersparen, und versuchte mir anhand unserer spärlichen Daten einen Reim auf die ganze Sache zu machen. Freilich ohne jeglichen Erfolg.
Und dann hörte ich hinter mir, draußen im Korridor, das stete Getrappel sich nähernder Schritte. Dem Geräusch nach zu urteilen handelte es sich um zwei Paar Füße, von denen jedoch keins Ixil gehörte.
Das mochte vielleicht gar nichts zu bedeuten haben. Aber ich hatte schon genug unangenehme Überraschungen für einen Tag erlebt, und mein Bedarf an solchen Vorkommnissen war gedeckt. Also verschränkte ich die Arme vor der Brust, schob die rechte Hand unter die Jacke, so dass man sie nicht sehen konnte, und packte die Plasmawaffe. Dann drehte ich mich auf dem Stuhl zur offenen Tür herum.
Der erste Ankömmling war Tera. Sie stapfte auf die Brücke, als ob sie Frau Admiral persönlich wäre. »McKell«, begrüßte sie mich spröde. Sie machte einen ausgesprochen unfreundlichen Eindruck. »Wir müssen mit Ihnen reden.«
Bevor ich noch etwas zu erwidern vermochte, erschien die andere Hälfte des »wir« hinter ihr in meinem Blickfeld: Nicabar, der sogar noch finsterer blickte als sie. Kein gutes Zeichen. »Kommen Sie doch rein«, sagte ich und ignorierte die Tatsache, dass sie ohnehin schon drin waren. »Revs,
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