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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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sollten Sie nicht im Maschinenraum auf Ihrem Posten sein?«
    »Ja«, sagte er und streifte mit seinem Blick meine verschränkten Arme. Falls er vermutete, dass ich meine Waffe griffbereit hatte, brachte er es zumindest nicht zur Sprache. »Ich habe Chort gebeten, für ein paar Minuten für mich einzuspringen.«
    Strenggenommen stellte das einen Verstoß gegen den Handelskodex dar, weil er mich in meiner Eigenschaft als Kapitän nicht darüber informiert hatte und so. Weil die Dienstvorschriften im bisherigen Verlauf der Reise aber sowieso ziemlich nachlässig befolgt worden waren, hatte es auch keinen Sinn, ausgerechnet jetzt auf ihrer Einhaltung zu bestehen. »Na schön. Was kann ich also für euch tun?«
    Tera warf einen Blick auf Nicabar, der seinerseits einen Blick in den Korridor warf. Dann löste er den Türstopper, so dass die Tür sich hinter ihm schloss. »Wie wäre es zum Beispiel mit etwas Ehrlichkeit?«, fragte Tera. Nun schauten sie beide wieder mich an. »Dieser Mister Antoniewicz, dessen Namen man nur zu nennen braucht, um Zollbeamte zu verscheuchen. Wer genau ist er?«
    Das war natürlich eine Falle. Und jemand anders wäre vielleicht auch hineingetappt. Aber Tera hatte weder eine ausreichende Kontrolle über ihre Gesichtszüge noch die schiere Chuzpe, um so etwas durchzuziehen. »Sie kennen die Antwort doch schon«, sagte ich und richtete den Blick auf Nicabar. »Das heißt, Sie kennen sie. Wie ich sehe, haben Sie Tera Ihre Version schon erzählt. Wie wär’s, wenn Sie sie nun auch noch mir erzählen?«
    »Er bringt Tod und Verderben über die Spirale«, sagte Nicabar. Seine Stimme war genauso düster wie sein Gesicht. »Er kauft und verkauft Drogen, Waffen, Zollbeamte, Regierungen und das Leben der Leute.«
    Seine Augen bohrten sich förmlich in meine. »Und wir wollen jetzt wissen, in welcher Beziehung Sie genau zu seiner Organisation stehen.«
    »Eine nette Ansprache«, belobigte ich ihn im Versuch, Zeit zu schinden. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass die relative Leichtigkeit, mit der ich Shawns Borandis besorgt hatte, bei den anderen zwangsläufig zu Spekulationen führen würde, wie ich das wohl bewerkstelligt hätte. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass diese Spekulationen sich so schnell zu einem Verdacht auswachsen würden, mit dem man mich noch dazu so unverblümt konfrontierte. Das konnte wirklich problematisch werden. »Haben Sie sich diese Geschichte eigens zu diesem Anlass zurechtgelegt? Oder haben Sie sie vom letzten Schiff herübergerettet, auf dem Sie angeheuert hatten und das irgendwie mit Antoniewicz in Verbindung stand? Oder von dem davor, oder wiederum von dem davor?«
    »Was genau wollen Sie damit andeuten?«, fragte Nicabar. Sein Ton war so unheimlich ruhig wie die Luft, wenn sich in der Ferne ein Gewitter zusammenbraute.
    »Ich will damit sagen, dass Sie und alle anderen an Bord der Ikarus irgendwann einmal für Antoniewicz gearbeitet haben«, sagte ich ihm. »Sie hatten auch gar keine Wahl. Antoniewicz hat seine Finger selbst im hintersten Winkel der Spirale, so dass es praktisch unmöglich ist, ein Geschäft zu betreiben, ohne irgendwie seine Kreise zu stören.«
    »Das ist aber nicht dasselbe«, wandte Tera ein.
    »Was – Sie handeln nach dem Motto ›Denn sie wissen nicht, was sie tun‹?«, fragte ich spöttisch. »Mit dieser Moral bewegen Sie sich aber auf abschüssigem und schlüpfrigem Gelände.«
    »Apropos schlüpfrig – Sie haben immer noch nicht unsere Frage beantwortet«, wandte Nicabar ein.
    »Ich komme schon noch dazu«, sagte ich. »Ich wollte nur sicherstellen, dass die Antwort auch im richtigen Kontext erfolgt. Antoniewicz hat sich unter anderem deshalb ein Stück von so vielen Kuchen geschnappt, weil er legale Unternehmen aufgekauft hat; vor allem solche, die sich in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten befanden. Ich hatte auch ein legales Geschäft geführt. Und wegen des Transportmonopols der Patth bin auch ich in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten. Antoniewicz hat mich aufgekauft. Ende der Geschichte.«
    »Das ist nicht das Ende der Geschichte«, sagte Nicabar. »Er hat nicht nur Ihre Firma aufgekauft. Er hat Sie gekauft.«
    »Natürlich hat er das«, sagte ich, wobei ich einen Anflug von Bitterkeit in die Stimme legte. »Ixil und ich sind die Firma.«
    »Dann haben Sie also Ihre Seele verkauft«, sagte Nicabar verächtlich. »Für Geld.«
    »Ich würde es eher so sehen, dass ich meinen Stolz für einen Rest von Integrität

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