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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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den Strom der Fußgänger zum Gebäude der Hafenmeisterei von Meima bahnten, das sich nur zwanzig Meter entfernt gleich hinterm Zaun befand. Unsere Papiere waren in Ordnung, unsere Fracht verzollt, unsere Gebühren bezahlt. Ob irgendjemand schließlich doch eine von Bruder Johns Ladungen zur Stormy Banks zurückverfolgt hatte? Wenn ja, würden wir jetzt in schwere Erklärungsnot geraten.
    Ich war noch nie zuvor in dieser Hafenmeisterei gewesen. aber ich hatte schon genug Zeit in Ihmis-Hotels und Tavernen zugebracht, um eine ziemlich gute Vorstellung davon zu haben, was mich erwartete. Und ich lag damit auch ziemlich richtig. Die dezente Beleuchtung, die heimelige Einrichtung und die lächelnden Gesichter waren wesentliche Stilelemente der Ihmis und dienten allein dem Zweck, dass die Besucher sich wohl fühlten. Dem Vernehmen nach wurde diese freundliche Fassade so lange aufrechterhalten, bis sie einen plötzlich auf die Folterbank schnallten und die Daumenschrauben anzogen.
    »Ach – Captain McKell«, rief eine tiefe Stimme, als Ich durch den belebten Hauptraum zu einem großen und unaufgeräumten Schreibtisch in der Ecke geführt wurde. Hafenmeister Aymi-Mastr war ein typischer Vertreter der Spezies, mit froschartigen Glubschaugen, vier kurzen, insektenartigen Fühlern, die über diese Augen hervorragten und mit Rippenwülsten an den Seiten von Gesicht und Hals. Es war natürlich ein Weibchen; bei den Ihmisit verfügten im Allgemeinen nur die Weibchen über die erforderlichen organisatorischen Fähigkeiten, um einen solchen Zoo zu managen. »Schön, dass Sie vorbeischauen. Bitte Netzen Sie sich.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Direktorin«, sagte ich und setzte mich auf den Stuhl an der Seite des Schreibtischs. Dabei sah ich geflissentlich darüber hinweg, dass ich in dieser Angelegenheit ohnehin keine Wahl hatte. Einer der anderen Ihmisit stellte meine Tasche auf den Schreibtisch und durchwühlte sie; ich wollte mich schon darüber beschweren, ließ es dann aber bleiben. »Worum geht es denn eigentlich?«
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Captain, ich bin mir darüber selbst nicht ganz im Klaren«, sagte sie, nahm ein Foto von einem Aktenstapel und gab es mir. »Ich habe von meinen Vorgesetzten die Anweisung erhalten, Sie wegen dieser Person zu befragen.«
    Es war ein Bild von Arno Cameron.
    »Das ist ein Mensch«, sagte ich hilfsbereit. Dann ging es ihnen also doch nicht um Bruder Johns Fracht. Nur dass ich in diesem Moment noch nicht wusste, ob das gut oder schlecht war. »Davon abgesehen glaube ich nicht, dass ich ihn jemals schon gesehen habe.«
    »Wirklich«, sagte Aymi-Mastr und senkte die Tonhöhe ihrer Stimme melodramatisch ab. Dann lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück und legte die Finger aufeinander – wie der melodramatische Ton eine nervige Angewohnheit, die viele Ihmisit von alten irdischen Kinofilmen aufgeschnappt hatten, die sie bis zum Exzess konsumierten. »Das ist sehr interessant. Vor allem deswegen, weil wir vor nicht einmal einer Viertelstunde von einem Zeugen gehört haben, dass Sie letzte Nacht in einer vyssiluyanischen Taverne mit ihm gesprochen hätten.«
    Eine ganze Familie Kalixiri-Frettchen mit eiskalten Füßen lief mir plötzlich den Rücken rauf und runter. »Ich stelle die Integrität Ihres Zeugen nur ungern in Frage«, sagte ich gleichmütig und warf das Foto wieder auf den Schreibtisch. »Aber er irrt sich.«
    Die Froschaugen verengten sich. »Der Zeuge hat aber ausdrücklich Ihren Namen genannt.«
    »Dann war Ihr Zeuge entweder betrunken oder ein Trittbrettfahrer«, sagte ich und stand auf. Die Taverne war sehr gut besucht gewesen, und nach meinem großen Auftritt gegen die drei Yavanni würden sich mindestens ein Dutzend Personen an mich erinnern, von denen sich mindestens die Hälfte wohl auch an meine Unterhaltung mit Cameron erinnern würde. Ich musste bluffen, um mir einen Ausweg zu verschaffen, und zwar schnell, bevor sie noch tiefer bohrten.
    »Setzen Sie sich wieder hin, Captain«, sagte Aymi-Mastr streng. »Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie letzte Nacht nicht ausgegangen seien?«
    »Natürlich bin ich ausgegangen«, sagte ich mit einem Anflug gespielter Empörung in der Stimme und setzte mich widerwillig wieder hin. »Sie glauben doch nicht, dass jemand länger als unbedingt nötig in einem dieser Wanzenkäfige von vyssiluyanischen Hotels zubringt, oder?«
    Sie bedachte mich mit der Ihmis-Entsprechung eines schelmischen Grinsens, wodurch ihr Gesicht erst

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