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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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geopfert habe«, erwiderte ich schroff. »Oder glauben Sie vielleicht, es wäre ehrenvoller gewesen, wenn ich Bankrott gemacht und meine Gläubiger auf ihren Verlusten hätte sitzenlassen? Na?«
    »Über Schulden in welcher Höhe sprechen wir hier überhaupt?«, fragte Tera.
    »500000 commark«, knurrte ich. »Und ich will Ihnen auch noch sagen, dass ich wirklich versucht habe, jede legale Möglichkeit zu nutzen, um das Geld zu beschaffen, bevor ich dann doch aufgeben musste und uns von Antoniewicz’ Leuten habe aufkaufen lassen.« Was natürlich nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber es bestand keine Notwendigkeit, sie mit irgendwelchen komplexen Sachverhalten zu verwirren.
    »Und wie stehen die Dinge nun?«, fragte sie.
    »Wie sollen sie stehen?«, entgegnete ich. »Glauben Sie denn nicht, ich würde die Schuld liebend gern bezahlen und mich von seinem Joch befreien? Antoniewicz versteht es, Leute in seine Abhängigkeit zu bringen. So, wie er das alles arrangiert hat, werden wir noch bis Mitte des nächsten Jahrhunderts seine Knechte sein.«
    »Es muss noch eine andere Möglichkeit geben«, sagte sie nachdrücklich.
    Ich spürte, wie ich die Stirn in Falten legte. Für jemanden, der hier reingekommen war, um mich als Abschaum der Spirale zu verurteilen, schien sie aber ganz schön besorgt wegen meiner persönlichen Verstrickung in dieses Netz. Geradezu verdächtig besorgt. »Zum Beispiel?«, fragte ich.
    »Sie könnten ihn drankriegen«, sagte sie. »Gehen Sie zur Polizei oder zu einer Drogenbehörde. Oder zum militärischen Nachrichtendienst der Erdwacht – wenn er mit Waffen handelt, ist man dort sicher auch an ihm interessiert. Sie könnten ihnen anbieten, als Kronzeuge gegen ihn aufzutreten.«
    Ich seufzte. »Sie haben immer noch nicht verstanden. Sehen Sie, Tera, jede Polizeibehörde in der Spirale versucht schon seit mindestens zwanzig Jahren, Antoniewicz dingfest zu machen. Die Erdwacht auch, soweit ich weiß. Das Problem besteht nicht etwa darin, dass es keine Beweise gegen ihn gäbe und nicht einmal darin, lebensmüde Narren dazu zu überreden, gegen ihn auszusagen – das Problem besteht darin, ihn zu finden. Niemand weiß, wo er sich aufhält; und so schleppend, wie die Suche nach ihm verläuft, wird es in absehbarer Zeit wohl auch niemand wissen.«
    »Aber …«
    »Außerdem – wenn ich ihm eine Lampe baue, wäre die Sache für mich doch auch gelaufen«, unterbrach ich sie. »Er hat meine Schuldverschreibung bei einer Bank auf Onikki hinterlegt. Das ist die Welt mit den saftigen Haftstrafen für Schuldner. Er müsste nur dort anrufen, und dann würde ich die nächsten dreißig Jahre damit zubringen, meine Schulden mit fünfzig commark pro Tag abzuarbeiten. Tut mir leid, aber ich habe schon andere Pläne.«
    »Zum Beispiel den, die gleichen dreißig Jahre in Knechtschaft für Antoniewicz zu verbringen?«, fragte Nicabar dezidiert.
    »Es ist im Grunde eine Wahl zwischen Pest und Cholera«, pflichtete ich ihm bei. »Aber wenigstens muss ich so nicht im Steinbruch schuften und kann weiterhin fliegen.«
    »Als Leibeigener und Wasserträger von Antoniewicz.«
    »Wie ich schon sagte, eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Wenn Sie eine bessere Idee haben – ich bin ganz Ohr.«
    »Was, wenn Sie jemanden finden, der Ihre Schulden bezahlt?«, fragte Tera.
    »Und wer sollte das wohl sein?«, fragte ich unwirsch. »Wenn die Banken mich bisher nicht unter die Lupe genommen haben, werden sie es jetzt sicher tun. Wenn Sie nicht gerade eine halbe Million in der Portokasse haben, ist das eine Illusion.«
    Ihr Mundwinkel zuckte. »Das klingt ja so, als ob Sie schon aufgegeben hätten.«
    »Ich habe lediglich die Realität akzeptiert.« Ich wölbte eine Augenbraue. »Die Frage ist, ob ihr beiden ebenfalls gewillt seid, die Realitäten zur Kenntnis zu nehmen?«
    Beide runzelten die Stirn. »Wie meinen Sie das?«, fragte Tera.
    »Ich meine, dass ihr euch entscheiden müsst, ob ihr eure lächerlichen Skrupel vergesst und weiter mit mir fliegen wollt«, sagte ich. Ich wusste, dass ich ein Risiko einging, indem ich die verbale Brechstange ansetzte. Aber es war ein kalkulierbares Risiko; sie waren schließlich aus dem Grund hergekommen, um mich mit dieser Sache zu konfrontieren. Außerdem – wenn sie kein Blatt vor den Mund nahmen, musste ich das auch nicht.
    Und Tera war bestimmt der Typ, der kein Blatt vor den Mund nahm. »Ich glaube eher, die Frage müsste lauten, ob es Ihnen erlaubt sein wird, weiterhin mit uns zu

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