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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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recht wie das eines Froschs anmutete. »Das hat etwas für sich«, räumte sie ein. »Haben Sie auch eine Taverne besucht?«
    Ich zuckte die Achseln. »Natürlich habe ich in ein paar Tavernen vorbeigeschaut. Was sollte ein Raumfahrer auch sonst hier tun? Aber ich habe mit niemandem gesprochen.«
    Sie seufzte theatralisch. »Das sagen Sie. Und genau das ist das Problem.« Sie nahm eine Akte und öffnete sie. »Ihr Wort gegen das eines nicht identifizierten und unbekannten Informanten. Wem sollen wir nun glauben?«
    »Einen Moment – Sie wissen nicht einmal, wer das überhaupt ist?«, fragte ich unwirsch und spürte, wie der Schweiß sich unter meinem Kragen sammelte. In der Schrift der Ihmis war ich zwar nicht besonders bewandert, aber ich hatte immerhin gelernt, wie mein Name in den meisten wichtigen Schriften der Spirale geschrieben wurde. Das war meine Akte der Commonwealth-Handelskammer, die sie in den Händen hielt; und nichts von dem, was darin geschrieben stand, würde mich auch nur ansatzweise glaubwürdig erscheinen lassen. »Was für ein mieses Spiel ist das hier überhaupt?«
    »Genau das versuchen wir herauszufinden«, sagte Aymi-Mastr, schaute mit gerunzelter Stirn auf die Akte und dann zu mir auf. »Dieses Foto wird Ihnen aber nicht gerecht. Wann wurde es denn gemacht?«
    »Vor etwa sieben Jahren«, erklärte ich ihr. »Zu der Zeit, als ich meine Tätigkeit als freier Transportunternehmer begann.«
    »Nein, das wird Ihnen gar nicht gerecht«, wiederholte sie und musterte mich gründlich. »Sie sollten sich ein aktuelles Foto besorgen.«
    »Das werde ich«, versprach ich ihr; obwohl ich mir nichts vorzustellen vermochte, was im Moment noch weiter unten auf meiner Prioritätenliste gestanden hätte. Jemandem auf Bruder Johns Gehaltsliste gereichte es eher zum Vorteil, wenn man anders aussah als auf den amtlichen Lichtbildern. »Ich habe seitdem viel erlebt.«
    »Das haben Sie wirklich«, pflichtete sie mir bei und blätterte die Akte durch. »Ehrlich gesagt, Captain, Ihre Akte spricht nicht dafür, dass wir Ihnen in dieser Sache Glauben schenken. Oder dass wir Ihnen überhaupt Glauben schenken.«
    »Es besteht keine Veranlassung, beleidigend zu werden«, knurrte ich. »Zumal das alles schon lange her ist.«
    »Fünf Jahre bei der Reserve der Erdwacht«, fuhr Aymi-Mastr fort. »Anscheinend eine ziemlich viel versprechende Karriere, mit der es in den letzten Jahren jedoch steil bergab ging. Sie wurden vor ein Kriegsgericht gestellt und wegen grober Insubordination unehrenhaft entlassen.«
    »Er war ein Idiot«, murmelte ich. »Das wussten alle. Aber ich war der Einzige, der den Mumm hatte, es ihm auch ins Gesicht zu sagen.«
    »Wie ich sehe, haben Sie dabei kein Blatt vor den Mund genommen«, sagte Aymi-Mastr und blätterte zur nächsten Seite. »Auch wenn ich nur einen Bruchteil dieser irdischen Wörter kenne, ist es doch eine beeindruckende Liste.« Sie blätterte zwei Seiten weiter – zweifellos die Höhepunkte der Kriegsgerichtsverhandlung – und hielt wieder inne. »Darauf folgte eine vierjährige Dienstzeit bei der irdischen Zollbehörde. Auch hier endete eine potenzielle Karriere wieder mit einer plötzlichen Entlassung. Diesmal wegen Bestechlichkeit.«
    »Man hatte mir eine Falle gestellt«, wandte ich ein. Doch klang die Rechtfertigung selbst für meine eigenen Ohren nur halbherzig.
    »Solche Ausreden klingen von Mal zu Mal lahmer«, sagte Aymi-Mastr. »Wie ich sehe, sind Sie damals gerade noch um eine Freiheitsstrafe herumgekommen. Aus dem Zusatz hier geht hervor, dass die Zollbehörde nur deshalb auf ein formelles Verfahren verzichtet hat, weil sie sich die Peinlichkeit Ihres Auftritts ersparen wollte.«
    »Das war ihre Ausrede«, sagte ich. »Allerdings kam ihnen das auch gelegen, weil sie mich dadurch der Möglichkeit beraubten, mich zu rehabilitieren.«
    »Dann verbrachten Sie noch ein halbes Jahr bei der kleinen Spedition ›Gebrüder Rolvaag‹«, fuhr sie fort und blätterte weitere Seiten um. »Und diesmal sind Sie wirklich handgreiflich geworden. Gegenüber dem jüngeren Mr. Rolvaag, wie ich sehe …«
    »Sehen Sie, ich brauche keine vollständigen Quartals-Biografien«, unterbrach ich sie schroff. »Ich war schließlich selbst dort, falls Sie sich erinnern. Wenn Sie auf etwas Bestimmtes hinauswollen, kommen Sie endlich zum Punkt.«
    Der Ihmisit, der stumm meine Tasche durchsucht hatte, schloss sie wieder und richtete sich auf. Er wechselte ein paar Worte mit Aymi-Mastr und verschwand;

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